Während bei AIDA Cruises der improvisierte Coronavirus-Betrieb also bald anlaufen dürfte, muss er bei Hurtigruten schon wieder eingestellt werden. Das Unternehmen hat nach einem Ausbruch des Coronavirus-Sars-CoV-2 alle Reisen von Hamburg nach Norwegen eingestellt. Am Freitagmorgen, 7. August 2020, kam die „Fridtjof Nansen“ das vorerst letzte Mal in Hamburger Hafen an.
Statt 500 Gästen waren nur 171 Gäste an Bord. Dazu kommen 162 Besatzungsmitglieder. Ein Sprecher des Unternehmens erklärt gegenüber dem NDR: „Es sind alle Crew-Mitglieder und 168 Gäste auf Covid-19 getestet worden, und alle Tests kamen negativ zurück. Deswegen konnten alle Gäste das Schiff verlassen.“
Die Coronavirus-Infektionen bei Hurtigruten – mittlerweile wurden 41 Besatzungsmitglieder positiv getestet, 387 Gäste mussten in Quarantäne – haben auch personelle Konsequenzen. Topmanager Bent Martini habe auf Initiative des Unternehmens seine Ämter vorübergehend niedergelegt, teilte das Reiseunternehmen mit.
Erstmeldung vom Montag, 3. August 2020, 11:02 Uhr: Rostock – AIDA Cruises sagt vorerst alle geplanten Kreuzfahrten ab. Grund ist eine fehlende Freigabe. Es ist ein dramatischer Dämpfer beim geplanten Neustart der Kreuzfahrt-Branche*. Die „Blauen Reisen“ ohne Landgang galten als Hoffnungsschimmer nach einer finanziell desaströsen Pause durch das Coronavirus-Sars-CoV-2. Bei Hurtigruten kam es gar zu einem Coronavirus-Ausbruch. Rund 400 Gäste und Besatzungsmitglieder sind in Quarantäne.
Das Problem bei AIDA Cruises ist eine fehlende Genehmigung. Ausgerechnet aus Italien. Zwar führen alle geplanten Touren ab Hamburg* und Warnemünde nur durch die Nord- und Ostsee, doch die Schiffe laufen unter italienischer Flagge. Die deutsche Marke „AIDA“ gehört nämlich zur italienischen Reederei Costa Crociere. Doch laut dem Kreuzfahrt-Unternehmen würde es sich dabei nur um eine formale Freigabe handeln. Dennoch müssen bis Mitte August gleich vier Kurzreisen abgesagt werden.
Noch viel schlimmer erwischte es den norwegischen Anbieter Hurtigruten. Der norwegische Anbieter teilte mit, dass 36 Besatzungsmitglieder positiv auf das Coronavirus-Sars-CoV-2 getestet wurden. Die geplante Reise mit der „Roald Amundsen“ sagte das Unternehmen daraufhin ab. Doch das Coronavirus-Sars-CoV-2 hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon verbreitet.
Die „Roald Amundsen“ von Hurtigruten hatte schon zwei Fahrten hinter sich: am Freitag, 17. Juli 2020, und am Freitag, 24. Juli 2020. Im Laufe der Nachverfolgung der Infektionen kam dann raus, dass auch einer der Passagiere nach der Reise positiv getestet wurde. Insgesamt befanden sich 387 Gäste an Bord der beiden Kreuzfahrten. Diese müssen jetzt zehn Tage in Quarantäne.
Hurtigruten hatte noch vor AIDA und TUI Cruises einen Neustart ihres Kreuzfahrt-Angebots angekündigt*. Bereits Ende Juni hatte die „Fridtjof Nansen“ den Hamburger Hafen* verlassen. Unter strengen Coronavirus-Auflagen und mit vielen Einschränkungen. Das Schiff war nur zur Hälfte belegt, die Öffnungszeiten des Restaurants wurden erweitert, damit weniger Gäste zeitgleich essen. So sollte der Mindestabstand garantiert werden. Dazu installierte das Reiseunternehmen Hygienestationen an Bord. Dort sollten sich Gäste und Besatzung die Hände desinfizieren können.
Auch weitreichende Reinigungs-Pläne präsentierte das Unternehmen. Mit UV-Licht sollten Verunreinigungen sichtbar gemacht und entfernt werden, die mit dem bloßen Auge nicht zusehen gewesen wären. Doch scheinbar konnte nicht jedes Infektionsrisiko beseitigt werden. Vier Besatzungsmitglieder wurden ins Universitätskrankenhaus in Tromsø gebracht. Die restlichen 32 befinden sich in Quarantäne auf der „Roald Amundsen“. Passagiere sind keine mehr an Bord.
Der Vorfall dürfte für die Mitbewerber eine Warnung sein. AIDA Cruises hatte schon vor Beginn der eigentlichen Fahrten ein Coronavirus-Problem*. 750 Besatzungsmitglieder hatte das Unternehmen einfliegen lassen. Trotz Tests und Quarantäne in ihrer Heimat fiel bei elf davon ein Test positiv aus.
Auch bei TUI Cruises lief nicht alles glatt. Zwar hat das Kreuzfahrt-Unternehmen mit seinen „Blauen Reisen“ ohne Landgang schon begonnen, doch auch hier musste die erste abgesagt werden. Wegen der Reisebeschränkungen war es TUI Cruises schlicht nicht möglich, die Besatzung komplett nach Deutschland fliegen zu lassen. Jetzt ist die „Mein Schiff 2“ allerdings wie geplant unterwegs. Ein anderes Corona-Problem betrifft die Pauschalreisen nach Spanien. TUI hat diese nach der Reisewarnung für Spanien* abgesagt.
AIDA Cruises erstattet alle bereits geleisteten Zahlungen zurück, muss sich in den sozialen Medien aber dennoch einiges an Kritik anhören. „Also sagt mal liebe Aida, was stimmt bei euch nicht? Ihr lasst Leute neue Kurz-Reisen buchen, obwohl noch keine Freigabe verfügbar ist???!?? Schämt euch“, kritisiert ein Nutzer das Unternehmen auf Facebook. Ein anderer wendet sich zwar an AIDA Cruises direkt, könnte aber auch die gesamte Branche meinen: „Aida wird nie wieder das sein, was es mal war, leider.“ Der Neustart der Kreuzfahrt-Industrie war eine der großen Neuerungen im August 2020*. * 24hamburg.de, nordbuzz.de und ruhr24.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.