Direkt unter dem Chronographen, wie das Zeiteisen hier genannt wird, liegt übrigens der Startknopf- und Stoppknopf des DS. Wer suchet, der findet. Aber so eine Extravangance sei einer Göttin gestattet.
Unaufgeregt und sachlich präsentiert sich hingegen der Peugeot 3008 im Innenraum. Das bekannte i-Cockpit mit dem zentralen Bildschirm ist bekanntermaßen übersichtlich und funktional.
Da sie sich Technik und Produktionsplattform teilen, unterscheiden sich 3008 und DS 7 in vielen Punkten nicht. Positiv wie negativ: Zu letzterem zählt beispielsweise die nicht gerade optimale Verkehrszeichenerkennung. Da ist schon längst die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn aufgehoben, das Display behauptet aber immer noch steif und fest "Tempo 100". Das ist schlecht aber noch nahezu folgenlos. Im umgekehrten Fall wäre ein Verlassen auf das Bordinstrument fatal. Nur noch 80 Stundenkilometer sind tatsächlich erlaubt, die Verkehrszeichen-Erkennung signalisiert jedoch freie Fahrt.
Und dann haben wir da noch das TomTom-Navi, das ja von der Grafik schon mal keine Schönheit ist, aber von Echtzeit-Verkehrsmeldung so weit entfernt ist, wie wir vom Mond. Während eine Autobahntunnelsperrung bei München schon 30 Minuten im Internet online war, ließ uns das Navi voll in den Stau fahren, Zeitverlust eine Stunde.
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Und noch was zum Motzen: Wer hat denn da bei der DS 7 nicht mitgedacht? Der Stummelschalter für Tempomat und Abstandshalter ist links unter dem Lenkrad so ungeschickt angebracht, dass man bei der Einstellung schon gerne mal den Blinker betätigt. Und andersherum. Ergonomie geht anders. Aber es gibt halt Vorurteile, die offenbar seit jeher auch von den Entwicklern gepflegt und bestätigt werden müssen. Zum Beispiel, dass die Franzosen wie hier auch immer gerne ein paar Knöpfe zu viel im Cockpit verteilen als unbedingt nötig oder dass man Mechaniker mit drei Händen braucht, um im Motorraum wichtige Reparaturen ausführen zu können. Was wir in diesem Fall jedoch noch nicht wissen.
Ebenfalls in die Mecker-Ecke gehört die wirklich schlechte Rückfahrkamera. Ihre Auflösung erinnert an die Anfangszeiten der Autokameras. Unscharf und leicht flirrend ist das Bild, jetzt könnte man sagen, es erfüllt seinen Zweck und damit hätte man sogar recht. Aber in einem Premium-Auto wie der DS7 zumindest sollte es schon HD sein. Und im 3008 auch, schließlich kostet die zwar recht üppig ausgerüstete GT-Variante schon über 40.000 Euro.
Dafür werkelt hier (wie auch im getesteten DS) der 177 PS starke und mit einem kräftigen Drehmoment von 400 Nm ausgestattete Diesel unter der Bezeichnung Blue HDI 180. Dank Partikelfilter und SCR-Katalysator erfüllt er die neue WLTP-Schadstoffnorm Euro-6D, bei Stickoxid liegt er mit 30 mg/km um mehr als die Hälfte unter der ab 2020 gültigen WLTP-Norm 80 mg/km. Das ist vorbildlich. Spass machen darf der Motor allerdings auch noch. Und das tut er in beiden Autos.
DS 7 und 3008 sprinten frontgetrieben und mit Acht-Gang-Automatik in jeweils 8,9 Sekunden auf Tempo 100. Das ist auf dem Papier nicht viel, vom Gefühl her liegen wir um mindestens zwei Sekunden drunter. Diesel und Drehmoment sind halt immer noch ein echtes Power-Duo. Beim Verbrauch haben wir mit der schweren DS nicht die angepeilten 4,9 Liter auf 100 Kilometer erreichen können. Es waren 7,4 Liter, allerdings war ein langes Stück Autobahn, flott gefahren, dabei. Beim Peugeot lagen die Werte ein wenig darunter.
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Vom Platzangebot im Kofferraum unterscheiden sich DS und Peugeot nur marginal: Der 3008er hat 520 bis 1.482 Liter (bei umgeklappten Rücksitzlehnen) zu bieten, die DS ein wenig mehr mit 555 bis 1.750 Liter. Damit wird die direkte Konkurrenz von BMW X3 oder Alfa Romeo Stelvio in die Schranken gewiesen. Nur der etwas größer 5008er bringt es auf sagenhafte 780 bis 1.940 Liter.
Und noch einen Haken haben wir bei der DS 7 gefunden: Als passionierter Anzugträger ist die Jacketaufhängung ein kleines aber wichtiges Detail. Hier versagt die Diva leider. Der Haken ist zu klein und viel zu dicht am Haltegriff angebracht. Und so gerät jeder Versuch, seine Anzugjacke aufzuhängen, zu einem reinen Geduldsspiel, bei dem entweder Nämliche zu reißen droht oder die Jacketaufhängung selbst. Ganz zu schweigen vom nachfolgenden Verkehr, der minutenlang um die geöffnete Tür herumfahren muss, bis das gute Stück endlich auf dem Haken ist.
Wen soll man nun kaufen, wenn man nun partout einen Franzosen will? Ohne der Diva zu nahe treten zu wollen, uns fällt nach den Testfahrten, die direkt hintereinander lagen, die Entscheidung nicht schwer. Der 3008er ist nicht nur günstiger, sondern bietet mal von den glamourösen Extravaganzen von Madame mal abgesehen, fast das Gleiche.
Der GT mit seiner üppigen Ausstattung liegt wie gesagt bei 40.000 Euro. Ab diesem Preis fängt die Göttin erst an, mit 10.000 Euro mehr ist man da schnell dabei. Trotzdem müssen wir an dieser Stelle ein Kompliment loswerden. Ob DS 7 oder 3008er – beide Autos sind von Petitessen mal abgesehen gut. Nicht mehr ganz so eigenwillig französisch vielleicht, sondern – pardon – ein wenig nüchterner und deutscher. Der Peugeot mehr, die DS 7 weniger.
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Rudolf Bögel
*Nachtrag: Mit 4,57 Metern Länge übertrifft die DS 7 den 3008er um zehn Zentimeter. Er ist aber um sechs Zentimeter kürzer als der 5008er. Beim Radstand liegt die DS 7 mit 2,74 Metern wiederum näher beim 3008er, der es auf 2,68 Meter bringt, während der 5008er bei 2,84 Metern liegt. Von daher wäre auch ein Vergleich der beiden Flaggschiffe legitim gewesen. Wir haben bewusst den kleineren SUV gewählt, um zu checken, ob kleiner in diesem Fall nicht sogar besser ist?