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Lkw-Fahrer packt aus: So abgelenkt sind seine Kollegen am Steuer

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Besonders am Stauende ist die Unfallgefahr hoch.
Besonders am Stauende ist die Unfallgefahr hoch. © picture alliance / Julian Stratenschulte

Zu oft geschehen Unfälle, bei denen Lkw-Fahrer ungebremst in ein Stauende krachen. Ein Trucker erklärt nun, wie unverantwortlich sich manche Kollegen verhalten.

Ein Szenario, wie es oft in den Nachrichten zu sehen gibt: Ein Lkw kracht am Stauende in einen Pkw, die Insassen haben fast keine Chance zu entkommen. Laut der Unfallforschung der Versicherer macht diese Konstellation fast ein Fünftel aller schweren Lkw-Unfälle aus und sind zu 30 Prozent für die dabei Getöteten verantwortlich.

Darum passieren so viele Auffahrunfälle durch Lkw-Fahrer

Im Gespräch mit dem News-Portal Bild erklärt ein Trucker, Mike Schiffner, warum gerade diese Unfälle so oft passieren: "Viele meiner Kollegen sind abgelenkt", erklärt er. "Sie spielen während der Fahrt mit dem Handy oder lesen Bücher. Ich habe sogar schon Fahrer gesehen, die sich ein Laptop auf die Armatur stellen und Spielfilme gucken. Das ist Wahnsinn! Das sind in meinen Augen Vollidioten!"

Doch dies sei bei Weitem nicht das einzige Problem. Viele Lkw-Fahrer stünden enorm unter Druck: "Etwa die Hälfte der Fahrer, die auffahren, sind übermüdete Ausländer - aufgrund der langen Fahrzeit, die sie auf dem Buckel haben." Bei ihnen würde es sich um billige Arbeitskräfte aus Osteuropa handeln, die gerade deshalb so schlecht bezahlt werden, damit Produkte auf dem deutschen Markt günstiger angeboten werden könnten.

Unfälle mit dem Lkw - eigentlich lassen sie sich verhindern

Mike Schiffner fährt selbst seit 29 Jahren als Trucker Gefahrgüter durch Deutschland. Deshalb weiß er, dass solche Unfälle gar nicht passieren dürften. An Bord befindet sich nämlich ein Notbremssystem, das den Lkw automatisch um zehn Stundenkilometer abbremst, wenn er sich einem fahrenden oder stehenden Hindernis nähert. "Lkw über acht Tonnen müssen seit November 2015 bei Neuzulassung in der EU einen Notbremsassistenten an Bord haben", erklärt auch ADAC-Sprecher Johannes Boos.

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Zusätzlich soll ab November 2018 die Geschwindigkeit um 20 Stundenkilometer reduziert werden. Doch selbst das reicht laut dem Experten nicht: "Moderne Systeme können sehr viel mehr leisten und den Lkw sogar komplett zum Stillstand bringen!"

Jedoch wird dies nichts bringen, solange Lkw-Fahrer in der Lage sind, diese Notfallsysteme abzustellen. "Viele meiner Kollegen schalten es permanent aus, damit sie dichter auffahren können. Beim Überholvorgang wollen sie erst kurz vorher aus dem Windschatten ausscheren. Das würde der Assistent nicht ermöglichen", erklärt Schiffner. Deshalb fordert Boos zusätzlich, dass "Notbremsassistenten im Regelbetrieb vom Fahrer nicht ausgeschalten werden können. Sonst sind sie wirkungslos."

Lesen Sie hier, wie oft Sie mit Ihrem Auto zur Hauptuntersuchung müssen.

Von Franziska Kaindl

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