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Paris: Demo bei Chanel, nackte Haut bei Saint Laurent

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Paris (dpa) - Karl Lagerfeld schickte die Models in Paris auf die Straße - auf den «Boulevard Chanel». Bei anderen Designern fliegt die Sommermode bei den Prêt-à-Porter-Schauen in die Luft.

«Demo» bei Chanel: Karl Lagerfeld ließ die Models am Ende als Demonstrantinnen herauskommen. Foto: Christophe Karaba
1 / 7«Demo» bei Chanel: Karl Lagerfeld ließ die Models am Ende als Demonstrantinnen herauskommen. Foto: Christophe Karaba © Christophe Karaba
Die Kulisse bei der Chanel-Schau war als Pariser Straße inszeniert - als «Boulevard Chanel». Foto: Christophe Karaba
2 / 7Die Kulisse bei der Chanel-Schau war als Pariser Straße inszeniert - als «Boulevard Chanel». Foto: Christophe Karaba © Christophe Karaba
«Sex sells» - Hedi Slimane schickte die Models für Yves Saint Laurent mit tiefen Dekolletés auf den Laufsteg. Foto: Etienne Laurent
3 / 7«Sex sells» - Hedi Slimane schickte die Models für Yves Saint Laurent mit tiefen Dekolletés auf den Laufsteg. Foto: Etienne Laurent © Etienne Laurent
Das Ideal des Kultdesigners ist der «Rock Chick» - mit selbst- und körperbewussten Glamour-Mädchen. Foto: Etienne Laurent
4 / 7Das Ideal des Kultdesigners ist der «Rock Chick» - mit selbst- und körperbewussten Glamour-Mädchen. Foto: Etienne Laurent © Etienne Laurent
Leicht, luftig und hell ging es bei Akris-Designer Albert Kriemler zu. Foto: Christophe Karaba
5 / 7Leicht, luftig und hell ging es bei Akris-Designer Albert Kriemler zu. Foto: Christophe Karaba © Christophe Karaba
Die Entwürfe erinnerten an Tenniskleider - allerdings in einer Luxusvariante. Foto: Christophe Karaba
6 / 7Die Entwürfe erinnerten an Tenniskleider - allerdings in einer Luxusvariante. Foto: Christophe Karaba © Christophe Karaba
Wolfgang Joop zeigte in seiner «Wunderkind»-Kollektion verspielte Designs, die einem verzauberten Garten im Märchen hätten entspringen können. Foto: Ian Langsdon
7 / 7Wolfgang Joop zeigte in seiner «Wunderkind»-Kollektion verspielte Designs, die einem verzauberten Garten im Märchen hätten entspringen können. Foto: Ian Langsdon © Ian Langsdon

Ein Sommer in der Schwebe - so sehen die Designer bei den Pariser Prêt-à-Porter-Schauen (23. September bis 1. Oktober) die kommende Saison. Selten waren ihre Kollektionen so leicht und licht wie diesmal. Die Pariser haben damit den bei den Mailänder Präsentationen stark auf Mädchenhaftigkeit gesetzten Akzent verschoben. Das Schwebende heißt hier vor allem Beweglichkeit: Hauchdünne Sport-Blousons und Regenmäntel, Radlerhemden und luftige Sommerkleider mit Schlitzen oder Volants liegen im Trend.

Weitere modische Renner sind Blütenmuster in allen Varianten, organisch wirkender Strukturstrick, Shorts und dreiviertellange Hosenröcke. Letztere ziehen das hochfliegende Element dieser Entwürfe für Frühjahr/Sommer 2015 etwas plump auf den Boden der Tatsachen zurück.

«Sex sells» schien sich Hedi Slimane bei Saint Laurent gedacht zu haben. Der Kultstar unter den Pariser Designern ersetzte den Transparentlook Yves Saint Laurents durch nackte Haut - als rasanter Rückausschnitt oder rundes, den Busen fast freilegendes Dekolleté. Slimanes Ideal ist und bleibt das «Rock Chick» - ein selbst- und körperbewusstes Glamour-Mädchen, das Jeansshorts zur perfekt geschnittenen Blazerjacke kombiniert, das Army-Jacke mit glitzernden Pailletten auf den Taschen über einem superkurzen Blütenkleidchen trägt und immer cool aussieht. Hohe Plateausandalen, schwarze Seidenstrümpfe, Herrenhüte und als Seidenschal getragene Krawatten gaben dem Look den letzten Kick.

Das Leichte und das Lichte brachte die schön gearbeitet Kollektion von Akris-Designer Albert Kriemler auf den Punkt. Er knüpfte an den Suprematismus des Künstlers Kasimir Malewitsch (1879-1935) an, der die «Kunst vom Gewicht der Dinge befreien» wollte und in einfachen geometrischen Formen die höchste Erkenntnis suchte. Kriemler brachte dessen quadratische Motive dreidimensional zum Schwingen, prägte sie in Leder und ließ sie als Stofflage auf Baumwollvoile, Seide oder Leinen nähen. Die Entwürfe in hellen Kalktönen oder Weiß erinnerten mit ihren A-förmigen Röcken und schmalen Oberteilen an Tenniskleider - in einer hocheleganten Luxusvariante.

Die Drucke des Patchwork-Looks in Wolfgang Joops «Wunderkind»-Kollektion - auf zipfeligen Volantröcken, Pyjamamänteln und weiten Hosen - schienen einem verzauberten Garten zu entstammen. Zwischen den Rosen blitzte auf einigen Entwürfen, einem frech schauenden Faun gleich, ein Gesicht hervor.

Strick, Bermudas, Blumen: All das gab es auch bei Chanel, und immens viel Anderes. Karl Lagerfeld lieferte eine eindrucksvolle Probe seines Könnens: Mit Blüten bestickte Kleider mit A-förmigen Röcken, Streifenshorts im Marinelook zu dahin gehauchten weißen Folklore-Blusen, dunkelblau-pinkfarben karierte Tweedanzüge mit weiten Hosen, softe lange Kleider mit geometrischen Mustern, kunstvolle Blütendrucke in Lila oder Orange und zu alledem verrückte Brillen mit schwarzen Perlenrändern und einer Art «Schuh-Hybrid» aus Slingpumps und Herrenloafern in Gold.

Die Kulisse war als Pariser Straße mit Stadtpalästen und dem Schild «Boulevard Chanel» gestaltet. Und wie es zu einer richtigen Straße gehört, kamen die Models, angeführt von Top-Mannequin Gisele Bündchen mit Megafon, zum spektakulären Abschluss der Schau als Demonstrantinnen heraus. Sogar ein Männermodel war dabei mit einem «HeForShe»-Zeichen - eine Anspielung auf die für Geschlechtergleichheit eintretende Ansprache der Schauspielerin Emma Watson vor den Vereinten Nationen. Andere Transparente mit Inschriften wie «Be Your Own Stylist» oder «Oser sans poser» («etwas wagen, ohne zu posieren») machten die Botschaft glasklar: Hier drehte sich alles um Vielfalt, nicht nur modisch. Wie schön!

Webseite zu den Schauen mit Kalender (engl./franz.)

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