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Coronavirus: Kitas schicken gesunde Kinder heim - RKI sorgt für Regel-Chaos

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Wenn mal die Nase läuft, kann der Tag in der Kita schnell vorbei sein.
Coronavirus: Ob Schnupfen bei Kinder schon als Kita-Ausschluss-Kriterium gelten soll, ist umstritten. (Symbolbild) © dpa / Monika Skolimowska

Im Umgang mit dem Coronavirus stand auch die Öffnung von Kitas zur Debatte. Das RKI empfiehlt, Kinder mit Symptomen nicht in Betreuungseinrichtungen zu schicken. Mediziner kritisieren das.

München - Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt, alle Menschen, die Symptome einer Atemwegserkrankung aufweisen, zu testen. Unabhängig vom Risikofaktor werden in diesem Sinne alle Gruppen - alte wie junge Patienten - gleich bewertet. Zu „akuten respiratorischen Symptomen“ zählen auch laufenden Kindernasen. Darüber, ob das bereits ein Grund sein soll, ein Kind nicht mehr in die Kita zu schicken, sind sich Mediziner uneins.

Coronavirus: Auch gesunde Kinder sollen zu Hause bleiben

„Alle Kita-Kinder mit Schnupfen heimzuschicken, ist absurd“, sagte Jakob Maske, Kinderarzt und Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder und Jugendärzte (BVKJ), gegenüber Focus. Selbstverständlich sollten sich kranke Kinder zu Hause erholen und nicht in einer Kita andere anstecken. Jedoch hätten Kinder sehr häufig Schnupfen, da sich ihr Immunsystem noch in der Aufbauphase befinde. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, dürfen Kinder mit diesen Symptomen derzeit nicht in Betreuungseinrichtungen gehen.

Video: 40 KITA-Kinder mit Corona-Symptomen

Kinder mit einer laufenden Nase zu testen, wie es das RKI empfiehlt, hält Dominik Ewald, bayerischer Pressesprecher des BVKJ nicht für sinnvoll. „Hat ein Kind zusätzlich zur laufenden Nase auch Fieber, muss es abgeklärt werden“, so Ewald zu Focus. Außerdem werde zuvor überprüft, ob der Geschmacks- und Geruchssinn des Kindes eingeschränkt sei. „Wenn die Kinder sagen, etwas schmeckt oder riecht komisch, dann ist natürlich höchste Alarmstufe, dass es Corona sein könnte.“

Coronavirus: Kritik an RKI-Symptom-Regel

Das RKI nennt neben Husten, Fieber, Störung des Geruchs- oder Geschmackssinns und Lungenentzündung auch Schnupfen als häufiges COVID-19-Symptom. 21 Prozent der in Deutschland am Coronavirus Erkrankten hatten Schnupfen.

Der Virologe Alexander Kekulé erklärte in seinem MDR-Podcast, dass in der internationalen Datenlage nur unter vier Prozent der Erkrankten Schnupfen als Symptom hätten. Jene hätten „so eine Art verstopfte Nase als Nebeneffekt“. Das sei aber nicht mit der „klassischen Laufnase beim kleinen Kind“ vergleichbar. 

Vor allem im Herbst könnte das laut Kekulé noch zum Problem werden. „Wo in den Kitas wieder alles offen ist und nach meiner Erfahrung dann jedes dritte Kind eine Rotznase hat: Die alle zu Hause zu lassen mit der Ansage, das ist ein typisches Zeichen für Covid-19, da habe ich mich dagegen ausgesprochen, und dabei bleibe ich auch“, stellte der Virologe klar. Außerdem hoffe er, dass das RKI seine Empfehlung ändert.

Coronavirus: Ist Schnupfen bei Kinder ein Grund nicht in Kita zu gehen?

Auf Twitter freute sich das Institut kürzlich für den Erfolg der Corona-Warn-App. Bisher hatten laut RKI 500 Menschen, die positiv auf das Virus getestet worden sind, die Möglichkeit über die App andere zu warnen. Am 8. Juli verkündete das Institut, dass die App mittlerweile 15,2 Millionen mal heruntergeladen wurde.

Bezüglich der Fragen, wann ein Kind besser nicht in die Kita gehen sollte, sagte Dominik Ewald zu Focus: „Ich meine, jeder kann doch sehen, ob ein Kind krank ist oder nicht.“ Nach 24 Stunden ohne Fieber könne ein Kind auch trotz laufender Nase wieder mit anderen Kindern spielen. 

Ein anderer Forscher zog eine bittere Bilanz bezüglich der Coronavirus-Pandemie. Einer Analyse mit Daten der Oxford-Universität steuern zehn Länder auf eine zweite Corona-Welle zu - darunter befindet sich auch Deutschland.

Indes warnen Experten vor extremen Spätfolgen - selbst bei leichten Symptomen. Bezüglich der Frage, ob ein Impfstoff die Coronavirus-Pandemie beenden kann, äußerte sich der Virologe Hendrik Streeck skeptisch. Er fordert ein Umdenken.

Im Wettstreit um einen Corona-Impfstoff soll Russland Hacker-Angriffe durchgeführt haben. Das Vereinigte Königreich, Kanada und die USA prangern an und warnen vor mehr.

(lb) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks

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