Was unternimmt die Polizei gegen die Belästigungen, wie beugt sie vor? „Die Polizei setzt auch Kräfte in Zivil im Bereich der Schlachte ein. Auch der Ordnungsdienst ist dort regelmäßig präsent und wird im eigenen Zuständigkeitsbereich tätig“, erklärt Pressesprecherin Haedke weiter. Aber: Auch dem Ordnungsdienst liegen laut Haedke hinsichtlich der geschilderten Vorfälle keine weiteren Beschwerden vor.
Der Leiter des neuen Ordnungsdienstes, Uwe Papencord, sagt, dass die Zuständigkeit in Fällen von Belästigungen gegen Frauen bei der Polizei liege. „Das ist kein Thema des Ordnungsdienstes, weil es sich bei Belästigung um eine Straftat handelt“, betont Papencord. Der Dienst ist bis 22 Uhr unterwegs. Laut Rose Gerdts-Schiffler, Pressesprecherin des Innensenators, ist der Ordnungsdienst unter anderem in den Bereichen Unordnungserscheinungen, Jugendschutz, aggressives Betteln und Verhalten von Gruppen, die in der Öffentlichkeit exzessiv Alkohol konsumieren, zuständig. Wer regelmäßig an der Schlachte unterwegs ist, sieht letztere häufig.
Papencord betont: „Wenn Hilfe gefragt ist, sind wir vom Ordnungsdienst die letzten, die das verweigern.“ Wenn ein Mitarbeiter sähe, wie eine Frau sexuell belästigt werde, könne er die Polizei verständigen. „Wir dürften den Mann auch solange festhalten. Aber das alles setzt ein entsprechendes Signal von der belästigten Person voraus“, erläutert er weiter.
Die stellvertretende Abteilungsleiterin des Polizeikommissariats Mitte/West, Svenja Beckendorf, sagt auf Nachfrage: „Wir reagieren auf Schwerpunkte, die von uns verifiziert werden.“ Solange keine Anzeigen vorlägen, könne die Polizei nicht reagieren. Sie rät allen Frauen, die mit Belästigungen konfrontiert werden, zunächst deutlich zu sagen: „Nein, ich möchte das nicht, gehen Sie weg!“ Zudem sollten sich Frauen an andere Personen in der Umgebung wenden. Gerade an der Schlachte könne man in den Gastronomien um Hilfe bitten. Ansonsten sollten sich die Frauen direkt an die Polizei unter der Rufnummer 110 wenden. „Es entscheidet dann natürlich immer der Einzelfall, ob eine Straftat vorliegt“, sagt Beckendorf.
Marie wünscht sich, dass die Beamten in Zivil und in Uniform mehr Präsenz im Bereich der Schlachte zeigen. „Besonders abends“, betont die Bremerin.
Der „Notruf Bremen – Psychologische Beratung bei sexueller Gewalt“ hatte 2017 das Projekt „Ist Luisa da?“ ins Leben gerufen. Mädchen und Frauen, die sich bedrängt fühlten, konnten mit dem Code das Barpersonal ansprechen und erhielten diskrete Hilfe. Die Angestellten riefen entweder ein Taxi oder brachten die Frauen in einen geschützten Nebenraum. Doch mit der Bremer „Luisa“-Kampagne ist vorerst Schluss.