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Politthriller räumt bei Lola-Gala ab

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Elyas M'Barek beim Deutschen Filmpreis. © dpa

Berlin - Sie ist heiß begehrt und gilt als Pendant zum Oscar. Zur Lola-Verleihung versammeln sich in Berlin die Größen der deutschen Filmbranche - auf dem roten Teppich wird es plötzlich ganz schön eng.

Spannend, politisch und aufklärerisch - der auf Tatsachen beruhende Politthriller „Der Staat gegen Fritz Bauer“ gewinnt die goldene Lola für den besten deutschen Spielfilm. Damit war das brillante Drama um den hessischem Generalstaatsanwalt und Nazi-Jäger Fritz Bauer, gespielt von Burghart Klaußner, am Freitagabend der große Gewinner bei der Verleihung des 66. Deutschen Filmpreises in Berlin.

In politisch unruhigen Zeiten gewann das Kino mit politischer Botschaft. Lars Kraumes bereits vorab als Favorit gehandelter Film über die schleppende Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen in der Nachkriegszeit holte nicht nur die Lola in der Königskategorie, sondern räumte zurecht fünf weitere Preise ab.

Ronald Zehrfeld (39) wurde von der Deutschen Filmakademie für seine Rolle als Bauers engster Mitarbeiter mit der Lola als bester Nebendarsteller geehrt. „Geil!“, kommentierte Zehrfeld seinen Sieg. Weitere Auszeichnungen für „Fritz Bauer“ gab es in den Kategorien Regie, Drehbuch, Szenenbild und Kostüm.

Die Silberne Lola ging an Thomas Stubers einfühlsames Drama „Herbert“. Hauptdarsteller Peter Kurth nahm für seine Rolle des an ALS erkrankten Ex-Boxers Herbert die Trophäe als bester Hauptdarsteller entgegen. Die Bronze-Lola holte das junge Team des in der Jugendpsychiatrie spielenden Dramas „4 Könige“ um Regisseurin Theresa von Eltz. Der Publikumsliebling, die Hitler-Satire „Er ist wieder da“, ging leer aus. Tom Tykwers Romanverfilmung „Ein Hologramm für den König“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle bekam nur zwei Preise in Nebenkategorien.

Einen doppelten Triumph feierte die 42-jährige Schauspielerin Laura Tonke. Sie holte sowohl den Preis als beste Hauptdarstellerin für „Hedi Schneider steckt fest“ als auch die Auszeichnung als beste Nebendarstellerin für „Mängelexemplar“. „Besonders schwierig ist es, hier jetzt nicht zu weinen!“, meinte sie vor Freude überwältigt.

Gala mit politischen Tönen

In der Gala gab es ungewohnt viele politische Töne. Das sich verschärfende politische Klima in Deutschland treibt die Filmemacher um. „Ausländer- und islamfeindliches Gedankengut ist mittlerweile Parteiprogramm geworden“, sagte Filmakademie-Präsidentin Iris Berben. „Aber wir dürfen als Künstler nicht verstummen, wir müssen handeln.“

Frauenschwarm Elyas M'Barek, der für „Fack ju Göhte 2“ den Preis für den größten Publikumserfolg entgegennahm, mahnte: „Wer demnächst wählen geht, der sollte bitte bedenken und nicht vergessen, dass „Fack ju Göhte“ ohne Menschen mit ausländischen Wurzeln nicht möglich gewesen wäre.“

Schauspieler Milan Peschel („Halt auf freier Strecke“) schälte sich auf offener Bühne aus einer Nazi-Uniform - mit 2,5 Millionen Zuschauern gehörte die Hitler-Satire „Er ist wieder da“ zu den Gewinnern an der Kinokasse. In weißer Unterwäsche und Socken gab Peschel dann die Gewinner für das beste Kostümbild bekannt.

Routiniert und charmant führte Schauspieler Jan Josef Liefers durch die Gala. Per Video-Einspieler wurde er zu Beginn im Bett mit „Tatort“-Partner Axel Prahl liegend gezeigt, wo er über die passende Filmpreis-Eröffnung sinnierte. Liefers holte dann seine Kollegen auf die Bühne.

In einem Musical-Medley beschworen Stars wie Yvonne Catterfeld, ChrisTine Urspruch, Margarita Broich und Jasmin Tabatabai die ganz große Unterhaltung. Die Macher eines Films mit eindeutig politischer Botschaft stahlen ihnen aber an diesem Abend die Show.

