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Kampf gegen Coronavirus: Virologin gibt überraschende Empfehlung zur Immunität

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Immer öfter taucht in der Diskussion zur Corona-Krise in Deutschland die Theorie der Herdenimmunität auf. Eine Virologin bezieht nun klar Stellung.

München - Melanie Brinkmann hat Mut gemacht. Am Dienstagabend im ARD extra: Die Corona Lage

Die Virologin erklärte die Sinnhaftigkeit der aktuellen Maßnahmen im allgegenwärtigen Kampf gegen das Coronavirus. Und: Die Professorin der Universität Braunschweig ist sich sicher, dass Besserung in Sicht ist.

Corona-Krise in Deutschland: „Vor uns ist der Abgrund, den sehen wir nicht“

„Ich würde gerne ein Bild dafür nehmen: Wir stellen uns vor, wir sitzen in einem Zug, in einem ICE und der fährt mit Hochgeschwindigkeit. Und vor uns ist der Abgrund, den sehen wir aber nicht“, erzählt die Wissenschaftlerin im Gespräch mit ARD-Journalistin Ellen Ehni: „Dadurch, dass wir in den Laboren früh getestet haben, haben wir sehr früh gesehen, was auf uns zukommt.“ 

Brinkmann bemüht weiter die Bildsprache, indem sie Meldesysteme für die Coronavirus-Pandemie umschreibt: „Der Lokomotivführer sieht den Abgrund, der vor uns liegt, auf seinem System, und er kann jetzt schon reagieren. Jetzt können wir die Notbremse ziehen, und das machen wir gerade mit diesen Maßnahmen, die die Kontakte reduzieren sollen.“

Video: Schutzmasken verschwunden - Aber Halstuch kann auch helfen

Coronavirus: Erfolge im Kampf gegen Covid-19 in Deutschland

Erste Erfolge seien sichtbar, wird in der Brennpunkt-Sendung erklärt. So wird auf einen Bericht der Süddeutschen Zeitung verwiesen. Demnach hätte es am Mittwoch, 18. März, nur 2,3 Tage gedauert, bis sich die Infizierten-Zahlen verdoppelt hätten, und am Dienstag, 24. März, hätte es zu einer Verdoppelung der Infizierten-Zahlen schon vier Tage gebraucht.

„Wir ziehen die Notbremse, der Zug hat aber einen gewissen Bremsweg“, erklärt Brinkmann und beschwichtigt: „Es wird ein bisschen dauern, bis wir diese Effekte wirklich sehen.“ Ehe die Virologin in der Sendung sehr zuversichtlich wird: „Ich habe die große Hoffnung, dass die Zahlen runtergehen werden, da bin ich ganz sicher.“

Corona-Krise: Virologin - Kontaktverbot und Ausgangsverbote wirken

Es sei erstmal wichtig, „dass wir hart bremsen und jeder mitmacht, dass wirklich jeder Bürger an dieser Notbremse zieht“, meint sie weiter zu den Maßnahmen wie Kontaktverbot und Ausgangsverboten - Brinkmann: „Je stärker wir ziehen, desto schneller haben wir die Kontrolle zurück. Dann kommen wir an dem Punkt, an dem wir das Gesundheitssystem überlasten, gerade vorbei.“

Doch auch ein anderer Ansatz für die Corona-Bekämpfung wird in der Sendung angesprochen, ein heikler Standpunkt. 

Corona-Krise: Verstärkt wird über eine Herdenimmunität diskutiert

Seit Tagen fällt in der Diskussion rund um das Coronavirus immer wieder der Begriff Herdenimmunität. Dieser besagt vereinfacht, dass, wenn ein Großteil der Bevölkerung eine Infektion überstanden hat und folglich immun gegen den Erreger ist, immer weniger Mitbürger dadurch angesteckt werden können.

Brinkmann gibt eine Empfehlung dazu ab - und zwar, sich nicht darauf zu verlassen. „Wir wissen, dass die Patienten eine Immun-Antwort haben. Sie bilden Antikörper, haben einen Immunschutz, aber wie lange dieser aufrechterhalten bleibt, wissen wir nicht“, erklärt die 46-jährige Akademikerin. „Wir kennen dieses Virus erst seit Mitte Januar und können natürlich noch nicht sagen, sind die Patienten ein Leben lang immun oder ein, zwei Jahre. Man geht jetzt davon aus, dass sie ein bis zwei Jahre geschützt sein werden.“

„Durchseuchung der Gesellschaft“? Virologin rät in Corona-Krise davon ab

Ehni spricht provokant eine „Durchseuchung der Gesellschaft“ an. Ergo, dass man dem Virus freien Lauf lässt und gleichzeitig den Schutz auf die Alten fokussiert. Brinkmann ringt sichtlich mit dieser These.

„Das ist in der Diskussion. Das stimmt. Da reden Experten drüber. Aber ich halte das angesichts der Zahlen und  der Altersverteilung bei den Patienten für keine gute Idee“, sagt sie: „Da setze ich eher auf die Wissenschaft, die die Brücke baut, damit der Zug nicht in den Abgrund fährt.“

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pm

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