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Mann stirbt auf mysteriöse Weise bei Aida-Kreuzfahrt - Ehefrau macht Reederei Vorwürfe

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Ein Ozeanriese der Reederei Aida Cruises
Ein Ozeanriese der Reederei Aida Cruises © dpa / Hauke-Christian Dittrich

Ein Aida-Mitarbeiter kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben. Seine Witwe ist sich sicher: Da ist etwas faul - und erhebt schwere Vorwürfe gegen das Kreuzfahrtunternehmen.

Rostock - Mann über Bord! Sieben Monate später wurde seine Leiche noch immer nicht gefunden. Trotzdem soll er jetzt in diesen Tagen für tot erklärt werden. Bei dem Mann handelt es sich um Mathias T., der seit acht Jahren für Deutschlands größte Kreuzfahrtschiff-Reederei Aida Cruises arbeitete. Zuletzt als leitender Chef-Lagerist.

Am 22. Februar fiel er vom Deck der „Aidabella“ bei Malaysia ins Meer und tauchte nicht wieder auf. Seine Frau, Einzelhandelskauffrau Gabi T., die ihn auf dem Schiff besuchen wollte, ist noch immer fassungslos. Über den Tod ihres Mannes, aber auch über die ihrer Auffassung nach mangelnde Aufklärungsbereitschaft seines ehemaligen Arbeitgebers.

Mathias T. schrieb noch eine SMS

Das letzte Lebenszeichens ihres Mannes erhält sie in den frühen Morgenstunden des 21. Februars in Form einer SMS: „Bin jetzt wieder wach. Ich hoffe, ich kann die Kammer tauschen.“, textet er ihr. Mathias T. konnte in dieser Nacht nicht gut schlafen, weil seine Kabine so laut war. Gabi T. antwortet ihm um 6:49 Uhr mit einem liebevollen „Guten Morgen, mein Schatz“ und wundert sich, dass er nicht zurückschreibt. Sie schickt drei weitere Nachrichten an sein Handy - sie bleiben alle unbeantwortet. 

Nach zwei langen, sorgenvollen Tagen der Ungewissheit, erhält Gabi T.  einen Anruf vom Aida-Personalchef und einem Seelsorger, die ihr mitteilen, dass ihr Mann von Bord gesprungen sei. Kameraaufnahmen vom Luxus-Dampfer dokumentieren, wie ein Crew-Mitglied in blauer Arbeitsuniform in der Nacht auf den 22. Februar um 4:36 Uhr von Deck 5 ins Wasser springt. Mathias T.!

Lesen Sie hier: Urlaubsidylle als Albtraum: Warum so viele Passagiere bei Kreuzfahrten verschwinden

Was passierte in den 27 Stunden zwischen Mathias‘ letzter Nachricht und seinem Todessturz? 

Als die Witwe zwei Wochen nach dem tragischen Ereignis endlich den Koffer ihres Mannes zugestellt bekommt, findet sie darin an vielen seiner Sachen Blutflecken. An einem T-Shirt und einer Hose ebenso wie an einem Paar Schuhe - sogar an Laptop und iPad finden sich Blutspuren. 

Für die Aida-Bosse sei der Fall laut Aussage von Gabi T. klar, wie sie im Gespräch mit der Bild-Zeitung beklagt: „Die sagen, er habe sich die Pulsadern aufgeschnitten, daher komme das Blut. Aber ich kenne die langen Wege auf dem Schiff: mit blutenden Armen kommt keiner von Deck 3 auf Deck 5, erst recht nicht unbemerkt und ohne Spuren zu hinterlassen.

Selbstmord? Für Gabi T. bleibt die Frage nach dem Warum. Einen Abschiedsbrief, der Licht ins Dunkel dieses Dramas hätte bringen können, gibt es nicht.

Zwar soll Mathias T. 2017 mit psychischen Problemen gekämpft haben, nachdem er sich bei einer seiner Auslands-Einsätze einen Virus eingefangen hatte und dadurch für einige Monate nicht arbeiten konnte, doch  suizidal gefährdet sei er deswegen laut dem Gutachten einer Ärztin nicht gewesen.

Er trank gerne mal einen über den Durst, hatte die Sache mit dem Alkohol aber im Griff, erzählt seine Frau der Bild. Einen Seetauglichkeitstest, eine Woche vor seinem letzten Dienstantritt, habe er mit Bravour absolviert.

Aida habe mit der Herausgabe von Informationen geblockt

Laut Witwe habe AIDA mit der Herausgabe von Informationen total geblockt, so dass sie eine Anwältin habe einschalten müssen. Weitere Videos der Überwachungskameras würden noch immer zurückgehalten.

Gabi T. versuchte im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf eigene Faust zu ermitteln. Sie meldete ihren Mann in Deutschland als vermisst, schaltete das LKA ein und befragte die Passagiere der Kreuzfahrt, die von Streitigkeiten an Bord erzählt haben sollen. Wie Bild weiterhin berichtet, wollte sich auf telefonische Nachfrage der Zeitung niemand von Aida Cruises zu dem Fall äußern. In einer schriftlichen Stellungnahme des Konzerns bedaure dieser den tragischen Vorfall und garantiere alles in seiner Macht stehende getan zu haben, um die Angelegenheit zügigst aufzuklären. 

Gabi T. sieht das ganz anders. Sie habe habe von Aida keinerlei Unterstützung zur Aufklärung des mysteriösen Todes ihres Mannes erhalten. Stattdessen würde sein ehemaliger Arbeitgeber sein letztes Gehalt noch immer zurückhalten. Nach zweimonatiger intensiver psychologischer Betreuung ist Gabi T. zwar wieder arbeitsfähig, doch wie sie sich damit abfinden soll, niemals zu erfahren, was ihre große Liebe Mathias in den Tod getrieben hat, weiß die 53-jährige Witwe bis heute nicht.

Lesen Sie auch: Eine britische Urlauberin überlebte zuletzt zehn Stunden in der Adria. Nach einem Streit mit ihrem Freund war die Touristin offenbar betrunken von einem Kreuzfahrtschiff gesprungen. Ermittler haben Videomaterial gesichtet. Muss sie selbst für die Rettungskosten aufkommen?

SMB

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