Die Preisträger im Überblick

+++ Laura Tonke (42) ist für ihre Rolle in dem Film „Mängelexemplar“ mit der Lola als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet worden. Tonke nahm den Preis aus den Händen von Schauspielerkollege Christoph Maria Herbst entgegen. Später wurde sie für ihre Rolle in dem Film „Hedi Schneider steckt fest“ mit der goldenen Lola als beste Hauptdarstellerin geehrt.

+++ Die Lola für den besten Film geht an die Macher des Politthriller „Der Staat gegen Fritz Bauer“. Regisseur Lars Kraume hatte zuvor schon mit Olivier Guez den Drehbuch-Preis gewonnen. Damit holte der Film über die zögerliche Aufarbeitung der Nazi-Diktatur in der Nachkriegszeit seine erste Trophäe. Die Produktion war für insgesamt neun Lolas nominiert und gewann auch in den Kategorien beste Regie, Kostümbild, Szenenbild und bester Nebendarsteller.

+++ Ronald Zehrfeld (39) ist für seine Rolle in dem Drama „Der Staat gegen Fritz Bauer“ mit der goldenen Lola als bester Nebendarsteller ausgezeichnet worden. Zehrfeld spielt in dem auf Tatsachen beruhenden Film von Lars Kraume den engsten Mitarbeiter des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer. „Geil!“, rief Zehrfeld überglücklich bei der Verleihung des Preises am Freitagabend in Berlin.

+++ Die Neuverfilmung von „Heidi“ ist als bester Kinderfilm mit der goldenen Lola ausgezeichnet worden. Bei der Gala zum 66. Deutschen Filmpreis setzte sich der Film von Alain Gsponer am Freitagabend in Berlin gegen „Rico, Oscar und das Herzgebreche“ durch. Der „Heidi“-Film beruht auf den Romanklassikern von Johanna Spyri.

+++ Peter Kurth ist am Freitagabend in Berlin mit der goldenen Lola als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet worden. Der 59-jährige Theater- und Filmschauspieler nahm die Trophäe für seine Rolle eines an ALS erkrankten Ex-Boxers in dem Film „Herbert“ entgegen. „Danke an alle, die mich gewählt haben“, sagte Kurth, der den Deutschen Filmpreis aus den Händen von Hollywoodstar Diane Kruger entgegennahm. 

+++ Frauenschwarm Elyas M'Barek (33) hat am Freitagabend in Berlin die goldene Lola für die Schulkomödie „Fack ju Göhte 2“ entgegengenommen. Die Macher des Films wurden bei der Verleihung des 66. Deutschen Filmpreises für den besucherstärksten Film des Jahres ausgezeichnet. „Fack ju Göhte 2“ ist wie sein Vorgängerfilm ein echter Publikumsrenner. Rund 7,6 Millionen Kinozuschauer haben die Komödie von Bora Dagtekin gesehen. Seine Dankesrede schloss M'Barek mit ernsteren Worten: Wer wählen gehe, solle bedenken, dass „Fack ju Göhte“ ohne Menschen mit ausländischen Wurzeln nicht möglich gewesen wäre.

+++ Filmproduzentin Regina Ziegler (72) ist mit dem Ehrenpreis der Deutschen Filmakademie ausgezeichnet worden. Bei der Filmpreis-Gala in Berlin wurde Ziegler („Weissensee“, „Solo für Klarinette“) am Freitagabend für ihre herausragenden Verdienste um den deutschen Film geehrt. Im Jahr 1973 produzierte Ziegler ihren ersten Film: „Ich dachte, ich wäre tot“ von Wolf Gremm, ihrem späteren Ehemann. Rund 500 Produktionen für Film und Fernsehen sowie zahlreiche Auszeichnungen folgten in den nächsten Jahrzehnten.

+++ „Above and Below“ von Nicolas Steiner ist als bester Dokumentarfilm mit einer Lola ausgezeichnet worden. Bei der Verleihung des 66. Deutschen Filmpreises ging die Ehrung am Freitagabend in Berlin an den Film über Aussteiger, Außenseiter und Überlebenskünstler. Auch den Preis für die beste Kamera gab es für „Above and Below“.

+++ Tom Tykwers Bestsellerverfilmung „Ein Hologramm für den König“ mit Tom Hanks holte Preise für den Ton und den Schnitt.

Die Lola-Verleihung 2016

dpa

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