Was Prandi an Berlin mag: das Wetter, das im Winter komplett anders ist als im Sommer. Das Weltstädtische, die Internet-Szene, die Toleranz, die Künstler und Kreativen. Und: «Ich kann mir etwas X-Beliebiges anziehen und das Haus verlassen, ohne mich schlecht zu fühlen.» Was Prandi nicht mag: Im Supermarkt ist für ihn die durchschnittliche Auswahl und Qualität nicht so gut wie in Italien. Die Suche nach einer Wohnung oder einem Job kann sehr mühsam sein.
Ein Blick in die Statistik der 3,5 Millionen-Einwohner-Metropole: Nach dem Mauerfall ist die Zahl der Ausländer in Berlin von 386 000 (1992) auf 573 000 (2014) gestiegen, die vielen Flüchtlinge aktuell sind noch nicht eingerechnet.
Deutsche kommen wohl mit geringeren Erwartungen als Ausländer, die die Stadt nur aus dem Reiseführer kennen. Sie wissen, dass die Zeiten mit 200 Euro billigen WG-Zimmern vorbei sind und dass der Winter an der Spree gefühlte sechs Monate lang ist.
In New York, London oder Tel Aviv ist die deutsche Hauptstadt noch der billige und coole Sehnsuchtsort. «Berlin wirkt wie ein Magnet», sagt Günter Neuhaus, Leiter der Spracharbeit am Goethe-Institut. Vor sieben Jahren waren es noch 6300 Kursteilnehmer, 2014 waren es 8300.
Beliebt ist Berlin auch bei jungen Israelis. Amir Naaman ist einer der Betreiber des Neuköllner Buchladens «Topics». Berlin sei bequem für Expats, sagt der 31-Jährige. «Es war nicht meine erste Wahl, aber eine gute Wahl.» Er fühle sich hier frei, nicht wie ein Immigrant. Israel vermisst er trotzdem.
Carly Abramovitz fragte sich lange «Gehöre ich hierher?». Berlin schien ihr so grau und trist, bevor sie die schönen «Aha-Momente» hatte. An einem Punkt wollte die Südafrikanerin schon der Stadt den Rücken kehren. Dann kam ein Jobangebot in einer Praxis. Jetzt bietet sie Therapiestunden - auf Englisch. Patienten wird sie in den kommenden Jahren in Berlin vermutlich noch viele finden.
Abramovitz' Blogeintrag zu Berlin
Federico Prandis Liste mit deutschen Wörtern