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„Neue“ Drogen noch kein Thema

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Landkreis - Von Nikias Schmidetzki. Sie tarnen sich als Kräutermischungen und dienen vielen als neue Drogen. Im Kreis Nienburg scheinen diese "Legal Highs" ebenso wie andere neue Drogen, "Crystal Meth" etwa, noch nicht auf dem Vormarsch zu sein.

Ein Trend hält an: Seit Jahren schon ist die Zahl junger rauchender Menschen rückgängig. Ein Grund nachzulassen, ist das für diejenigen, die über Drogen aufklären, aber nicht. Vor allem „neue“ Drogen stehen im Verdacht, sich schnell zu verbreiten und gelten als besonders gefährlich. Im Kreis Nienburg scheinen sie allerdings noch keine große Bühne zu haben.

Insbesondere das synthetische Crystal Meth wie auch sogenannte Legal Highs – wobei der Name täuscht, da sie keineswegs legal sind – sorgen medial seit einiger Zeit für Interesse, egal ob in den Nachrichten oder im Film. Im Kreis Nienburg sind beide jedoch (noch) kein Problem, teilte Nienburgs Polizeisprecherin Gabriela Mielke auf Nachfrage mit.

Für Aufsehen hatten vor einiger Zeit drei junge Männer aus Celle, die in der Weserstadt zu Gast waren, gesorgt. Sie waren nach dem Konsum einer als „Legal High“ bezeichneten Kräutermischung hilflos aufgegriffen worden. Die Drogen hatten sie sich bereits in Celle besorgt. Diese Mixturen werden als Badesalze, Lufterfrischer oder Kräutermischungen deklariert und im Internet als vermeintlich legale Alternative zu illegalen Drogen angeboten. Die bunten Tüten tragen exotische Namen, und das Internet wirbt mit Slogans wie „Eine Auszeit nehmen und sich entspannen. Wir helfen den Feierabend oder das Wochenende stimmungsvoll zu genießen.“ Die Kräuter dienen als Trägerstoffe für synthetisch hergestellte Drogen und werden in der Regel geraucht.

Doch was so harmlos klingt, kann schwere gesundheitliche Folgen und sogar lebensgefährliche Vergiftungserscheinungen nach sich ziehen. „Wir können vor dem Konsum nur warnen. Die Risiken sind nicht kalkulierbar und der Konsument weiß nicht wirklich, was er da konsumiert. Ihm sind weder die Zusammensetzung noch die Konzentration des Rauschmittels bekannt“, teilt Gabriela Mielke weiter mit.

Diesen Trend bestätigt auch Hans Aderhold von der Suchtberatungsstelle des Paritätischen in Nienburg. Auch dort sind weder Crystal Meth noch „Legal Highs“, das was die zu Beratenden konsumieren. Was aber nicht bedeute, dass sie tatsächlich noch nicht angekommen sind. „Wenn jemand anfängt, Drogen zu nehmen, kommen die Probleme mit Verzögerung“, sagt Aderhold. Soll heißen: Erst wenn die Sucht erkannt ist, wenden sich viele an die Beratungsstelle. Bis dahin kann viel Zeit vergehen – wie lange, hängt von der Droge ab, im Alkoholbereich können es gar Jahre sein. Rund 200 Konsumenten illegaler Drogen berät die Stelle jährlich, etwa gleich viele sind dem Alkohol verfallen.

Was Aderhold sehr wohl bemerkt: Der THC-Gehalt (Tetrahydrocannabinol), der berauschende Wirkstoff in der Hanfpflanze, ist gestiegen. Konsumenten haben zudem nicht nur mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, sondern auch mit finanziellen. Auf 600 bis 800 Euro pro Monat schätzt Aderhold die Kosten, die auf einen Konsumenten zukommen.

Bei der Verschleierung der Sucht und besonders des Konsums sind die Nutzer mitunter äußerst fantasievoll. So war vor einigen Wochen der Nienburger Polizei ein Fahranfänger ins Netz gegangen, der eine Urinprobe abgeben sollte. Die Beamten fanden in der Unterhose des 18-Jährigen „Clean-Urin“, eine synthetische Flüssigkeit, die im speziellen Fall als Salat-Dressing getarnt gewesen war. Die anschließende korrekte Urinprobenabgabe verlief positiv: Der junge Mann hatte Marihuana geraucht.

Vor einer ganz anderen Gefahr der Sucht warnt indes Sozialpädagoge Stefan Gilster. Der Mitarbeiter des Nienburger Jugendhauses spricht von einer „Mediensucht“, der viele junge Menschen zum Opfer fallen. Gerade allgegenwärtige Smartphones haben demnach einen enormen Stellenwert eingenommen. Und auch dabei stehe immer wieder die Gefahr der Verschuldung im Raum. Auch mit hohen Handyrechnungen kommen Jugendliche zu ihm, um sich beraten zu lassen.

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