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Berlins kleiner Eisbär wagt sich nach draußen

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Die kleine, noch namenlose Eisbärin macht ihre erste Erkundungstour im Tierpark mit ihrer Mutter Tonja. Foto: Kay Nietfeld
Die kleine, noch namenlose Eisbärin macht ihre erste Erkundungstour im Tierpark mit ihrer Mutter Tonja. © Kay Nietfeld

Ein tapsiges Eisbärenjunges und seine liebevolle Mutter - diesem Anblick kann sich im Berliner Tierpark gerade niemand entziehen. Ab Samstag können auch Besucher dahinschmelzen.

Berlin - Hoppel, tappel, pardauz: Berlins niedliches Eisbärchen hat im Tierpark seinen ersten öffentlichen Auftritt mit Bravour gemeistert. Dicht an der Seite von Mutter Tonja klettert das dreieinhalb Monate alte Jungtier am Freitagvormittag auf den Felsen der Außenanlage herum. Dann wagt es sich auch mutig ins Wasser und paddelt im flachen Beckenbereich.

Doch alles Neue erfordert Übung - und so landet das Eisbär-Mädchen so manches Mal auf der Nase. Nach seinem Auftritt vor der Presse ist das Jungtier ab Samstag für Besucher zu sehen.

Im Tierpark im Osten der Stadt ist das Entzücken groß - und auch die Erleichterung. Zweimal schon hat Tonja ihre Jungen verloren. Nun hat ihr Nachwuchs die riskanten ersten Monate überlebt - ohne Eingreifen von Pflegern oder Tierärzten. «Wir wollten keinen zweiten Knut, keine Handaufzucht», betont Tierpark-Direktor Andreas Knieriem. «Das hier ist eine andere Geschichte.»

Und was für eine. Das Verhalten der beiden Eisbären wirkt so natürlich, dass Zuschauer die künstliche Zoo-Atmosphäre fast vergessen können. Das Jungtier folgt seiner Mutter wie in freier Wildbahn: Sie lockt, es antwortet. Es hat Angst, sie beruhigt. Die neun Jahre alte Eisbärin lässt ihre Kleine keine Sekunde aus den Augen. Sie säugt das freche und verspielte schneeweiße Knäuel und leckt ihr Junges liebevoll ab. Danach kugelt der Mini-Eisbär vor Vergnügen herum.

Erste Schritte ins Freie: Die kleine Eisbärin auf Erkundungstour mit ihrer Mutter Tonja. Foto: Kay Nietfeld
Erste Schritte ins Freie: Die kleine Eisbärin auf Erkundungstour mit ihrer Mutter Tonja. © Kay Nietfeld

Dann verschwinden Mutter und Tochter für eine Pause in ihrer Höhle - vier mächtige neben vier tapsigen Tatzen. Vorbei ist der Auftritt. «Die Eisbären bringen alles mit», sagt Knieriem. «Die Jungen können von Natur aus klettern und schwimmen. Aber ohne Mutter geht es nicht.» Für Knieriem sind die beiden Tiere auch Botschafter für ihre Art, die in der Natur bedroht ist.

Streicheln ist nicht angesagt, denn es sind Raubtiere. Schon das Junge hat mit geschätzt 15 Kilo Gewicht Krallen und Zähne, die Menschen gefährlich werden. Auch Futter wird den Eisbären nur gebracht, wenn ein Sicherheitsgitter heruntergelassen ist. Allein Tonja vertilgt nach der Winterpause kiloweise Fisch im Wert von 200 Euro am Tag. Daneben liebt sie Suppe - aber bitte mit Rindfleisch.

Das Eisbär-Mädchen ist vor dreieinhalb Monaten zur Welt gekommen. Foto: Britta Pedersen
Das Eisbär-Mädchen ist vor dreieinhalb Monaten zur Welt gekommen. © Britta Pedersen

Bären-Kurator Florian Sicks fällt ein Stein vom Herzen, dass jetzt alles so gut läuft. Eisbären werden sehr unreif geboren, so winzig wie Meerschweinchen, taub und blind. Auch in freier Natur überlebt nur die Hälfte der Jungen. Seine beiden intelligenten Schützlinge sind aber höchst agil.

Die noch namenlose Eisbärin mit ihrer Mutter Tonja. Foto: Britta Pedersen
Die noch namenlose Eisbärin mit ihrer Mutter Tonja. © Britta Pedersen

Sicks hat schon ein Konzept, wie er Mutter und Tochter beschäftigen will, um ihren Jagdtrieb zu befriedigen. «Wir können keine lebendigen Tiere verfüttern, das verbietet der Tierschutz», sagt er. Für Tonja und ihr Junges, das im April einen Namen bekommen soll, hat der Biologe nun erst einmal Wasserbälle bestellt.

dpa

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