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Johnson & Johnson: Heftiger Einschnitt bei Lieferung von Corona-Impfstoff

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Laut Gesundheitsminister Spahn soll der Impfstoff von Johnson & Johnson zu einer Säule bei den Corona-Impfungen werden. Das Vorhaben wackelt jedoch ordentlich.

Berlin/Hamburg/Hannover – Biontech, AstraZeneca, Moderna und Curevac. Diese vier Impfstoffe sind in aller Munde, wenn es darum geht, sich gegen das Coronavirus zu schützen. Zuletzt unter anderem dann, wenn es um die Vor- und Nachteile der Kreuzimpfung mit AstraZeneca und Biontech geht. Kaum im Gespräch hingegen: der Impfstoff von Johnson & Johnson. Obwohl ihn Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) laut Spiegel Online zur zweitwichtigsten Säule der deutschen Impfkampagne erklärt hat. Doch nun droht genau dort ein Problem, das im Chaos enden könnte.

Pharmaziehesteller:Johnson & Johnson
Gegründet:Januar 1886 in New Brunswick, New Jersey (Vereinigte Staaten)
Hauptsitz:New Brunswick, New Jersey (Vereinigte Staaten)
CEO:Alex Gorsky (seit 26. April 2012)

Corona-Impfstoff: 60 Millionen Dosen bei Johnson & Johnson kontaminiert – Deutschland bekommt geringere Lieferung

Im US-Werk von Johnson & Johnson müssen 60 Millionen Dosen, die laut der New York Times für unbrauchbar erklärt worden sind, vernichtet werden. Da es dort möglicherweise eine Kontamination des bereits fertig produzierten Impfstoffs von Johnson & Johnson gegeben hat, können nur zehn Millionen Dosen freigegeben werden. Das Werk ist vorerst weiterhin geschlossen. Noch Anfang Juni hatte das Bundesgesundheitsministerium mit einer zeitnahen Freigabe des J&J-Impfstoffs und einer größeren Lieferung gerechnet.

Eine Flasche mit dem Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson steht auf einem Impfbuch. Daneben liegt eine Spritze.
In Deutschland droht ein Lieferengpass des Impfstoffes von Johnson & Johnson, weil 60 Millionen Impfdosen vernichtet werden mussten. © Martin Wagner/imago images

Die Rede ist von 10,1 Millionen Dosen im laufenden Quartal, so Spiegel Online. Bislang sind in der Bundesrepublik davon allerdings nur 1,7 Millionen angekommen. Daraus wird nun nichts. Die Menge der Lieferung fällt kleiner aus als erwartet.

Corona-Impfstoff: Deutschland erhält 6,5 Millionen Impfdosen weniger als ursprünglich angenommen

Dass nun große Mengen des Impfstoffs von Johnson & Johnson unbrauchbar sind, trifft Deutschland hart. Denn das Pharmaunternehmen werde im zweiten Quartal nach neuestem Stand etwa 6,5 Millionen Impfdosen weniger liefern als geplant, teilt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums mit.

Erst 1,25 Millionen Menschen wurden mit Johnson & Johnson geimpft. Das Vakzin wird nur einmal gespritzt und durch die doppelte Menge anderer Impfstoffe kompensiert.

Ausfall von J&J-Impfstoff: Bedeutung für Hamburg und Niedersachsen

Problematisch gestaltet sich auch der Ausfall des J&J-Impfstoff für Hamburg und Niedersachsen. Die beiden Bundesländer stecken mit Platz 14 und Platz 12 bei der Quote der vollständig Geimpften* eh schon im unteren Drittel im bundesweiten Vergleich fest. Und haben trotz sinkender Inzidenzwerte mit hoher Wahrscheinlichkeit große Hoffnung auf die Lieferungen des Corona-Impfstoffes von Johnson & Johnson und gesetzt. Das Vakzin von J&J wird schließlich nur einmal gespritzt und durch die doppelte Menge anderer Impfstoffe kompensiert.

Ein weiterer Rückschlag also, der nicht nur regionale sonder auch nationale Konsequenzen nach sich zieht.

Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson: Andere Vakzine müssen Ausfall kompensieren – aber auch hier gibt es Engpässe

„Ein Totalausfall von J&J würde bis Ende Juli fast neun Millionen zusätzliche andere Impfungen mit knapp 18 Millionen Dosen notwendig machen«, verdeutlicht Sebastian Dullien. Dies „könnte die Kampagne um bis zu einen Monat verzögern, sofern es keinen Ausgleich durch andere Impfstoffe gibt“, sagt der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.

Ein Totalausfall von J&J würde bis Ende Juli fast neun Millionen zusätzliche andere Impfungen mit knapp 18 Millionen Dosen notwendig machen

Sebastian Dullien, wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung

Das Problem: Auch andere Impfstoffe werden knapper: Biontech wird seine Lieferungen von der Zweiten Juli-Woche an deutlich verringern. Von AstraZeneca ist nur ein Viertel der in der vergangenen Woche georderten 2,4 Millionen Dosen angekommen. Curevac wird noch über Wochen oder Monate nicht liefern können. Dabei hat dieser Impfstoff Vorteile gegenüber Biontech oder Moderna. Apropos Moderna: Dieser Hersteller wird die Lieferungen im Juli nur leicht steigern. Von 622.000 auf 733.000 Dosen pro Woche. Zu wenig, um die Ausfälle von Johnson & Johnson auffangen zu können.

Corona-Impfstoff: Curevac wird lange nicht liefern können – Moderna steigert Menge nur gering

Immerhin: In Hamburg gibt es für die Bürgerinnen und Bürger inzwischen die Möglichkeit, an übrig gebliebene Impfdosen zu gelangen*. Und aufgrund der sinkenden Inzidenzwerte stehen in der Hansestadt weitere Lockerungen* im Raum.

Dennoch regiert im Norden bereits die Angst vor der Delta-Variante des Coronavirus. Müssen im Herbst Corona-Nachimpfungen her? In Niedersachsen zeigt aktuell ein Portal freie Impftermine an*. Das Bundesland unter der Führung von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) will ebenfalls bald die Corona-Regeln weiter lockern*. Doch reibungslos läuft nirgendwo ab: Im Norden haben die Apotheker bvereits den Start des digitalen Impfpasses am kommenden Montag verpennt. * 24hamburg.de und kreiszeitung.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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