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Entlastung mit Gegenwind

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Die Besucherzahlen des Wesavi steigen, liegen aber noch weit hinter den Erwartungen zurück.
Die Besucherzahlen des Wesavi steigen, liegen aber noch weit hinter den Erwartungen zurück. © Inga Stecher

Nienburg - von Leif Rullhusen. Viktoria Kretschmer weigerte sich, dem Wesavi-Aufsichtsrat und der Geschäftsführung Entlastung zu erteilen. Allerdings als einziges Ratsmitglied. Somit hatte das Veto der Linken-Ratsfrau eher symbolische Bedeutung.

Der Rest des politischen Gremiums stimmte der Entlastung in der Ratssitzung am Dienstagabend nämlich geschlossen zu. „Die Geschäftsführung hätte längst Maßnahmen ergreifen müssen“, kritisierte Kretschmer. „Ich erwarte von der Bädergesellschaft ein eindeutiges Konzept, wie sie die Kosten in den Griff bekommen will.“ Mit ihrer Kritik war sie allerdings nicht allein: Heike Möhlmann (Grüne) befürchtete sogar, dass die gesamte Muttergesellschaft, die Holding Stadt Nienburg, Schaden nehmen könnte.

Grund für das Veto von Kretschmer und die Befürchtungen von Möhlmann sind die massiven Verluste, die die stadteigene Bädergesellschaft im ersten Wesavi-Betriebjahr verzeichnte. Zwei Millionen Euro pumpte die städtische Holding in die neue Badelandschaft. Als das Neubauprojekt geplant wurde, sprachen Stadt und Politik gerade einmal von 800 000 Euro im Jahr. Die passten beide Seiten im Zuge der Realisierung nach und nach auf 1,1 Millionen an. Real waren es im Jahr 2015 schließlich exakt 2003114,26 Euro.

„Die Fehler, die zu den Verlusten geführt haben, sind weder vom Aufsichtsrat noch von der Geschäftsführung, sondern zu Beginn des Projektes gemacht worden“, entgegnete Sozialdemokrat Klaas Warnecke den Argumenten von Viktoria Kretschmer. Deshalb sei ihnen Entlastung zu erteilen. Ein Fehler sei zum Beispiel der Verzicht auf einen Sprungturm gewesen. Grundsätzlich schob Warnecke die Schuld an den Verlusten auf die Unternehmensberatung Aqualon, die viel zu hohe Besucherzahlen prognostiziert hätte.

Viktor Jahn (CDU) machte die Anlaufschwierigkeiten im ersten Betriebsjahr mitverantwortlich. So habe es unter anderem ungeplante Baumaßnahmen gegeben. „Mittlerweile wird das Bad angenommen“, gab sich Jahn optimistisch. Aktuell verzeichne das Wesavi einen Besucheranstieg von acht Prozent gegenüber 2015.

Die Bädergesellschaft hat übrigens schon einen Wirtschaftsplan für dieses Jahr aufgestellt, der diese positive Entwicklung der Gästezahlen berücksichtigt. Der beinhaltet einen Jahresfehlbetrag über 1,935 Millionen Euro – für ein Betriebsjahr ohne Anlaufschwierigkeiten und außerplanmäßige Baumaßnahmen.

Die Aqualon-Prognosen sind in der Planungsphase übrigens niemals ernsthaft hinterfragt worden – weder von Verwaltung, noch von Politik. Es hätte sicherlich wirklichkeitsnähere Einschätzungen gegeben. Wesavi-Geschäftsführer Olaf Seemeyer hielt die Aqualon-Zahlen beispielsweise schon vor Aufnahme des Badebetriebs für absolut unrealistisch.

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