1. Startseite
  2. Deutschland

Corona: Bundesweite nächtliche Ausgangssperre im Gespräch

KommentareDrucken

Seit den Morgenstunden gilt in Bayern eine FFP2-Maskenpflicht im Handel und im Nahverkehr. Werden die bayerischen Regelungen bundesweit Schule machen?

Update vom Montag, 18.1.2021, 06.30 Uhr: Bei den Bund-Länder-Gesprächen am Dienstag (19.1.2021) wird wohl auch um Ausgangssperren und eine FFP2-Maskenpflicht im Bahnverkehr gerungen werden. „Es liegt eine Auswahl von Möglichkeiten auf dem Tisch“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier der „Rheinischen Post“ (Montag). Er nannte neben der FFP2-Maskenpflicht im Bahnverkehr und den Ausgangssperren auch eine Homeoffice-Pflicht und deutlichere Kontaktbeschränkungen.

Ein Polizist mit Mund-Nase-Schutz geht durch die Innenstadt von Gummersbach.
Auch eine bundesweite nächtliche Ausgangssperre wird diskutiert. © dpa/Markus Klümper

In Bayern müssen die Menschen seit den Morgenstunden in Bussen, Trams, U- und S-Bahnen sowie in allen Geschäften FFP2-Schutzmasken tragen. Auch eine nächtliche Ausgangssperre gilt im Freistaat bereits. Vor den Beratungen am Dienstag sieht Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sieht die Vorschriften als eine Art Blaupause für Bundesregelungen. Nach Informationen des „Business Insiders“ will das Kanzleramt sogar eine bundesweit einheitliche nächtliche Ausgangssperre einführen, wie es sie bereits in Frankreich oder anderen Nachbarstaaten gibt. Wie dies im Einzelnen aussehen könnte, zeigt ein Bericht von wa.de*. Aus den Bundesländern ist aber auch zu vernehmen, dass derzeit alles diskutiert werde, was diskutiert werden könne.

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sprach sich für einen harten, dreiwöchigen Lockdown aus. Das Wachstum der Mutation müsse unbedingt verhindert werden, schrieb er am frühen Montagmorgen auf Twitter. Ansonsten verbreite sich die Mutation „schneller, als wir impfen können“. Ausgangssperren ab 20 Uhr seien aus seiner Sicht für drei Wochen vertretbar. Für den Öffentlichen Nahverkehr plädiere er für Besetzungsobergrenzen und FFP2-Maskenpflicht.

Markus Söder fordert einheitliches Vorgehen und bringt Grenzkontrollen ins Spiel

+++ 21:31 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bringt Grenzkontrollen ins Spiel. Zunächst aber fordert der CSU-Chef ein einheitliches Vorgehen in der EU. „Zu viele Differenzierungen und Unterschiede verwirren die Menschen und schwächen die Akzeptanz“, so Söder gegenüber der FAZ. Er fügt hinzu: „Gerecht ist, was für alle gilt. Wir brauchen ein belastbares Konzept, das überall in Deutschland gilt.“

Markus Söder Maske Corona
CSU-Chef Markus Söder sieht die EU in der Pflicht und will notfalls Grenzkontrollen einführen. © Matthias Balk/dpa

Als Plan B bringt Söder Kontrollen an den europäischen Binnengrenzen ins Spiel: „Am besten wäre eine einheitliche europäische Strategie in der Corona-Bekämpfung. Sollte dies weiter nicht gelingen, wären Grenzkontrollen sinnvoll.“ Kritik findet Söder gegenüber dem Umstand, dass notwendige Corona-Maßnahmen häufig erst zu spät in die Wege geleitet und zu früh wieder gelockert worden seien.

Lauterbach rechnet mit Corona-Verschlimmerung: „Glaube, dass die EM komplett abgesagt wird“

Update vom Sonntag, 17.1.2021, 13.01 Uhr: Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, rechnet wegen der Corona-Krise mit einem Ausfall der Fußball-Europameisterschaft in diesem Jahr. „Ich glaube, dass die EM komplett abgesagt wird, weil wir im März eine Situation haben werden, die in vielen Ländern Europas schlechter sein wird als heute“, sagte der 57-Jährige dem Nachrichtenportal „t-online“.

„Es wird sich alles – leider – von allein ergeben. Wir könnten im März eine Situation erleben, in der kaum jemand überhaupt auf die Idee kommen wird, eine Fußball-EM auszutragen.“

Karl Lauterbach (SPD) mit Mund-Nasenbedeckung (Archiv)
Karl Lauterbach geht davon aus, dass die EM ausfallen wird. © Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Die Europäische Fußball-Union UEFA plant für die EM, die vom 11. Juni bis 11. Juli stattfinden soll, mit vier verschiedenen Corona-Szenarien für ihre zwölf Spielorte. Diese reichen von Spielen in vollen Stadien bis hin zu einem kompletten Fan-Ausschluss. Am 5. März soll eine verbindliche Regelung getroffen werden, wie viele Zuschauer:innen an den Spielstätten in die einzelnen EM-Stadien dürfen.

„Wir können in Europa nicht davon ausgehen, dass wir bis Mitte des Jahres ausreichend Impfstoff haben werden“, sagte Lauterbach. Es sei „am wahrscheinlichsten“, dass es keine Fans in den Stadien geben werde, sollte das Turnier stattfinden können. Auf Twitter nannte er den Begrif „Geisterspiel-EM“.

