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Starköchin Sarah Wiener: «Die Zukunft muss ökologisch sein»

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Fernsehköchin und Buchautorin Sarah Wiener betreibt seit drei Jahren einen Bio-Bauernhof in Brandenburg. Foto: Carmen Jaspersen
Fernsehköchin und Buchautorin Sarah Wiener betreibt seit drei Jahren einen Bio-Bauernhof in Brandenburg. Foto: Carmen Jaspersen © Carmen Jaspersen

Gutes Essen braucht gute Lebensmittel - eigentlich eine Binsenweisheit. Aber TV-Köchin Sarah Wiener berichtet von verseuchten Böden und Preisdruck. Die Landwirtschaft stoße an ethische, ökologische und moralische Grenzen.

Löningen (dpa) - Die TV-Köchin und Autorin Sarah Wiener hat in Deutschland nicht nur Essgewohnheiten verändert. Sie ist auch aktiv in die Landwirtschaft eingestiegen und betreibt seit drei Jahren einen Bio-Bauernhof. Zuletzt vertrat Wiener ihre Meinung auch vor Landwirten in Löningen in Niedersachsen.

FRAGE: Was machen Sie gerade, Frau Wiener?

ANTWORT: Ich bin viel auf meinem Bio-Bauernhof in der Uckermark, den ich mit Freunden gekauft habe. Wir haben Fleischrinder, Schweine, und wir wollen ausbauen. Von den Milchkühen mussten wir uns aber trennen. Der Preisdruck war einfach zu hoch.

FRAGE: Was sind Ihre Erfahrungen als Landwirtin?

ANTWORT: Na ja, Landwirtin ist hoch gegriffen. Ich habe es nicht gelernt und stehe auch nicht jeden Tag im Stall, obwohl ich als Kind mal eineinhalb Jahre auf einem Bauernhof in der Steiermark gelebt habe. Ich bin mit unverstellter Sicht und wohl auch naiv herangegangen. Wir haben den Bauernhof damals auch aus Idealismus gekauft. Ein paar blaue Flecken habe ich mir schon geholt. Es ist ein langer Weg zu einer nachhaltigen, ökologisch und ökonomisch sinnvollen Landwirtschaft. Doch es muss möglich sein, Landwirtschaft anders zu betreiben, als sie heute von der Agro-Industrie weltweit vorangepeitscht wird.

FRAGE: Wie meinen Sie das?

ANTWORT: Schauen Sie, ich habe gerade einen 20 Meter tiefen Brunnen auf meinem Grundstück bohren lassen. Die Wasserprobe ergab eine Nitratbelastung von sage und schreibe 145 Milligramm pro Liter. Der Grenzwert von 50 Milligramm ist um ein Vielfaches überschritten. Das Wasser ist verseucht. Damit kann ich noch nicht mal guten Gewissens Blumen gießen. Das hat was mit Düngung aus der Landwirtschaft zu tun. Wir müssen dringend etwas ändern. Denken sie an Klimaprobleme und Ressourcenvernichtung. Die Zukunft muss ökologisch sein, sonst haben wir keine Zukunft.

FRAGE: Wo laufen da die Fronten?

ANTWORT: Es gibt einen Graben, der zwischen der Gesellschaft und den Bauern verläuft, und wettbewerbsbedingt auch einen zwischen Bauern und Bauern. Ich bedaure das, denn Politik und Handel und auch die globalen Strukturen kommen ungeschoren davon. Klar ist, dass die Landwirtschaft, so wie sie jetzt läuft, kein zukunftsfähiges Modell ist. Es stößt ethisch, ökologisch und moralisch an Grenzen. «Bio» ist sicher ein Beitrag, aber vor allem eine Trademark und als Schlagwort allein keine Lösung. Wir brauchen die ehrliche und intensive gesellschaftliche Auseinandersetzung, in welcher Welt wir leben wollen. Mit allen Beteiligten.

ZUR PERSON: Sarah Wiener (55) ist in Halle-Westfalen geboren, aber in Wien aufgewachsen. Sie ist die Tochter des österreichischen Schriftstellers und Jazzmusikers Oswald Wiener und der bildenden Künstlerin Lore Heuermann. Sarah Wiener ist eine der bekanntesten Köchinnen Deutschlands, Autorin mehrerer Kochbücher sowie Gründerin einer nach ihr benannten Firma.

Sarah Wiener

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