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Frisieren wie „anno dazumal“

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Die Jahrzehnte vermischen sich in der musealen Ecke des Salons. Dennoch ermöglicht sie Einblicke in technische Entwicklungen mit Messer, Schleifer und Behältern sowie der alten „Höllenmaschine“ für die Dauerwelle.
Die Jahrzehnte vermischen sich in der musealen Ecke des Salons. Dennoch ermöglicht sie Einblicke in technische Entwicklungen mit Messer, Schleifer und Behältern sowie der alten „Höllenmaschine“ für die Dauerwelle. © Nikias Schmidetzki

Nienburg - Von Nikias Schmidetzki. Das mit den Frisuren ist ja so eine Sache: Wichtig ist in erster Linie, was gefällt. Aber ein ganz ordentliches Wort spricht auch immer die Mode mit. Doch nicht nur Schnitte und Farben, auch die Salons gehen bei Ausstattung und Technik mit der Zeit. Und was passiert mit den alten, zum Teil sehr ansehnlichen Sachen? Die dienen der Dekoration.

Viele haben hier und da ein kleines Erinnerungsstück an frühere Zeiten stehen. Anders Holger Hartendorf: Er stellt eine Sammlung an Antiquitäten und Raritäten in einem regelrechten kleinen Museum in seinem Salon aus. Eine Ecke ist speziell für „anno dazumal“ reserviert. Warnhinweise wie „Berühren verboten“ suchen Kunden aber vergeblich. Wer mag, darf auf einem der beiden alten Frisierstühle Platz nehmen und wird auch dort bedient. Und das nehmen einige seit der Umgestaltung gerne an.

Vielleicht finden sich ja auch noch Liebhaber für Frisurentrends aus vergangener Zeit.
Vielleicht finden sich ja auch noch Liebhaber für Frisurentrends aus vergangener Zeit. © Nikias Schmidetzki

Dabei belässt es Hartendorf nicht beim Equipment von „damals“. Selbst bei der Wahl der Tapeten hat er – allerdings ausschließlich in der musealen Ecke – auf Originale aus den 50er-Jahren geachtet. Wer sich frisieren lässt, braucht allerdings nicht zu fürchten, unter alte, stumpfe Klingen zu geraten. Dafür hat der Friseurmeister ja noch seine modernen Geräte. Aber: Möglich wäre es mit manchen Sachen noch. Andere schließt er nicht einmal mehr an. Die alte Heißdauerwelle aus dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts etwa. Die über 100 Jahre alte Apparatur sieht nicht nur abenteuerlich aus, sie habe selbst zu jener Zeit für Verletzungen gesorgt. Wer schön sein wollte, musste eben manchmal leiden. 1909 von einem Deutschen patentiert, wurden die Haare auf einzelne Stäbe gewickelt und erhitzt. Dank des Fortschritts ist das heute nicht mehr nötig. Daneben steht eine alte Trockenhaube, die ein wenig wie aus einem Science-Fiction-Streifen aussieht. Und vor den beiden großen Spiegeln liegen allerlei Helferlein. Ein Rasiermesser ist dort zu finden mit entsprechendem Schleifgerät, Fläschchen, Dosen und Tuben für Puder, Wasser und was es noch so alles brauchte. Wer sich die historischen Utensilien ansehen möchte, muss übrigens kein Kunde sein, sagt Hartendorf. Besucher dürfen gerne den einen oder anderen Blick auf seine Sammlung werfen. Und wenn Zeit ist, gibt es Hintergründe und Geschichten dazu obendrauf.

So antiquiert vieles aussieht, so präsent sind andere Maschinen einigen Besuchern noch. „Mit manchen Sachen habe ich noch gelernt“, sagt Hartendorf. Er hat immer mal wieder Sammlerstücke ausfindig gemacht und gekauft. Nun ist das Stückchen „alter Salon“ weitestgehend fertig. In einer Vitrine sammelt er Kleinkram, von Papieren über Werbung bis zu Hilfsmitteln. Und neben einer kleinen Abtrennung beginnt die „Jetzt-Zeit“. Dort befinden sich die zeitgemäßen Kundenplätze. Da lassen sich die Stühle etwa elektrisch und nicht hydraulisch bewegen – und die Tapeten sind auch schöner.

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