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Wenn Superlative nicht ausreichen

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Verabschiedet (v.l.): Cord Meyer, Detlef Schiller und Enno Schomerus.
Verabschiedet (v.l.): Cord Meyer, Detlef Schiller und Enno Schomerus. © Kurt Henschel

Nienburg - von Kurt Henschel. „Ein alter Hund lernt keine neuen Kunststücke.“ Mit diesen Worten begründete Enno Schomerus, warum es an der Zeit sei, vom Posten zu weichen. Er sowie Cord Meyer und Detlef Schiller bildeten gemeinsam rund 15 Jahre lang die Spitze der Kreisjugendfeuerwehr Nienburg.

Nun sind sie es nicht mehr. Die Neuen heißen Mario Hotze, Tristan Müller und Andreas Ohling – jeweils einstimmig gewählt beim Kreisjugendfeuerwehrtag am Sonnabend im Nienburger Feuerwehrhaus.

Dort standen aber zunächst die „Alten“ – das sogenannte „SMS-Trio“ – im Mittelpunkt. Abschiednehmen war angesagt. Und diesem Anlass entsprechend gestaltete der Rest der Kreisjugendfeuerwehr das Ereignis zu einer hochemotionalen Angelegenheit, bei der der bisherige Kreisjugendfeuerwehrwart Detlef Schiller sowie seine beiden Stellvertreter Enno Schomerus und Cord Meyer manche Träne der Rührung ver- beziehungsweise unterdrückt haben.

Schiller, Meyer und Schomerus hatten zunächst Offizielles abzuarbeiten, ehe es danach ins Eingemachte ging. Der Zeitpunkt des Abtritts war gekommen und die 120 stimmberechtigten Mitglieder der Kreisjugendfeuerwehr schickten die Nachfolger Hotze, Müller und Ohling in die Schuhe der Scheidenden. Die wiederum erlebten dann eine wahre Lobes-Orgie, die Landrat Detlev Kohlmeier einläutete. Als er ans Mikro trat, bescheinigte er der Zusammenkunft bis dahin zunächst „ein atemberaubendes Tempo“ und sagte: „Da muss ich jetzt mal ein bisschen abbremsen“. Das tat er auch, denn er wusste, was das „SMS-Trio“ nicht gewusst hatte: Rund 300 Kinder und Jugendliche marschierten über den Hof in das zur Festhalle umgeschmückte Feuerwehrhaus ein. Schiller, Meyer und Schomerus blieb sichtbar die Spucke weg.

Kohlmeier würdigte die Verdienste der aus dem Amt Ausgeschiedenen in den höchsten Tönen und merkte sehr bald: „Die Superlative der deutschen Sprache reichen eben manchmal nicht aus, um das Geleistete angemessen auszudrücken.“ Schiller, Meyer und Schomerus hätten „Mut zur Verantwortung“ gehabt und ihre Aufgaben „mit Hingabe und Leidenschaft“ angepackt, so der Landrat, der seine Hochachtung aussprach: „Wir wissen zu schätzen, was wir Ihnen zu verdanken haben.“

Schiller bedankte sich und sagte: „Wenn eine Sache keinen Spaß macht, dann tut man das nicht. Uns hat es immer Spaß gemacht.“ Schiller dankte allen dafür, „dass der Landkreis so gut aufgestellt ist“.

Als Schiller dann Kreisbrandmeister Bernd Fischer das Wort erteilen wollte, grätschte Mario Hotze dazwischen: „Nee, jetzt übernehme ich“, rief er ins Mikrofon. Der neue Kreisjugendfeuerwehrwart leitete damit die Übergabe der zahlreichen Geschenke an das Ehemaligen-Trio ein. Gerührt nahmen sie Gutscheine entgegen – Schiller für eine Wochenend-Reise nach Berlin, Schomerus für einen Fallschirmsprung sowie Meyer für eine Panzerfahrt in Munster. Und es gab noch mehr Geschenke, darunter diverse Bilder zur Erinnerung und Präsentkörbe.

Dann durfte Bernd Fischer aber doch ran. Er hatte kurz zuvor noch seinen Notfallkoffer aus seinem Auto holen lassen und versorgte mit einem Johanniter zusammen den Landrat, der beim Betreten der Bühne gestolpert war und sich an der Hand verletzt hatte. Letztlich halb so schlimm.

Fischer also: Er machte es – wie eigentlich immer – knackig kurz. Etwas länger sprach der Bundestagsabgeordnete Maik Beermann (CDU), der von einer „Erfolgsgeschichte“ sprach, die die Nachfolger „ganz sicher fortschreiben“. Beermann überreichte Mario Hotze symbolträchtige Präsente – eine Fackel, die für Tradition stehe („Möge das Feuer lange brennen“), Handschuhe, einen Spiegel, in den Hotze, Müller und Ohling auch nach schweren Entscheidungen noch schauen können sollen, und eine Flasche Schluck, wenn sie sich denn einmal zurücklehnen können.

Karsten Heineking, CDU-Landtagsabgeordneter, äußerte sich „begeistert, wie viele Jugendliche sich auf den Weg gemacht haben“. Wolfgang Brandt als Regierungsbrandmeister („Ich ziehe den Hut ob der Leistungen der Ausgeschiedenen“), Bezirksjugendfeuerwehrwartin Jana Bengston, Steimbkes Samtgemeindebürgermeister Knut Hallmann im Namen seiner Amtskollegen aus dem Landkreis sowie Arnold Schröder als Gemeindejugendfeuerwehrwart der Samtgemeinde Mittelweser rundeten den Redner-Reigen ab.

Schiller bedankte sich im Namen auch seiner beiden Co-Piloten und erklärte bescheiden: „Ein Boot segelt nur so gut wie es die Mannschaft ist.“ Er sprach damit ein pauschales Lob aus an die gesamte Kreisjugendfeuerwehr und bat zum inoffiziellen Teil auf den Gerätehaus-Hof, auf dem die Super-Truppe des Verpflegungszugs aus Wietzen natürlich nicht fehlen durfte: Die Mitglieder des Teams hatte sich in die Koch-Kluft geworfen, um allen Gästen Schmackhaftes zuzubereiten und anzubieten.

Und dann waren da auch noch Künstler, die das Abschiedsfest für Schiller, Meyer und Schomerus sowie die Begrüßung von Hotze, Ohling sowie Müller würzten: Die Blaskapelle Rehburg sowie „Die drei Tenöre“, ebenfalls aus Rehburg. Mit ihrer Show begeisterten Lars Brümmer, Bernd Kohlrusch und Jörg Lempfer.

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