Sie habe jahrelang Symptome gezeigt, die jedoch nie ernst genommen worden seien. „Vermutlich habe ich diese unheilbare Krankheit schon seit mindestens 15 Jahren.“
Sie wolle wieder mit ihrem Sohn spielen und auf ihrem Pferd reiten, erklärt Blair. Die 46-Jährige gewährt auch Einblicke in ihren durch die Krankheit schwieriger gewordenen Alltag. "Ich habe Multiple Sklerose und ich bin OK. Aber wenn ihr mich seht, wie ich Dinge auf die Straße fallen lasse, fühlt euch frei, mir beim Aufheben zu helfen. Ich allein brauche dafür einen ganzen Tag."
Wenn MS-Kranke die Diagnose zum ersten Mal hören, sind sie in der Regel zwischen 20 und 40 Jahre alt. Selmar Blair ist 46 Jahre alt.
Weil die Symptome sehr mild sein können - Schleiersehen zählt ebenso dazu wie ein taubes Gefühl in einzelnen Gliedmaßen oder ein unsicherer Gang - und oft auch wieder von selbst abklingen, vergehen im Durchschnitt drei bis vier Jahre von den ersten Anzeichen bis zur Diagnose, erläutert Prof. Ralf Gold von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. "Die spontane Rückbildungsbildungsmöglichkeit führt dazu, dass die Diagnose nicht fortgeführt wird." Auch dies könnte bei Selma Blair der Fall gewesen sein. Wie sie vermutet, leidet sie schon seit Jahren an der Krankheit.
Die MS-Symptome können beim zweiten Mal völlig anders aussehen als beim ersten Mal. "MS kann im Prinzip jeden Bestandteil des Hirns befallen, es kann alles ausfallen", sagt der an der Ruhr-Universität Bochum tätige MS-Forscher und Mediziner Gold. Daher wird die Erkrankung häufig auch als "Krankheit mit den 1000 Gesichtern" bezeichnet.
MS zählt zu den sogenannten Autoimmunerkrankung. Abwehrzellen, die normalerweise Krankheitserreger bekämpfen, lösen dabei in bestimmten Bereichen des zentralen Nervensystems, etwa im Gehirn oder Rückenmark, Entzündungen aus. Die Folge: Die betroffenen Nerven fallen aus, es kommt unter anderem zu Lähmungserscheinungen, auch die Blasen- oder die Sexualfunktionen können in Mitleidenschaft gezogen sein. Warum die Nervenzellen kaputtgehen, konnte die Wissenschaft bisher nicht vollständig klären.
"Heute gilt: Je früher ein Patient behandelt wird, desto weniger Probleme wird ihm die Krankheit bereiten", sagt Uwe Meier, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Neurologen. Denn die Therapiemöglichkeiten seien in den vergangenen Jahren immens gewachsen. "MS kann zu Behinderungen, auch schweren, führen - muss aber nicht", erläutert der in Grevenbroich niedergelassene Facharzt.
Die meisten seiner MS-Patienten seien in ihrem Alltag und Beruf daher kaum beeinträchtigt. Auch sei ihre Lebenserwartung im Vergleich zu gesunden Menschen nicht niedriger. "Im Idealfall, wenn ein Patient völlig stabil ist und keine oder seltene Schübe hat, sehe ich ihn einmal im Quartal zur Verlaufskontrolle."
Um Schüben vorzubeugen, spritzen sich die Patienten entweder Interferon oder Glatirameracetat. Als Akuttherapie bekommen sie kurzzeitig Kortisonpräparate. Um die Symptome zu lindern, können sie Meier zufolge unter anderem Physiotherapie etwa gegen Koordinationsstörungen, Medikamente gegen Blasenprobleme und neuropsychologische oder psychotherapeutische Behandlungen erhalten.
Mehr Informationen zu Multipler Sklerose finden Sie unter anderem auf der Seite der „Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft“ (DMSG).
Selma Blair (46) hat viel prominenten Zuspruch erhalten, nachdem sie von ihrer Diagnose einer Multiplen Sklerose berichtet hatte. „Ich liebe dich, ich bin stolz auf dich, und es gibt nichts, das ich nicht für dich tun würde“, schrieb Sarah Michelle Gellar (41) in den Kommentaren unter Blairs Instagram-Post vom Samstag. Gellar und Blair hatten 1999 für den Thriller “Eiskalte Engel“ zusammen vor der Kamera gestanden.
„Wie mutig und ehrlich, so etwas zu schreiben“, meinte der Star von „How I Met Your Mother“, Neil Patrick Harris (45). Schauspielerin Shannon Doherty (47), die jahrelang selbst gegen den Krebs gekämpft hat, schrieb: „Deine Stärke zu teilen ist nicht nur ein Geschenk für andere, sondern auch an dich selbst.“
fro/dpa/AFP