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Groß angelegte Impf-Aktion in Flüchtlingsunterkunft geht völlig daneben

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Fortschreitende Impf-Aktivitäten sind auch im Kreis Warendorf der Garant für die positive Entwicklung.
Corona: In Sammelunterkünften ist die Infektionsgefahr besonders hoch - Bewohner können jetzt die Impfung erhalten. © Christoph Schmidt/Corona:: In Sammelunterkünften ist die Infektionsgefahr besonders hoch - Bewohner können jetzt die Impfung erhalten.

Das Corona-Risiko ist in Flüchtlingsunterkünften besonders hoch. Deshalb sollen die Bewohner jetzt die wichtige Impfung bekommen. In Essen war das schwierig.

Essen - „Seit so langer Zeit halte ich Abstand wegen Corona*. Ich habe Angst. Mit Impfung bin ich geschützt“, sagt Nurallah Ullah der Zeitung Welt, „mit der Impfung finde ich vielleicht wieder eine neue Arbeit, eine neue Wohnung.“ Er verlor in der Pandemie seinen Job. Vor sechs Jahren war er aus Bangladesch nach Deutschland geflohen.

Geflüchtete in Sammelunterkünften sind einem besonders hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Viele Menschen leben auf engem Raum. Unabhängig von Alter oder Vorerkrankungen können die Bewohner jetzt eine Corona-Impfung bekommen. Ohne die höhere Priorisierung und den Einsatz von mobilen Teams, wäre es für viele Geflüchtete schier unmöglich, überhaupt jemals eine Impfung zu bekommen. Als eine der ersten Kommunen in Deutschland hat Essen (NRW) nun mit der Impfkampagne begonnen. Bis zum Ende des Monats soll allen Bewohnern und Mitarbeitern von Gemeinschaftsunterkünften ein Impf-Angebot gemacht worden sein.

Das kommt sehr spät, bemängelt der Flüchtlingsrat. Es gab immer wieder große Ausbrüche in Sammelunterkünften, berichtet Geschäftsführerin Birgit Naujoks, 24 Mal mussten ganze Landeseinrichtung in Quarantäne. „Das Land hat das Problem einfach ausgesessen“, klagt Naujoks, „Dabei ergibt sich alleine durch die Form der Unterbringung in den Massenunterkünften ein hohes Ansteckungsrisiko.“ Das Robert-Koch-Institut hatte schon vergangenen Juni Alarm geschlagen.

Impf-Aktion in Essen: Nur die Hälfte der Eingeladenen kommt - große Enttäuschung nach Kampagnen-Start

Das Diakoniewerk konnte nun also endlich loslegen. Doch jetzt stehen die Verantwortlichen enttäuscht da. Nur ein gutes Drittel der Essener Bewohner und Bewohnerinnen hatte sich für die Impfung angemeldet. Nur die Hälfte von ihnen ist dann auch gekommen.

Wie im Rest der Gesellschaft gibt es natürlich auch unter Geflüchteten alle verschiedenen Einstellungen zu Corona und der Impfung. Die geringe Quote beim Impfstart in Essen ist nun dennoch eine große Überraschung. Die Hürden sind vielschichtig.

Corona-Impfung für Geflüchtete: Ängste abzubauen, ist teils schwierig - Stadt Essen produziert Info-Clips

Impfungen an sich seien in manchen Herkunftsländer weniger verbreitet, erklärt Sozialarbeiterin Alina Terörde der Welt. Bestehende Ängste abzubauen, sei nicht immer einfach. Schon wegen mangelnder Sprachkenntnisse würden viele Geflüchtete keine deutschen Medien konsumieren. Verschwörungsmythen* und Falschinformationen, die über Social Media teils weit verbreitet werden, fehlt das Gegengewicht.

Die Stadt Essen ist nun mit Aufklärung beschäftigt. Eine Frau habe sich nicht getraut, weil sie zurzeit ihr Baby stillt, ein Mann, weil er Unverträglichkeiten zu seinen Medikamenten fürchtete. Fragen, die ihnen nicht beantwortet worden sind. Die Verantwortlichen der Diakonie haben nun unter anderem Info-Clips in arabischer Sprache erstellt, die nun in der Gruppe herumgeschickt werden sollen. „Es braucht viel Vertrauensarbeit“, sagt Sozialarbeiterin Terörde.

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