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Cellist Beckmann spielt für Obdachlose

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Cellist Thomas Beckmann gibt Konzerte und sammelt dabei Spenden für Obdachlose
Spielt 65 Konzerte zu Gunsten von Obdachlosenprojekten: Thomas Beckmann © dpa

München - Der Cellist Thomas Beckmann tut es wieder: Cello spielen, mit einem besonderen Ziel. Er will so Spenden für Obdachlosenprojekte in Deutschland sammeln. Insgesamt 65 Konzerte sind vorgesehen.

Der Düsseldorfer Cellist Thomas Beckmann geht zum zwölften Mal auf Tournee für Obdachlose und arme Menschen. Start ist am Dienstag in Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen. Bei 65 Konzerten bis Mitte April will der 56-Jährige wieder Spenden für Obdachlosenprojekte in ganz Deutschland sammeln. Rund 1,5 Millionen Euro sind bei seinen bisherigen Konzerttourneen zusammengekommen.

Auf dem Programm stehen Stücke von Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach und Charlie Chaplin, der selbst ein talentierter Cellospieler gewesen sei, heißt es in der Tourneeankündigung. Hochmut gegenüber Obdachlosen sei fehl am Platz, sagt er im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Vor mehr als 20 Jahren haben Sie den Obdachlosenhilfeverein „Gemeinsam gegen Kälte“ gegründet. Hat sich seitdem das Problem Obdachlosigkeit entspannt?

Beckmann: Wir fördern mehr als 300 Projekte in rund 100 Städten in ganz Deutschland. Da hat man schon einen gewissen Überblick. Nach unseren Erfahrungen muss man sagen: Die Zahl der Obdachlosen hat ebenso wenig abgenommen wie die Zahl der Armen. Über 30 000 Menschen ohne eigene Wohnung sitzen nachts in den Fußgängerzonen - immer wieder frieren sich Obdachlose zu Tode.

Sind die Obdachlosen nicht selbst für ihr Schicksal verantwortlich?

Beckmann: Wir müssen die Hilfe für Obdachlose von der Schuldfrage trennen. Obdachlose sind meist Menschen, denen die Hoffnung fehlt. Wie wir mit Menschen umgehen, von denen zunächst einmal kein Dank zu erwarten ist, ist eine Frage des sittlichen Zustandes der Gesellschaft.

Wollen denn nicht auch Menschen auf der Straße leben?

Beckmann: Das ist Sozialromantik. Es hat sich noch niemand freiwillig aus seiner Wohnung räumen lassen. Die meisten haben ein Schicksal, das jeden treffen könnte. Ein Drittel der Obdachlosen sind Akademiker und ehemals Selbstständige. Hochmut ihnen gegenüber ist fehl am Platz.

Hilfe für Obdachlose ist nicht nur eine Frage des Geldes?

Beckmann: „Gemeinsam gegen Kälte“ ist kein reiner Spendensammelverein. Wir verstehen uns als meinungsbildendes Instrument zugunsten von Armen und Schwachen in einer Welt, in der Barmherzigkeit keine Selbstverständlichkeit ist.

Und dabei setzen Sie auf die Musik?

Beckmann: Mit meinen Benefizkonzerten geht es mit auch darum, die bürgerlichen Multiplikatoren zu erreichen. Die Musik ist eine unbezwingbare Macht des Guten. Sie sorgt dafür, dass sich die Menschen dem Thema positiv nähern.

dpa

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