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Explosionen und Schüsse: Polizei übt Anti-Terror-Einsatz im Bremer Hauptbahnhof

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In einem Übungsszenario schießen Terroristen wahllos auf Passanten im Bremer Hauptbahnhof.
In einem Übungsszenario schießen Terroristen wahllos auf Passanten im Bremer Hauptbahnhof. © Steffen Koller

Einen Ernstfall, den niemand erleben will: Bundespolizei und die Landespolizei Bremen haben in der Nacht zu Freitag einen Anti-Terror-Einsatz im Bremer Hauptbahnhof geprobt. Etwa 1.200 Beamte waren dabei.

Bremen - Von Steffen Koller. Es knallt, Explosionen erschüttern die Nacht. Dann Schüsse. Panisch rennen Reisende durch die Empfangshalle des Bremer Hauptbahnhofs, suchen Schutz, wo es nur irgendwie geht. Schreie, Angst. Tote liegen auf dem Boden. Es kommt zu Festnahmen. Dann ein „Cut, Übung beendet!“ Was in anderen Teilen Europas bereits bittere Realität geworden ist, proben rund 1200 Beteiligte in der Nacht zu Freitag bei einer großangelegten Anti-Terror-Übung. Und das so lebensnah wie möglich. 

So sicher war der Hauptbahnhof wohl noch nie. Landes- und Bundespolizei, Mitglieder des Spezialeinsatzkommandos (SEK), Feuerwehr, Sanitäter, Bundeswehr – Einsatzkräfte und Statisten tummeln sich am Donnerstagabend vor und im Drehkreuz für Reisende in Bremen. Der Ernstfall wird geprobt. Konkret: Terroranschläge in mehreren Szenarien

Bremen: Vier Szenarien auf dem Prüfstand

Bevor gegen 22.30 Uhr die erste von insgesamt vier Übungen beginnt, werden im Zeltlager auf der Bürgerweide letzte Planungen getroffen. Und die haben es in sich. Minutiös sind die Abläufe durch getaktet, jede Gruppe muss zur richtigen Zeit am Treffpunkt sein – und eben bestens vorbereitet. Während im Waffenzelt jeder an der Übung beteiligte Beamte seine scharfe Dienst- gegen eine Übungswaffe eintauscht, die zwölf Kilo schwere Schutzweste überstreift und einen Helm aufsetzt, kümmern sich Bundeswehrsoldaten im Nachbarzelt um die sogenannte „Panikmasse“

Knochenbrüche, Durchschüsse, Schürf- und Platzwunden – um die Übung so realistisch wie möglich wirken zu lassen, ist Kreativität gefragt. Mehrere Stunden bereiten sie vermeintliche Opfer auf ihre Rolle vor. Schließlich, so sagt es ein Polizist kurz vor Beginn der ersten Übung: „Je realistischer, desto besser.“ Wüsste man es nicht besser, man könnte meinen, hier im Zelt ist das Lazarett für Schwerverletzte. 

Hauptbahnhof Bremen: Bahnverkehr läuft weiter

Letzte Ansprache von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) und Polizeipräsident Lutz Müller, dann geht es kurz vor 22 Uhr zur ersten Vorführung. Während eine Seite des Durchgangstunnels durch mehr als 650 Meter blickdichten Zaun abgeriegelt ist, läuft der Bahnverkehr wie gewohnt weiter. Dahinter: höchste Anspannung. Ein lauter Knall, Rauch steigt in der Empfangshalle empor. Zwei maskierte Männer mit Maschinengewehren schießen wahllos um sich. Passanten sacken zu Boden, Schreie sind zu hören. Wer kann, flieht. Andere verstecken sich hinter Fahrscheinautomaten und Mülleimern. Ein Passant ruft, er könne nicht atmen, da gehen die Beamten bereits zum Gegenangriff über, erschießen einen Attentäter. Ein anderer wird festgenommen. 

Vier Minuten, dann ist die erste Übung für Pressevertreter beendet. Alle weiteren Szenarien – drei jeweils 45-minütige, ein anderthalbstündiges – bleiben geheim und werden bis 4 Uhr am Morgen geprobt. Wie konkret diese Übungen aussehen, verraten die Organisatoren nicht. Nur so viel: „Viele Monate Arbeit“ haben er und sein „Kernteam“ in die Vorbereitungen gesteckt, sagt Polizeidirektor Sven Jahn von der Polizeiakademie Lübeck. Nun hoffe er auf „viele Aha-Erlebnisse“, die im Nachhinein über Wochen nachgearbeitet würden.

Innensenator Mäurer: Keine „konkrete Anschlagsgefahr“ für Bremen

„Die Mechanismen müssen nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität funktionieren“, sagt der Innensenator. Schließlich stünde bei Terroranschlägen nicht sofort ein Team des Spezialeinsatzkommandos bereit und man müsse mit dem Personal agieren, das vor Ort sei. Zwar gebe es für Bremen aktuell keine „konkrete Anschlagsgefahr“, doch: „Wir leben in einer Welt, in der Anschläge nicht weit sind“, betont Mäurer noch in der Nacht. „Wir wissen nie, was auf uns zukommen kann.“

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