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Cooper: So schwer war der "American Sniper"-Dreh

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Bradley Cooper American Sniper
Bradley Cooper (rechts) mit unserem tz-Reporter. © Dierk Sindemann

München - Zum deutschen Kinostart von "American Sniper" spricht Hauptdarsteller Bradley Cooper im Interview über seine Vorbereitung auf die Rolle als Scharfschütze Chris Kyle.

Die Sniper-Uniform hat er gegen einen blauen Armani-Anzug eingetauscht. Und die 40 Pfund – (fast) alles Muskeln – sind wieder runter. Nur der Schraubstock-Händedruck zur Begrüßung erinnert noch an Bradley Coopers jüngste militärische Vergangenheit. Er hatte sich in die Rolle des tödlichsten Scharfschützen physisch und psychisch hineingesteigert. Ganz so einfach kommt der 40-Jaehrige von der Verkörperung des “Für Gott, Familie und Vaterland”-Kriegers Chris Kyle nicht los.

Haben Sie ihn getroffen?

Bradley Cooper: Nein. Ich habe nur ein Mal mit ihm gesprochen. Unsere Verhandlungen mit ihm begannen im Februar 2011. Er konnte sich nicht entschließen, sein Buch verfilmen zu lassen. Da habe ich vorgeschlagen, ihn anzurufen.

Was haben Sie ihm gesagt?

Cooper: Dass ich seine Angst vor Hollywood verstehe. Dass ich ihn im rechten Licht darstellen werde. Und dass ich ihn besuchen würde.

Wozu es nie kam, weil er im vergangenen Jahr erschossen wurde.

Cooper: Am 2. Februar.

Wie haben Sie seinen Tod empfunden?

Cooper: Ich habe noch nie in meiner Laufbahn eine echte Person verkörpert. Und nun lebte diese Person nicht mehr. Die Frage war 'Wie konnte ich mich nun in ihn hinein versetzen?'.

Wir sind gespannt auf die Antwort.

Cooper: Ich bin in sein Haus gegangen, habe in demselben Stuhl gesessen, in dem er immer beim Abendessen saß. Ich habe Zeit mit seinen Kindern verbracht, seinen Eltern und seiner Frau. Teya Kyle war eine große Hilfe. Sie hat mir all die Videos gezeigt, die sie vom Familienleben aufgenommen hatte. Stunden und Stunden von Videos.

Warum so viele?

Cooper: Sie wollte so viele Erinnerungen wie möglich haben. Für den Fall, dass er einmal nicht von seinen Einsätzen zurück kommen würde.

Wer hat Ihnen die Schusstechnik eines Snipers beigebracht?

Cooper: Rick Wallace und Kevin Lace. Von den beiden hatte auch Chris es gelernt. Und mit M4-Geweht kann ich umgehen, seit ich in “The A-Team” war.

Haben Sie Zielschiessen geübt?

Cooper: Erst wurden nur Platzpatronen geladen, aber dann musste ich mit echter Munition auf Zielscheiben schießen.

Und haben Sie getroffen?

Cooper: Ja. Am Ende konnte ich jederzeit aus 500 Meter Entfernung ins Schwarze treffen.

In der ersten Szene nehmen Sie eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn ins Visier.

Cooper: Mir hat sich der Magen umgedreht. Ich habe gebeten “Lasst mich den Lauf nicht auf die beiden Schauspieler richten”.

Konnte die Familie Kyle sich Sie als Chris vorstellen?

Cooper: Sein Vater sagte “Du siehst ihm kein bisschen ähnlich” und “Du musst eine Menge Gewicht zulegen”. Ich habe ihm versichert, dass ich mein Bestes versuchen werde. Keine leichte Sache. Ich wog damals 185 Pfund und Chris 240.

Mit Junkfood zuzulegen ist keine Kunst. Aber Muskeln. Wie haben Sie das gemacht?

Cooper: Indem ich 6000 Kalorien am Tag reingehauen und jeden Tag zwei Mal für eineinhalb Stunden Gewichte gestemmt habe.

Beides dürfte kein reines Vergnügen sein.

Cooper: Ich habe italienische Vorfahren und esse und koche gerne. Aber 6000 Kalorien sind eine andere Größenordnung. Man hatte mich gewarnt, dass das Essen schwerer sein würde als die Gewichte. Es stimmte. Die ersten beiden Wochen ist mir schlecht geworden. Mein Bauch war aufgebläht und ich konnte mich kaum noch hinlegen. Mein Körper war in Schock.

Gott sei Dank gingen die Blähungen weg, aber die Muskeln blieben. Hat das Ihrer Freundin gefallen?

Cooper (grinst sarkastisch): Endlich kommen wir zu den wahren Fragen.

Okay, sagen Sie uns wenigstens, ob Sie sich selbst gefallen haben.

Cooper: Für die Rolle schon. Ich brauchte das um selbst zu glauben, dass ich Chris war. Es verändert dein Leben, mit einer solchen Statur durch die Welt zu laufen. Die Leute behandeln dich ganz anders. Man hat mich nicht mehr erkannt und ich muss gestehen, dass ich mich als beeindruckenden Kerl empfunden habe.

Wollten Sie einmal Soldat werden?

Cooper: Ja. Nicht so sehr im militärischen Sinne. In meiner Jugend spielten Filme eine große Rolle. Und sie inspirierten mich dazu, vieles sein zu wollen – Cowboy, Feuerwehrmann, Soldat.

Sie wollten das Land retten?

Cooper: Wovor?

Dieser Film zeigt auch den Wahnsinn der Amerikaner im Irak.

Cooper: Wenn Sie das so sehen, dann sehen Sie es eben so.

Können Sie uns sagen, wie Sie den Krieg im Irak sehen?

Cooper: Nein.

Was ist dann der Film für Sie?

Cooper: Eine Geschichte, mit der sich jeder Soldat in jedem Land identifizieren kann. Der Tribut, den sie dem Krieg gezollt haben und was sie durchmachen müssen, um sich wieder in das Leben ihrer Familien zu integrieren.

Wie würden Sie einen Helden definieren?

Cooper: Jemand, der die Menschheit verbessert.

Haben Sie sich jemals als Held gefühlt?

Cooper (zögert): Mein Gott, ich glaube nicht. Ich weiß nicht. Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Interessant.

Trailer und Infos zu "American Sniper".

Interview: Dierk Sindermann

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