Buchhändlerin Heike Poth geht es vor allem ums Wissen: «Wann wird das Geweih abgeworfen, wann ist Brunftzeit, Fellwechsel, man lernt viel über die Tiere.» Aber wie kann man die Wesen dann abschießen, über die man nun alles weiß? «Ich habe noch gar nicht entschieden, ob ich das je machen werde. Meine Freundinnen fragen mich auch oft, wie kann man nur», schildert sie. «Natürlich schwingt bei jedem von uns der Bambi-Gedanke mit.»
Die Jagd ist auch Gegenstand ethisch-moralischer Debatten. WWF und Nabu fordern eine Änderung des Jagdrechts. Die Liste der jagdbaren Arten solle gekürzt werden, die Jagd müsse nachhaltig sein und artenschutzrechtliche Prinzipien befolgen, mahnt der Nabu. Manche Kritiker sehen Tierquälerei.
Unterwegs mit Hund und Technik
In Breckerfeld lernt eine bunt gemischte Truppe - ein IT-Spezialist, eine Physiotherapeutin, ein Automechaniker. Aktuell geht es um den Hund. Ohne den läuft gar nichts bei der Jagd. «Stöberhund» Anton wird präsentiert. Er ist klein, aber «rabiat und ohne Angst», holt Enten aus dem Wasser, bedrängt Füchse im Bau und hetzt Wildschweine, wie sein Herrchen Michael Adams erläutert. Welche Tiere gejagt werden dürfen, richtet sich nach Abschussplänen im Revier - etwa Wildschweine, Rehwild, Dachs, Fuchs, Enten oder anderes Federwild.
Den Wirtschaftsingenieur Waldemar Skorupa fasziniert der Einsatz der Technik in der Natur. Aber: Jagdschein, Haftpflichtversicherung, eine Waffenberechtigung und ein «Begehungsschein» im Revier auf Zeit sind zu bezahlen. Plus Ausgaben für Waffen, Sichtgeräte, Klamotten und - in seinem Fall - für «sau-teure digitale Technik».
Vokabeln lernen
Hygiene-Kenntnisse, Wild-Krankheiten, Naturschutz-Fakten, das alles muss sitzen. Und die Jäger haben ihre eigene Sprache. Eine Liste mit 400 Vokabeln ist abzuarbeiten. Kostprobe: «abbalgen» bedeutet «Abziehen der Haut bei Niederwild», «abnicken» heißt, das Wild mit einem Stich ins Genick töten. Beim «Aufbrechen» wird dem Schalenwild das «Gescheide» (Eingeweide) und das «Geräusch» (Herz, Lunge, Leber, Niere) entnommen. Nebel heißt im Jäger-Jargon «Gamshüter», unter «Haderer» versteht man die Oberkieferzähne des Keilers und ein «Luder» ist ein totes Tier zum Anlocken.
Ein besseres Jäger-Image wünscht sich der Ausbildungsleiter der Kreisjägerschaft, Alexander Kolodinski. «Manche denken noch immer, die Jäger gehen raus und schießen alles platt. Es geht aber viel um Naturschutz. Man schießt bei uns nicht um des Schießens willen.» Der Gymnasiallehrer rechnet mit weiter steigendem Zulauf aus allen Bereichen. «Die Leute kommen im Wald zur Ruhe, das Handy bleibt aus auf dem Hochsitz - attraktiv auch für den modernen Großstadttypus.»