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Polizei-Einheiten als Coronavirus-Superspreader? Auch unter den Beamten gibt es Corona-Infizierte

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Stuttgart: Polizeibeamte kontrollieren auf der Karlshöhe, einem beliebten Park im Süden der Stadt, die Einhaltung der Vorschriften zur Eindämmung des Coronavirus.
Stuttgart: Polizeibeamte kontrollieren auf der Karlshöhe, einem beliebten Park im Süden der Stadt, die Einhaltung der Vorschriften zur Eindämmung des Coronavirus. © dpa / Sebastian Gollnow

Die Polizei kontrolliert in Deutschland die Einhaltung des Kontaktverbots in der Corona-Krise streng. Doch wie groß ist eine Infektionsgefahr für und durch die Beamten? Eine Spurensuche.

München - Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen und der Corona-Todesfälle in Deutschland* steigt weiter. 

Vorerst bis einschließlich 19. April gelten deshalb das Kontaktverbot und die strengen Ausgangsbeschränkungen bundesweit - ebenso streng kontrolliert durch die Polizeien der Länder und durch die Bundespolizei.

Corona-Krise: Polizei kontrolliert Kontaktverbot in Mannschaftsstärke

Vielerorts fällt dabei auf: Nicht selten kontrollieren Beamte Menschenansammlungen selbst in größeren Gruppen. Oder die Bereitschaftspolizei fährt mit vollen Mannschaftswagen zum nächsten Einsatzgebiet.

Fotos aus Stuttgart und München zeigen zum Beispiel mehrere Polizisten eng beieinander stehend, auf der bei Einheimischen beliebten Karlshöhe in der schwäbischen Metropole oder im Englischen Garten in der bayerischen Landeshauptstadt.

Corona in Deutschland: Gruppen von Polizisten in München und Stuttgart

Aus München ist weiter überliefert, dass sich unlängst nach 23 Uhr an einer U-Bahnstation am Goetheplatz ein Trupp Bereitschaftspolizisten und mehrere Mitarbeiter der MVG-(U-Bahn)-Sicherheit zu einer Lagebesprechung trafen - bis zu ein Dutzend Personen, die den Mindestabstand von 1,5 bis zwei Meter dabei keineswegs einhielten.

Kampf gegen das Coronavirus: Polizisten lösen im Englischen Garten in München Gruppen auf.
München: Polizisten patrouillieren in einer Gruppe durch den Englischen Garten - fast Schulter an Schulter. © dpa / Matthias Balk

Sind sie etwa nicht ansteckbar? Oder gar regelrechte Superspreader für die Ausbreitung des Coronavirus

Letztere Frage stellte vor wenigen Tagen bei einer Pressekonferenz in Wien ein Reporter dem österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz* sowie Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP). 

Coronavirus: Österreich kontrolliert seine Polizisten wegen Corona-Infektionen

Konkret fragte der Journalist: „Wie sieht es mit dem Social Distancing bei der Truppe aus? Wir bekommen immer wieder Nachrichten von Lesern, die sechs oder mehr Polizisten in einem Auto sehen.“ 

Laut Kurz werden in Österreich Untersuchungen bei Polizisten vorgenommen, um zu überprüfen, ob die Gefahr bestehe, „dass diese Personen Superspreader werden, dass gerade sie die Krankheit viel verbreiten, die, die in der Corona-Krise so viel gebraucht werden“. 

Zur Erinnerung: Als Superspreader gelten Infizierte, die besonders viele andere Personen mit einer Krankheit infizieren.

Coronavirus: In Österreich und Deutschland etliche Polizisten mit Corona infiziert

Nehammer erzählte damals, Ende März: „Es gelten für Polizisten besondere Hygiene-Pflichten. Wir haben uns auf den Fall vorbereitet, wenn die Infektionsrate höher wird. Derzeit haben wir 101 infizierte Polizisten und Polizistinnen, davon ein Drittel in Tirol, sowie 939 weitere Beamte in der Isolierung. Wir führen Schnelltests durch, um sie schnellstmöglich wieder dienstfähig zu bekommen.“

Eine Woche später, am ersten April-Wochenende, waren es 137 mit Corona infizierte Polizeibeamte in Österreich, rund 700 Kollegen waren in Quarantäne. Und in Deutschland*

Laut der Welt waren schon um den 20. März herum mehr als 120 Polizisten nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, mindestens 1500 Beamte bundesweit befanden sich damals in Quarantäne.

Corona-Krise: Kontrollen zum Kontaktverbot nicht immer mit Mundschutz

Ihre Kollegen führen und führten weiter Kontrollen zum Kontaktverbot durch und sprechen entsprechende Sanktionen gemäß dem Infektionsschutzgesetz aus - teils mit Mundschutzmasken ausgestattet, teils nicht. 

Polizisten als Superspreader in der Corona-Krise? Belegbare Daten gibt es aktuell nicht, aber Beobachtungen, dass auch die Ordnungshüter sich bei der Umsetzung ihrer anspruchsvollen Arbeit nicht immer an die Vorgaben halten - oder nicht halten können.

Sonnenbad? Verboten. Ein Nickerchen auf der Parkbank? Verboten. Die Regeln in Zeiten von Corona sind streng. Überschreitet der Staat hier Grenzen? Die Polizei verteidigt ihr Vorgehen, ein Virologe warnt, zu lesen bei Merkur.de*

pm

*Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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