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Grammys: Adele räumt ab - und patzt

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Los Angeles - Fünf Grammys und ein misslungener Auftritt sorgten für Freuden- und Frusttränen bei Adele. Makellos und sensationell war hingegen die Showeinlage ihrer hochschwangeren Konkurrentin Beyoncé.

Die Popsängerin Adele ist die große Gewinnerin der diesjährigen Grammy-Verleihungen. Die Britin räumte am Sonntag in Los Angeles fünf Preise ab, darunter mit ihrem Werk "25" die Auszeichnung in der wichtigsten Kategorie "Album des Jahres". Adele holte auch die ebenfalls besonders begehrten Grammys für die beste Aufnahme und den besten Song - beide Preise für ihren Welthit "Hello", mit dem sie die Gala (fehlerfrei) eröffnet hatte.

Adele setzte sich damit klar gegen ihre Hauptkonkurrentin, die R&B-Diva Beyoncé, durch. Die neunmal nominierte US-Sängerin kam auf nur zwei Preise in Nebenkategorien. 

Bei der Entgegennahme des Preises für das beste Album rühmte Adele unter Tränen ihre US-Kollegin, die ihrer Meinung nach die Trophäe hätte erhalten müssen: „Was zum Teufel muss Beyoncé denn noch tun“, fragte sie, und meinte es wohl auch so. „Ich kann diese Auszeichnung einfach nicht entgegennehmen. Ich fühle mich geehrt und bin dankbar, aber die Künstlerin meines Lebens ist Beyoncé“, sagte sie an die werdende Mutter gewandt. „Das „Lemonade“-Album ist so monumental. Du bewegst meine Seele jeden Tag, und das schon seit fast 17 Jahren. Alle wir Künstler verehren Dich. Du bist unser Licht und der einzige Grund, warum ich tue, was ich tue, und ich möchte, dass du meine Mutter bist, okay?“ 

„Ich kann das nicht versauen, seinetwegen“

Zuvor musste Adele ihren Song zum Gedenken an den verstorbenen George Michael abbrechen und ein zweites Mal beginnen. Nach etwa einer Minute war sie mit ihrer Balladen-Version von Michaels Hit „Fastlove“ unzufrieden. Sie stoppte, fluchte über ihren Fehler - was im US-Fernsehen mit einem Piepser ausgeblendet wurde -  und entschuldigte sich: „Ich weiß, das ist jetzt live im Fernsehen, aber es ist zu wichtig. Ich kann das nicht versauen, seinetwegen.“

Am Ende des von Streichern begleiteten Vortrags standen der 28-Jährigen Tränen in den Augen, die Zuschauer im Staples Center von Los Angeles applaudierten dennoch stehend, während sie sichtlich unzufrieden den Kopf schüttelte. 

Bereits im Vorjahr hatte der Superstar mit Soundproblemen während ihres Liedes „All I Ask“ zu kämpfen, damals aber trotz Mikroausfall und schepperndem Klavier weitergesungen.

Beyoncé begeistert mit Babybauch

Mit einer beeindruckenden, esoterisch anmutenden Performance machte die schwangere Beyoncé bei den Grammy-Awards auf die Rolle von Frauen und Müttern aufmerksam. In einem hautengen goldfarbenen Kleid sowie riesigem Haarreif und großen Ohrringen tanzte und sang die 35-Jährige unter anderem zu ihren Song „Sand Castles“ vom Album „Lemonade“, nominiert als bestes Album des Jahres. Hologramm-Aufnahmen zeigten die Sängerin halbnackt mit Babybauch. „Deine Mutter ist eine Frau - und Frauen wie sie können nicht in Zaum gehalten werden“, sang sie.

Begleitet wurde die R&B-Diva während ihres extravaganten Auftritts, der mit Anspielungen auf das alte Ägypten und die indischen Mystik durchsetzt war, von dutzenden Tänzerinnen. 

Es war Beyoncés erster Show-Auftritt, seit sie vor anderthalb Wochen bekanntgeben hatte, dass sie mit Zwillingen schwanger ist. Ihr Mann, der Rap-Mogul Jay Z, und ihre gemeinsame kleine Tochter Blue Ivy saßen im Publikum und strahlten während ihres Auftritts.

Schon vor der Show hatte sie für "Formation" den Grammy für das beste Musikvideo bekommen. Kurz nach ihrer Show-Einlage kam sie dann erneut auf die Bühne, um den Preis für das beste Album in der Sparte "zeitgenössische urbane Musik" (Urban Contemporary) entgegenzunehmen.

In ihrer Dankesrede sagte Beyoncé, dass sie sich für ihre Kinder eine Welt wünsche, in der diese keinen Zweifel daran haben, „schön, intelligent und kompetent“ zu sein. Das wolle sie für jedes Kind, egal welcher Herkunft.

David Bowie räumt posthum ab

Für sein letztes Album "Blackstar" wurde der 2016 verstorbene David Bowie mit fünf der begehrten Musikpreise ausgezeichnet worden. Das Titelstück des Albums wurde mit dem Preis für den besten Rocksong gewürdigt. Schon vor der Beginn der Show war das Album der Pop- und Rocklegende zudem mit vier weiteren Grammys ausgezeichnet worden, darunter denen für das beste "Alternative Music Album" und für die beste Rock-Performance. Zu Lebzeiten hatte Bowie hingegen nur einen einzigen Grammy gewonnen. 

Band bezeichnet Trump als „President Agent Orange“

Anders als zuvor vermutet, hielten sich während der dreieinhalbstündigen Show die Stars mit politischen Bekundungen meist zurück. Die Rap- und Hip-Hop-Veteranen von A Tribe Called Quest bezeichneten den neuen US-Präsidenten Donald Trump in Anspielung auf sein Aussehen und das giftige Vernichtungsgas aus dem Vietnamkrieg mehrfach als „President Agent Orange“ und riefen zum Widerstand auf. Zudem brachten sie ein breites Spektrum an Dutzenden Statisten auf die Bühne, darunter Afroamerikaner und Frauen mit Kopftüchern.

Die Tochter von Musiklegende Michael Jackson, Paris, nutzte ihr Debüt bei den Grammys ebenfalls für eine politische Ansage. Sie erklärte ihre Unterstützung für die Proteste gegen den Bau der North Dakota Öl-Pipeline (DAPL). Diese war von der Obama-Regierung gestoppt worden, weil ein Teil durch geweihtes indianisches Gebiet gehen soll. US-Präsident Trump hatte hingegen gleich nach seinem Amtsantritt angeordnet, den Bau voranzutreiben. „Wir könnten noch mehr Hilfe beim Pipeline-Protest gebrauchen“, appellierte die 18-Jährige an die Zuschauer im Saal und vor den Fernsehern.

Deutsche Siegerin in Klassik-Kategorie

Auch eine Deutsche gewann einen der begehrtesten Musikpreise der Welt: Die Flensburger Opernsängerin Dorothea Röschmann siegte in der Kategorie bestes klassisches Solo-Album für „Schumann & Berg“, zusammen mit „Shakespeare Songs“ von Ian Bostridge.

Bei der von Late-Night-Talker James Corden moderierten Veranstaltung traten unter anderem auch Metallica, Lady Gaga, Bruno Mars, Katy Perry und Daft Punk auf.

dpa/afp

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