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Apotheker will keine Gratis-Masken an AfD-Wähler ausgeben und erntet Shitstorm

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Ein Apotheker hält zur Illustration eine Mund- und Nasenschutzmaske an einem Finger.
Apotheker aus dem Ortenaukreis will keine Gratis-Masken an AfD-Wähler ausgeben und erntet Shitstorm (Symbolbild). © Friso Gentsch/dpa

Das Coronavirus in Baden-Württemberg verbreitet sich weiter. Ein Apotheker aus dem Ortenaukreis erntete auf Facebook einen Shitstorm - er will keine Gratis-Masken an AfD-Wähler ausgeben.

Gegenbach - Die Lage aufgrund des Coronavirus in Baden-Württemberg (BW24* berichtete) ist weiterhin ernst. Kurz vor dem Jahreswechsel begannen die ersten Coronaimpfungen im Südwesten*, beinahe zeitgleich wurde bei einer Frau jedoch eine gefährliche Virus-Mutation aus Großbritannien entdeckt. Inzwischen hat auch eine hochansteckende Corona-Mutation aus Südafrika Baden-Württemberg erreicht*. Angesichts der Mutationen könnte dem Land ebenfalls eine FFP2-Maskenpflicht drohen, wie sie in Bayern bereits seit diesem Montag besteht.

Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Baden-Württemberg* ist die Maskenpflicht die beständigste Maßnahme. Bereits seit Ende vergangenen Jahres können sich Risikogruppen kostenlose FFP2-Masken bei Apotheken im Land abholen - jedoch nur maximal drei Stück pro Person. Bereits am ersten Ausgabetag im Dezember wurden die Apotheken in Baden-Württemberg überrannt*, beispielsweise in Heilbronn. Ein Apotheker aus Gengenbach (Ortenaukreis) sorgte mit einem Post auf Facebook für einen Shitstorm. Er schrieb, dass er keine Gratis-Masken an AfD-Wähler ausgeben werde, wie die Badische Zeitung (BZ) berichtet.

Coronavirus in Baden-Württemberg: Keine Gratis-Masken für AfD-Wähler - Apotheker wird kritisiert

Bereits am vergangenen Mittwoch, dem 13. Januar, habe der Apotheker und Mitglied der Grünen-Fraktion im Kreistag von Gegenbach, Markus Schilli, seinen nachfolgend stark diskutierten Post auf Facebook veröffentlicht, berichtet die BZ. „Ich unterstütze keine Pandemie-Leugner und andere unverbesserliche Ignoranten“, hieß es dort. Daneben will sich Schilli laut dem Post auch dafür einsetzen, dass der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz seine Krankenhausrechnung selbst zahlen muss. Seitz war zuvor schwer am Coronavirus in Baden-Württemberg erkrankt und befand sich zur Behandlung in der Ortenau-Klinik in Lahr. Der AfD-Politiker überlebte die schwere Corona-Infektion, leugnet die Pandemie aber weiter*.

Nach dem Post auf Facebook erntete der Apotheker aus Gengenbach Empörung und Kritik. Unter anderem schrieb auch der Offenburger AfD-Stadtrats- und Landtagskandidat Taras Maygutiak seine Meinung unter den Post. „Was Sie hier rausgehauen haben, finde ich unter aller Kanone. Ich kenne viele Selbstständige, die übrigens AfD-Wähler und Mitglieder sind“, schrieb der Politiker laut der BZ. „Von denen habe ich noch nie derartige rassistisch anmutende Diskriminierungen über deren Kunden aus dem linksgrünen Millie vernommen. Dazu gehört schon ein gerüttelt Maß an faschistoidem Charakter.“ Insgesamt gab es allein bis Sonntagabend rund 250 Kommentare unter dem Post von Markus Schilli. Nicht alle waren jedoch kritischer Natur, viele Nutzer bekräftigten den Apotheker in seiner Haltung.

Coronavirus in Baden-Württemberg: Apotheker bedauert Facebook-Post nicht

Inzwischen hat der Apotheker aus Gengenbach die umstrittenen Passagen aus seinem Post bei Facebook entfernt. Er bereue es jedoch nicht, die Zeilen geschrieben zu haben, sagte Markus Schilli der BZ. Die Kommentare habe er nicht gelesen, er halte sie für organisierte Empörung „aus einer bestimmten Ecke“. Er habe die Passagen nur deshalb rausgenommen, weil seine Provokation seinen Zweck erfüllt habe, sagte er weiter. Er halte das Coronavirus in Baden-Württemberg und die Pandemie nämlich nicht für einen Fake.

Wie wohl die meisten Apotheker im Land erfahrt auch Markus Schilli die Auswirkungen des Coronavirus in Baden-Württemberg täglich hautnah. „In meiner Apotheke erlebe ich tagtäglich, wie die Leute an Corona leiden“, sagte er der BZ. Er wisse natürlich selbst, dass es rechtlich nicht möglich sei, die Maskenausgabe an AfD-Wähler zu verweigern oder Thomas Seitz die Behandlungskosten selbst zahlen zu lassen. Mit seinem Facebook-Post habe er das Thema zumindest zur Diskussion gebracht, sagte das Mitglied der Grünen-Fraktion im Kreistag. *BW24 ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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