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Ausnahmezustand nach Schüssen in US-Stadt Charlotte

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Charlotte - Wieder wird ein Schwarzer in den USA von Polizisten erschossen. Obwohl er bewaffnet gewesen sein soll, entlädt sich Wut über Polizeigewalt in den Straßen von Charlotte.

Die Ausschreitungen wurden von Plünderungen und Brandstiftungen begleitet. Foto: Caitlin Penna
1 / 6Die Ausschreitungen wurden von Plünderungen und Brandstiftungen begleitet. Foto: Caitlin Penna © Caitlin Penna
Ein Demonstrant soll von einem Zivilisten angeschossen worden sein. Foto: Jeff Siner/Zuma Press
2 / 6Ein Demonstrant soll von einem Zivilisten angeschossen worden sein. Foto: Jeff Siner/Zuma Press © Jeff Siner
Viele Meschen protestierten friedlich gegen das Vorgehen der Polizei. Foto: Caitlin Penna
3 / 6Viele Meschen protestierten friedlich gegen das Vorgehen der Polizei. Foto: Caitlin Penna © Caitlin Penna
Die Polizei setzte Tränengas ein. Foto: Caitlin Penna
4 / 6Die Polizei setzte Tränengas ein. Foto: Caitlin Penna © Caitlin Penna
Gerechtigkeit statt Gewalt. Foto: Caitlin Penna
5 / 6Gerechtigkeit statt Gewalt. Foto: Caitlin Penna © Caitlin Penna
Der Gouverneur erwägt eine Ausgangssperre. Foto: Caitlin Penna
6 / 6Der Gouverneur erwägt eine Ausgangssperre. Foto: Caitlin Penna © Caitlin Penna

Wegen Ausschreitungen bei Protesten gegen Polizeigewalt ist in der US-Stadt Charlotte der Ausnahmezustand ausgerufen worden. Er habe außerdem Maßnahmen eingeleitet, um die Nationalgarde und die Autobahnpolizei einzuberufen, twitterte der Gouverneur des Bundesstaats North Carolina, Pat McCrory, in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit).

Zuvor waren zum zweiten Tag in Folge Hunderte Menschen in Charlotte auf die Straße gegangen, um gegen den Tod eines Afroamerikaners durch Polizeischüsse am Dienstag zu protestieren. Die Lage eskalierte: Es kam zu Sachbeschädigungen und Plünderungen; die Polizei setzte Tränengas ein.

Die Nationalgarde solle Gebäude und Güter schützen, sagte McCrory dem Nachrichtensender CNN. Die Polizei habe um diese Unterstützung gebeten. Vier ihrer Beamten wurden bei den Ausschreitungen verletzt, wie die Polizei per Twitter mitteilte. Am Vortag hatte es 16 verletzte Polizisten gegeben.

Ein Mann wurde am späten Mittwochabend angeschossen. Zunächst hieß es, er sei ums Leben gekommen. Die Stadtverwaltung korrigierte dann allerdings einen eigenen früheren Bericht. Der Mann sei in kritischem Gesundheitszustand und an lebenserhaltende Systeme angeschlossen, twitterte sie. Er war den Angaben zufolge von einem anderen Zivilisten angeschossen worden. Die Polizei habe nicht geschossen.

Randalierer schlugen Fensterscheiben von Gebäuden und Fahrzeugen ein, schmierten den Namen der Schwarzenbewegung «Black Lives Matter» an Wände und griffen auch Reporter an, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Nahverkehrszüge fielen aus. Ab etwa 2.00 Uhr beruhigte sich die Lage allmählich.

Polizeichef Kerr Putney hatte am Mittwoch berichtet, Polizisten hätten am Dienstag bei der Fahndung nach einem Verdächtigen auf einem Parkplatz einen Bewaffneten in einem Auto angetroffen. Sie hätten ihn mehrfach aufgefordert, auszusteigen. Das habe er schließlich getan, allerdings mit der Waffe. Er habe die Polizisten bedroht; daraufhin habe einer von ihnen geschossen. Der Schütze und der getötete 43-jährige Familienvater sind Afroamerikaner.

Eine Reporterin veröffentlichte ein Video der Schwester des Erschossenen. Die Frau gibt an, dass ihr Bruder nicht bewaffnet gewesen sei. Er habe in seinem Auto ein Buch gelesen und auf seine Kinder gewartet, als die Polizei ihn tötete.

Die Polizei besitzt dem Gouverneur McCrory zufolge von dem Vorfall Videoaufnahmen, die aber zuinächst nicht veröffentlicht wurden. Erst am Montag war ein Video veröffentlicht worden, das zeigte, wie eine Polizistin in Oklahoma einen unbewaffneten Afroamerikaner erschoss.

Wie bei früheren Fällen von tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner gab es landesweit Diskussionen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump brachte bei einer Veranstaltung in Ohio die Polizeirichtlinie «stop and frisk» ins Gespräch. Der Gebrauch dieser Taktik, die willkürliches Kontrollieren und Durchsuchen von Passanten erlaubt, in New York hatte vor wenigen Jahren für scharfe Kritik gesorgt, weil meist Schwarze und Latinos kontrolliert wurden. Ein Bundesgericht erklärte die Praxis der Stadt vor drei Jahren für verfassungswidrig.

dpa

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