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Vier Mal höheres Unfallrisiko als im Einzelhandel

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Gemeinsam mit Kreisbrandmeister Bernd Fischer und Feuerwehrfrau Marie Quellhorst präsentiert FUK-Geschäftsführer Thomas Wittschurky die aktuellen Unfallzahlen (v.r).
Gemeinsam mit Kreisbrandmeister Bernd Fischer und Feuerwehrfrau Marie Quellhorst präsentiert FUK-Geschäftsführer Thomas Wittschurky die aktuellen Unfallzahlen (v.r). © Leif Rullhusen

Nienburg - von Leif Rullhusen. Nur einen kurzen Augenblick war Marie Quellhorst an jenem Samstag auf ihrem Motorrad unaufmerksam. Ein Moment am 21. Februar vergangenen Jahres, der ihr Leben mit einem Schlag veränderte.

Zu spät sah die damals 16-Jährige das auf der Straße geparkte Auto. Der Versuch, dem Hindernis auszuweichen, misslang. Wie und wo sie das Auto getroffen hat, weiß Marie Quellhorst nicht mehr. „Ich lag anschließend 20 Meter entfernt im Straßengraben“, berichtet die Gymnasiastin aus Bonhorst. Der Rettungshubschrauber brachte die Schwerverletzte nach Hannover in die Uni-Klinik.

Die Diagnose der Ärzte dort: Drei offene Beinbrüche, ein gebrochenes Handgelenk, ein gebrochener Fuß und – das schlimmste – ein zwischen Schlüsselbein und Arm komplett abgerissener Nervenstrang. Bis heute kann Marie Quellhorst den betroffenen rechten Arm kaum bewegen.

Einziger glücklicher Umstand des Unfalls war, dass sie auf dem Weg zu ihrem Dienst bei der Jugendfeuerwehr in Warmsen war, als sie mit ihrer 125er in das Auto krachte. Damit ist das Unglück ein Dienstunfall und fällt in die Zuständigkeit der Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen (FUK). Die öffentlich-rechtliche Einrichtung – eine Art Feuerwehrberufsgenossenschaft – entschädigt Unfälle im freiwilligen Feuerwehrdienst und damit auch den von Marie Quellhorst. Die Schülerin kam somit nicht nur in den Genuss einer hervorragenden medizinischen Behandlung in Spezialkliniken sowie weitreichender Reha-Maßnahmen sondern wird von der FUK auch bei der sozialen Eingliederung unterstützt. So übernimmt die Unfallkasse zum Beispiel die Kosten für den Umbau eines Autos, das Marie Quellhorst, sobald sie ihren Führerschein bestanden hat, mit einer Hand bedienen kann. „Entscheidend für uns ist, dass das Bestmögliche für den Patienten umgesetzt wird“, erklärt FUK-Geschäftsführer Thomas Wittschurky.

Am Donnerstag präsentierte der Geschäftsführer gemeinsam mit Marie Quellhorst und Kreisbrandmeister Bernd Fischer im Nienburger Kreishaus die aktuellen Zahlen der Unfallkasse. Im gesamten Bundesland wickelte die FUK im vergangenen Jahr 2460 entschädigungspflichtige Unfälle ab. 75 davon passierten im Landkreis Nienburg. „Das sind durchschnittlich 6,74 Unfälle in Niedersachsen im freiwilligen Feuerwehrdienst pro Tag“, rechnet Wittschurky vor. „Damit ist der Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr doppelt so gefährlich, wie in der metallverarbeitenden Industrie und das Unfallrisiko sogar vier Mal höher, als im Einzelhandel“, vergleicht er. Insgesamt zeichne sich aber seit Jahren ein Trend nach unten ab.

Die meisten Unfälle passieren übrigens nicht – wie vielleicht vermutet – im Einsatz, sondern bei Übungen und im regulären Dienst. Umknicken und Stürze führen die Statistik an. Relativ häufig seien zudem Unfälle nach Alarmierungen im Privatfahrzeug auf dem Weg zur feuerwehrwache. „Dann sind die Brandbekämpfer vielfach schon mit dem Kopf am Einsatzort“, erklärt Wittschurky. Vor einigen Jahren habe die FUK deshalb bereits ein entsprechendes Präventionsprogramm initiiert. Auch eine Stoplerfalle hat die Unfallkasse der Feuerwehr mit der Einführung des TigerentenSchlauchs entschärft. Die einst grauen Wasserschläuche sind seit ein paar Jahren nämlich im Tigerenten-Look farbig gestreift.

Marie Quellhorst hat indes noch einen langen Reha-Weg vor sich. Sicher kann sie sich dabei der Unterstützung durch die FUK sein. Die inzwischen 17-Jährige hofft, dass sie ihren rechten Arm irgendwann wieder für den alltäglichen Gebrauch nutzen kann. Die Truppmann-1-Prüfung zur Feuerwehrfrau bestand sie im vergangenen Herbst trotz ihres Handicaps übrigens souverän.

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