Covid-19-Simulation ergibt: Lockdown bis Ende Januar reicht nicht

Update vom Samstag, 16.1.2021, 7.15 Uhr: Der von Politikern verfolgte Zielwert bei Corona-Neuinfektionen für ein Lockdown-Ende wird nach Berechnungen des Saarbrücker Pharmazie-Professors Thorsten Lehr Ende Januar wohl nicht erreicht. „Die Chance ist extremst gering bis nicht vorhanden“, sagte Lehr der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Er ging davon aus, dass die angestrebte Rate von 50 bei Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen frühestens Mitte Februar möglich sei. „Und das wäre eine optimistische Vorhersage.“

Der Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes hat mit seinem Forscherteam einen „Covid-Simulator“ entwickelt, der das Infektionsgeschehen in Deutschland berechnet und Prognosen liefert: für ganz Deutschland, die einzelnen Bundesländer bis hin auf Landkreisebene.

Eine Rückkehr zum Schulalltag sieht Lehr kritisch. „In den Schulen finden Infektionen statt.“ Viele Kinder durchliefen die Krankheit asymptomatisch. „Wir sehen an unseren Daten, dass Schulschließungen einen großen Effekt haben.“ Das liege aber nicht nur daran, dass die Institution zumache, sondern auch weil der Weg dorthin in Bus, Bahn oder zu Fuß wegfalle.

Ob wegen Corona tatsächlich ein kompletter Lockdown auch für Hessen kommt, ist noch unklar.
Ob wegen Corona tatsächlich ein kompletter Lockdown auch für Hessen kommt, ist noch unklar. © Jens Büttner/dpa

Bundeskanzlerin Merkel will härtere Corona-Regeln – Lockdown bislang „enttäuschend“

+++ 11.40 Uhr: Bund und Länder beraten bereits am kommenden Dienstag (19.01.2021) erneut über die Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Freitag in Berlin, die Zahl der Neuinfektionen sei nach wie vor viel zu hoch. Dazu komme das Risiko einer neuen Virus-Mutation. Es gehe darum, „noch mehr“ zu tun, um die Infektionszahlen zu senken, sagte Seibert.

Berlin – Womöglich kommt auf ganz Deutschland eine weitere Verschärfung der Corona-Regeln zu. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte am Donnerstagabend (14.01.2021) bei einer CDU-Präsidiumssitzung auf einen Krisengipfel mit den Länder-Regierungsschefs bereits in der kommenden Woche, wie die Nachrichtenagentur „AFP“ aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Merkel plädierte demnach auch für Verschärfungen. Das Robert Koch-Institut (RKI) hält den derzeitigen Lockdown für unzureichend.

Die Bundesregierung will mit den Ländern über eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen beraten.
Die Bundesregierung will mit den Ländern über eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen beraten. © Michael Kappeler

Corona-Lockdown: Kanzlerin Merkel fordert schärfere Maßnahmen

Das Coronavirus lasse sich nur mit deutlich zusätzlicher Anstrengung aufhalten, sagte Merkel laut Teilnehmern der CDU-Präsidiumssitzung. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) forderte ein Krisentreffen bereits in der nächsten Woche. Der nächste Krisengipfel von Bund und Ländern ist eigentlich erst für den 25. Januar geplant.

In Deutschland gilt seit Mitte Dezember ein harter Lockdown mit weitgehenden Schließungen im Handel und bei Dienstleistungen, in Schulen und Kitas sowie Kontaktbeschränkungen. Anfang Januar wurden die Maßnahmen verschärft und bis zum Monatsende verlängert.

RKI fordert schärferes Vorgehen gegen Corona-Pandemie

Merkel sprach sich laut Teilnehmern der CDU-Präsidiumssitzung vor allem wegen der in Großbritannien grassierenden Coronavirus-Mutation dafür aus, die Kontakte der Bürger weiter zu reduzieren. Mit Blick auf Berichte zu Erwägungen einer Einstellung des Nah- und Fernverkehrs sagte sie demnach, keiner wolle den ÖPNV einschränken. Dieser müsse aber durch mehr Homeoffice entlastet werden.

RKI-Präsident Wieler hatte zuvor ein verschärftes Vorgehen gegen die Pandemie angemahnt. Die bisherigen Maßnahmen seien „kein vollständiger Lockdown“. Es gebe immer noch zu viele Ausnahmen. Das RKI hatte am Freitagmorgen erneut 1.113 Corona-Tote binnen 24 Stunden bekanntgegeben.

Wirkung des Corona-Lockdonws sei enttäuschend

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte, Homeoffice so weit wie möglich „verpflichtend“ zu machen. Die Unternehmen selbst seien gut beraten, ihren Beitrag zu leisten, um den Lockdown erfolgreich zu Ende zu bringen, sagte er den Funke-Zeitungen. „Andernfalls können wir irgendwann gezwungen sein, auch Betriebe zu schließen. Möglicherweise müssten wir sogar an die Industrieproduktion heran.“ Dies könne niemand wollen. Die Wirkung des bisherigen Lockdowns nannte Lauterbach „enttäuschend“.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geht davon aus, dass im Kampf gegen die Pandemie die nächsten zwei Monate eine kritische Phase sind. „Wir müssen sehr vorsichtig bleiben“, sagte er den Funke-Blättern. Die Infektionszahlen gingen zwar zurück. Doch wenn sich die Virus-Mutation aus Großbritannien hierzulande ausbreite, würde dies Deutschland „vor eine völlig neue Bewährungsprobe stellen“. (red/Agentur) *wa.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

Auch interessant

Kommentare