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Sicheres Reisen in Corona-Zeiten möglich? Göttinger Forscher testen Verbreitung von Viren in Zügen und Flugzeugen

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Wie übertragen sich Viren wie das Coronavirus in Zügen und Flugzeugen? Test von Forschern aus Göttingen soll Antworten bringen.

Göttingen - Übertragen sich Viren über Tröpfchen und Aerosole – möglicherweise auch Corona-Viren – besonders gut in Flugzeugen oder Zügen? 

Wie verbreiten sie sich dort? Und welchen Einfluss hat die Belüftung? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Standort Göttingen in Experimenten.

Viren-Forschung in Göttingen: Herausforderungen der Mobilität in Zeiten der Corona-Krise verstehen

Die Forscher aus Göttingen wollen vor allem die Ausbreitung potenziell virusbelasteter Tröpfchen – im Test sind es physikalische Teilchen – in Zügen und Flugzeugkabinen untersuchen – in Experimenten und in Computer-Simulationen. 

Als Ausgangspunkt wird ein „erkrankter“ Passagier in einem voll besetzten Bereich angenommen. Die Erkenntnisse sollen laut DLR helfen, die Herausforderungen an die Mobilität in Zeiten der Corona-Krise besser zu verstehen und Lösungen zu finden.

Viren-Forschung in Göttingen: Corona-Verbreitung besser verstehen

Per Computer simulieren die Forscher in Göttingen den Teil eines Großraumabteils eines Zuges mit sechs Sitzreihen. Für den ‚kranken‘ Passagier wird das Ausatmen oder Husten per Programm berechnet, das auch erfolgreich für die Simulation der Kabinenluftströmung eingesetzt wird.

Ergänzt wird es mit der Zugabe von Aerosolpartikeln, die anschließend zerstäuben und verdampfen. Das Computer-Programm errechnet die Verteilung und Reichweite der Teilchen und stellt sie grafisch dar. Theoretisch könnten die Ergebnisse auch Aufschlüsse für die Verbreitung von Corona-Viren geben. 

Test zur Viren-Verbreitung: Die Forscher aus Göttingen testen ebenfalls, wie sich Viren in Zügen verbreiten können. Gerade in der Corona-Krise eine wichtige Forschungsaufgabe.
Test zur Viren-Verbreitung: Die Forscher aus Göttingen testen ebenfalls, wie sich Viren in Zügen verbreiten können. Gerade in der Corona-Krise eine wichtige Forschungsaufgabe. © DLR/nh

Viren-Forschung in Göttingen in der Corona-Krise : Simulierte Verbreitung in einem Zuglabor

Zeitgleich stellen die Forscher im generischen Zuglabor Göttingen eine ähnliche Situation in einem Experiment nach

Dabei dienen 24 Dummies mit Sensoren als Passagiere. Ein ‚kranker‘ Dummie stößt aus dem Mundbereich Luft mit beigemischten Tröpfchen aus – und ein Spurengas. Highspeed-Kameras und Gassensoren verfolgen die Verbreitung der Teilchen in der Kabine. Partikel und Konzentration werden an verschiedenen Stellen im Raum erfasst. 

Auch bei Corona-Viren besteht eine erhöhte Infektionsgefahr in engen Räumen mit vielen Menschen. Deshalb herrscht in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Straßenbahnen auch eine Maskenpflicht.

Viren-Forschung in Göttingen in der Corona-Krise: Tests auch in einem simulierten Flugzeug

Untersucht wird die Ausbreitung auch in Flugzeugen. Ein Experiment soll demnächst in einem neuen Flugzeuglabor in Göttingen im Rahmen des EU-Projekts ADVENT starten. 

„Flugzeugkabinen sind in sich geschlossene Systeme und besitzen bereits eine hohe Luftreinhaltung. Unsere Forschung zur Verbreitung von Viren in Kabinen soll zum Schutz der Passagiere vor Infektionen beitragen und Antworten auf die Frage finden: wie kann Fliegen auch in Zukunft sicher sein?“, erklärt Prof. Rolf Henke, Vorstand Luftfahrt im DLR.

Test in Flugzeugkabine: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Göttingen untersucht die Verbreitung von Viren - wie dem Corona-Virus - und benutzt dazu ein Testflugzeug für die Experimente.
Test in Flugzeugkabine: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Göttingen untersucht die Verbreitung von Viren - wie dem Corona-Virus - und benutzt dazu ein Testflugzeug für die Experimente. © DLR/nh

Die Forschungen laufen im DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik in Göttingen, auch, weil es in Deutschland führend auf dem Gebiet der Kabinenklimatisierung von Flugzeugen und Zügen ist. 

Bislang ging es aber nicht um die Ausbreitung von Krankheitserregern wie Corona, sondern man forschte zum Komfort der Passagiere und zum Energiebedarf der Klimatisierung. 

Viren-Forschung in Göttingen: Forschung kann im Kampf gegen Corona helfen

„Die dabei entwickelten wissenschaftlichen Werkzeuge können wir jetzt für die Erforschung der Ausbreitung von Viren in Fahrgastkabinen einsetzen“, sagt Institutsleiter Prof. Andreas Dillmann.

Mit ersten Ergebnissen ist laut DLR in Göttingen „in den kommenden Wochen zu rechnen. Die Experimente werden aber teilweise noch Monate andauern.“ Keine Aussage werden sie über die Infektiosität machen können. Alle Erkenntnisse sollen veröffentlicht und Partnern in der Industrie bereitgestellt werden.

Viren-Forschung in Göttingen: Luftfahrtindustrie will sich auf Corona einstellen

Die Luftverkehrsbranche war aufgrund von Corona mit vielen Herausforderungen konfrontiert und bemüht sich derzeit intensiv darum, Wege zu finden, den Luftverkehr wieder sicher zu machen. Dazu tragen auch die Forschungen in Göttingen bei. Denn Flugreisen sind und bleiben durch Corona ein Risiko, wie Bilder von vollbesetzten Flugzeugen auf sozialen Kanälen zeigen.

Unter anderem Airbus und Boeing haben untersucht, wie sich das Virus in der Kabine verbreitet. Ein Teil der Forschung hat sich mit dem Einsatz von UV-Licht zur Desinfizierung zwischen den Flügen befasst. Auch die Metropolitan Transit Authority in New York erprobt diese Methode in ihren U-Bahn-Waggons. Neue Simulationen mit der physikbasierten Simulationstechnologie von Ansys zeigen, wie UV-Licht eingesetzt werden kann, um Flugzeugkabinen zwischen den Flügen zu desinfizieren.

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