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Deutsches Start-up forscht an 5-Minuten-Corona-Tests - Wann sind sie einsatzbereit?

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Ein Rettungsassistent der Berufsfeuerwehr Halle wartet in einer Corona-Teststation für Urlaubsrückkehrer am Flughafen Leipzig/Halle.
Ein deutsches Start-up forscht an einem Corona-Schnelltest. Die Zulassung lässt auf sich warten. © Jan Woitas/dpa/picture alliane

Reiseveranstalter und Flughäfen würden sich Corona-Schnell-Tests wünschen. Ein Mainzer Start-up will ein Verfahren auf den Markt bringen. Doch die Zulassung lässt auf sich warten.

Mainz - Seit Beginn der Corona-Pandemie arbeiten Forscher auf der ganzen Welt* daran, das Leben mit dem Virus einfacher zu machen. Neben Impfstoffen und Behandlungsmethoden versuchen Wissenschaftler auch, verlässliche Schnelltests zu entwickeln. Vor allem an Flughäfen, Bahnhöfen aber auch Veranstaltungshallen wäre eine schnelle Testung von Vorteil. Bisher wird vor allem die PCR-Methode (Polymerase-Kettenreaktion) angewendet. Die Auswertung durch ein Labor dauert verhältnismäßig lang.

Deutsches Start-up arbeitet an Corona-Tests: Zulassung schon beantragt

Das Mainzer Unternehmen Digital Diagnostics hat bereits beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Zulassung eines neuen Corona-Tests beantragt. Innerhalb weniger Minuten soll der Test Viren nachweisen können. „Im Gegensatz zu den PCR-Verfahren kann der neue Antigen-Test innerhalb weniger Minuten eine eindeutige elektronische ‚JA‘- oder ‚NEIN‘-Information liefern und erspart wertvolle Zeit bei der Diagnose“, heißt es in einer Pressemitteilung des Gesundheitstechnologie-Unternehmens.

Das Verfahren habe gegenüber bisher eingesetzten Antikörper-Schnelltest den Vorteil, dass die Viren direkt nachgewiesen werden können. Antikörper können hingegen erst festgestellt werden, sobald sie gebildet wurden. Ein Patient entwickelt diese erst, wenn er schon einige Tage infiziert und vor allem ansteckend war.

Deutsches Start-up arbeitet an Corona-Tests: Einfache Ja-Nein-information

Der von Digital Diagnostics entwickelte Test „ermöglicht dagegen die einfache und schnelle Testung von Patienten und medizinischem Personal vor Ort ohne den zeitaufwändigen Umweg über ein Labor und identifiziert innerhalb weniger Minuten infizierte Personen“. Schon im Mai hatte das Mainzer Unternehmen die Zulassung bei der zuständigen amerikanischen Behörde Food and Drug Administration (FDA) beantragt.

Die Behörden haben das Testverfahren jedoch noch nicht genehmigt, wie Welt berichtet. Einst plante Digital Diagnostics sein Produkt bereits im Juli auf den Markt zu bringen. In den USA wolle das Unternehmen mit einem börsennotierten US-Partner kooperrieren und auf den Markt eintreten.

Corona-Schnell-Test: Mainzer Unternehmen hofft auf Vertriebsstart im September

„In den USA ist eine Produktionsstraße kurz vor der Fertigstellung. Sobald die Genehmigung vorliegt, können wir Millionen Stückzahlen herstellen“, sagt Start-up-Chef Constantin von Gersdorff der Welt (hinter Bezahlschranke). Wenn alles gut läuft, rechne die Mainzer Firma damit, dass der Vertrieb im September starten kann.

Dass es derzeit relativ wenig Neuinfektionen in Deutschland gebe, verlangsame den Zulassungsprozess. Studien mit Corona-Patienten durchzuführen gestalte sich schwieriger. Nachfragen gebe es bereist von Kliniken, Flughäfen und Reiseveranstaltern.

Corona-Schnell-Tests: Verband Deutscher Laborärzte stellt Bedenken an

Ob eine Testflüssigkeit Viren enthält, stellt der Test über einen Mikrochip, der ein elektrisches Signal auslöst, fest. Das Messergebnis wird drahtlos an ein mobiles Endgerät übertragen. Gegenüber Welt merkte der Vorsitzende des Verbands Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, an, dass das Verfahren dadurch, dass es „flott und hoch automatisiert“ ist, zwar „Charme“ habe.

Er kritisierte aber: „Die Antigenteste weisen besonders bei geringer Viruslast eine zu niedrige Sensitivität auf. Aktuell liegen vom Hersteller noch keine Anwendungsdaten vor.“ Die niedrige Sensitivität könnte dazu führen, dass frühe Infektionen nicht verlässlich erkannt würden. Denn vor allem zu Beginn der Infektion sei die Virusmenge und damit auch die Antigenkonzentration im Speichel sehr klein, so Bobrowski gegenüber Welt.

Video: Spahn: Corona-Tests für Rückkehrer aus Risikogebieten werden Pflicht

Die Corona-Pandemie ist omnipräsent in Deutschland, Europa und der Welt. Zugleich warnt das RKI schon vor dem nächsten gefährlichen Virus. Weltweit bemühen sich Forscher und Ärzte, Corona-Patienten erfolgreich zu behandeln. Zwei Medikamente werden in Deutschland eingesetzt. Das Robert Koch-Institut klärt über die Wirkung auf.

Während Wissenschaftler unter Hochdruck an Methoden rund um das Coronavirus forschen, verleugnen manche Menschen die Pandemie. Die Initiative „Querdenken 711“ spricht von 500.000 Teilnehmern bei einer Corona-Demo in Berlin. SPD-Experte Karl Lauterbach fordert einen Strategiewechsel im Kampf gegen das Virus.

Russland will bereits gefunden haben, wonach die ganze Welt gerade sucht: einen Impfstoff gegen das Coronavirus. Eine neutrale Bewertung des Stoffs ist mangels Veröffentlichungen unmöglich. (lb) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks

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