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Corona-Zahlen auf April-Niveau: Droht Deutschland bald der zweite Lockdown? Drosten stellt klare Prognose

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Der Virologe Christian Drosten trägt einen blaufarbenen Mund- und Nasenschutz.
Im Fokus: Christian Drosten, Virologe und Lehrstuhlinhaber an der Berliner Charité. © Christian Charisius/dpa

Der Lockdown hat Deutschland hart getroffen. Nun steigen die Corona-Fallzahlen wieder auf April-Niveau. Was das für die Bundesrepublik bedeutet:

Berlin - In Deutschland sind die Corona-Zahlen zuletzt deutlich gestiegen. Vergleicht man die aktuellen Daten mit denen von vor zwei Monaten, als konstant weniger als 500 neue Fälle hinzukamen, zeigt sich: Es infizieren sich wieder deutlich mehr Menschen mit Covid-19. Am 19. September waren es laut Lagebericht des Robert-Koch-Insititus 2.297, die Tage davor zwischen 1.407 und 2.194 - das entspricht in etwa den April-Werten.

Corona in Deutschland: Söder will „keinen zweiten Lockdown“

Dementsprechend werden die Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle im Land größer. Doch geht mit einer Verschärfung der Corona-Lage in Deutschland zwangsläufig ein erneuter Lockdown einher? Vermutlich nicht, denn zuletzt war ein landesweites Herunterfahren des öffentlichen Lebens insbesondere wegen der negativen wirtschaftlichen und sozialen Folgen fast schon kategorisch ausgeschlossen worden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) beteuerte Ende August etwa „keinen zweiten Lockdown haben“ zu wollen.

Stattdessen könnte es vielmehr zu lokalen Lockdowns in Gebieten mit besonders hohen Neuinfektionszahlen kommen. Diese Auffassung teilt auch der Virologe Christian Drosten: „Es ist natürlich so, dass man nicht immer gleich einen deutschlandweiten oder regionalen Lockdown braucht, weil man jetzt schon ein paar Sachen besser weiß“, sagte der Charité-Professor der dpa. Er glaube, dass in Zukunft eher bestimmte Sparten des Alltags- und Berufslebens von Einschränkungen betroffen sein könnten. Damit verbunden sei aber auch die Frage nach Kompensation, wenn es wirtschaftliche Auswirkungen gebe.

Corona in Deutschland: Auch Drosten gegen zweiten Lockdown - „das werden wir so schnell nicht wieder haben“

Drosten betonte, es gebe bestimmte Situationen, bei denen inzwischen klar sei, dass dabei nur einzelne Fälle entstünden, aber „eigentlich wenig neu hochkocht“. Drosten nannte etwa „Eins-zu-eins-Situationen“ im Berufsleben, in denen sich zum Beispiel nur zwei Menschen gegenübersitzen. Das könne man weiterdenken für kleine Gruppen. „Und insofern werden wir, glaube ich, nicht wieder so schnell so einen Lockdown haben“, bilanzierte der Virologe. Einen solchen Schritt gehe man nur, „weil man nicht die Orientierung hat in den Maßnahmen“. Das sei nun anders.

Als problematisch für die Entwicklung der Pandemie gelten mittlerweile insbesondere Situationen mit größeren Gruppen: Die Anwesenheit eines Infizierten kann unter Umständen auf einen Schlag für etliche Neuinfektionen sorgen.

Corona in Deutschland: Sieben-Tages-Inzidenz an drei Orten problematisch

Derzeit überschreiten übrigens drei der insgesamt 401 Kreise Deutschlands die kritische Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen der vergangenen sieben Tage*: Stadt Würzburg (61,0), Landkreis Cloppenburg (57,1), Stadt München (52,3). Die Entwicklung in der bayerischen Landeshauptstadt bereite den Behörden derweil Sorge. Am Montag erklärte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) daher einschneidende Maßnahmen für die Bevölkerung*.

Diese Entwicklung ist auf den ersten Blick positiv zu bewerten, birgt jedoch auch Nachteile. Die geringe Anzahl an Corona-Hotspots kann nämlich als Indiz dafür gesehen werden, dass sich Covid-19 wieder im ganzen Land ausbreitet. In den zurückliegenden sieben Tagen (Quelle: RKI; Stand: 20. September) wurden aus zehn Kreisen keine Fälle übermittelt, am 16. Juni waren es noch 139 corona-freie Kreise. (as mit Material der dpa) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

Video: Christian Drosten glaub nicht an zweiten Lockdown

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