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Peta nutzt Opfer einer Corona-Masseninfektion aus Baden-Württemberg für zweifelhafte Aktion

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In einer Fleischfabrik in Baden-Württemberg häuften sich die Infektionen mit dem Coronavirus. Die Tierrechtsorganisation Peta hat nun Anzeige erstattet - wegen Körperverletzung.

Enzkreis - Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus in Baden-Württemberg (BW24* berichtete) steigt derzeit langsamer an als noch vor einigen Wochen. Dennoch gibt es immer wieder besonders stark von Covid-19 betroffene Orte. So wurden in einer Fleischfabrik in Birkenfeld im Enzkreis Hunderte Infektionen der Mitarbeiter gemeldet. Hauptsächlich Leiharbeiter waren betroffen, die in beengten Unterkünften wohnen müssen. Die Tierrechtsorganisation Peta hat nun Anzeige erstattet - wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung.

Um die Verbreitung des Coronavirus in Baden-Württemberg* unter Kontrolle zu halten, werden bei steigenden Infektionszahlen vermehrt Tests durchgeführt. Die Fleischfabrik Müller in Birkenfeld im Enzkreis hat deshalb alle Mitarbeiter in zwei Durchläufen getestet. Nach Angaben des Landratsamtes des Enzkreises haben sich insgesamt 412 der 1.100 Beschäftigten des Fleischwarenverpackungsbetriebs mit dem Coronavirus infiziert. Landrat Bastian Rosenau geht davon aus, dass die beengten Wohnverhältnisse der osteuropäischen Leiharbeiter die Ausbreitung von Covid-19 ermöglicht haben. Darauf bezieht sich auch Peta.

Coronavirus in Baden-Württemberg: Peta verklagt Fleischbetrieb im Enzkreis wegen gefährlicher Körperverletzung

Wegen des Coronavirus in Baden-Württemberg gelten zahlreiche Maßnahmen zum Infektionsschutz* - darunter auch die Einhaltung eines Mindestabstands und Hygieneauflagen. Die Tierrechtsorganisation Peta teilte am Mittwoch in Stuttgart mit, dass Müller Fleisch in Birkenfeld im Enzkreis Corona-Infektionen bei Mitarbeitern anscheinend billigend in Kauf genommen hätte. Mitursache für die unter ihren Mitarbeitenden grassierenden Infektionen mit dem Coronavirus seien die „katastrophalen Zuständen bei Unterkünften und Arbeitsverhältnissen“, von denen die Betriebsleitung seit langem gewusst hätte. Peta hat deshalb Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstattet.

Ein Mitarbeiter der Tierrechtsorganisation Peta Deutschland hält bei einer Protestaktion in Stuttgart ein Schild mit der Aufschrift „Tierstall und Fleischmarkt - Geburtsorte für Killerviren“ hoch und trägt dabei einen gelben Schutzanzug und eine Gasmaske.
Coronavirus in Baden-Württemberg Peta zeigt Fleischbetrieb im Enzkreis wegen gefährlicher Körperverletzung an. © Peta Deutschland

Auf Druck der Behörden musste der Schlachtbetrieb Müller in Birkenfeld im Enzkreis einen Entwurf für einen Pandemieplan vorlegen, um die Ausbreitung des Coronavirus in Baden-Württemberg zu verhindern. Außerdem wurden dem Betrieb einige Einschränkungen auferlegt. Der Fleischwarenverpackungsbetrieb darf nach Verordnung des Landratsamtes einen Monat lang keine neuen Arbeitskräfte einstellen. Auf Antrag der SPD und FDP beschäftigt sich nun auch der Landtagsausschuss für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mit den Coronavirus-Infektionen in dem Schlachtbetrieb in Birkenfeld im Enzkreis*.

„Die katastrophalen Zustände der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter sind seit Jahren bekannt, daher handelt es sich hier keinesfalls um Nichtwissen vonseiten der Betriebe“, sagte Krishna Singh, Justiziar bei der Tierrechtsorganisation Peta, am Mittwoch in Stuttgart. Die meisten der infizierten Leiharbeiter sind mittlerweile wieder von der Lungenkrankheit genesen, viele der an Covid-19 Erkrankten mussten in einer Quarantäne-Einrichtung untergebracht werden, damit sich das Coronavirus in Baden-Württemberg nicht weiter ausbreitet*. Das System der tierausbeutenden Industrie funktioniere nur, weil auch Menschen ausgebeutet würden, sagte Singh. Bereits die Infektion mit dem Coronavirus sei wegen der potenziellen Gefährlichkeit der Krankheit Covid-19 eine Gesundheitsschädigung im Sinne der gefährlichen Körperverletzung, unabhängig davon, ob die Krankheit ausbricht.

Coronavirus in Baden-Württemberg: Fleischkonsum begünstigt laut Peta Pandemien

Peta kritisiert, dass der Betrieb in der Fleischfabrik in Birkenfeld im Enzkreis trotz steigender Infektionszahlen und unzureichender Hygienebedingungen weitergelaufen sei. Die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Baden-Württemberg sind dabei nicht eingehalten worden. Peta hat nicht nur gegen Müller Fleisch im Enzkreis Anzeige erstattet, sondern auch gegen Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern.

Die Tierrechtsorganisation Peta nutzt die Corona-Fälle allerdings auch für ihre eigenen Forderungen. Peta äußerte bereits Ende April Kritik an der Entscheidung des Landratsamts des Enzkreises, den Fleischbetrieb in Birkenfeld weiterlaufen zu lassen. In einem Schreiben an Landrat Rosenau wies die Organisation darauf hin, dass Fleisch kein lebensnotwendiges Nahrungsmittel sei. Fleischkonsum begünstige Zoonosen und damit einhergehende Pandemien wie das Coronavirus in Baden-Württemberg. Peta forderte deshalb, den Schlachtbetrieb umgehend einstellen zu lassen. Fleischkonsum sei für viele weitere Umwelt- und Gesundheitsprobleme unserer Zeit verantwortlich und eine Weiterführung des Betriebs höchst fahrlässig. Zudem appellierte die Tierrechtsorganisation laut eigener Pressemitteilung an Müller-Fleisch, die Produktion künftig auf pflanzliche Fleischalternativen umzustellen.

Protest in Stuttgart: Peta fiel schon vor Coronavirus mit provokanten Aktionen auf

Ein Rettungswagen steht vor dem Gebäude einer Fleischfabrik in Birkenfeld im Enzkreis, wo 412 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
Coronavirus in Baden-Württemberg: In einer Fleischfabrik im Enzkreis wurden 412 Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet. © Uli Deck/dpa

Schon vor Zeiten des Coronavirus in Baden-Württemberg hat die Tierrechtsorganisation Peta so stark polarisiert wie kaum eine andere Nichtregierungsorganisation. Dabei setzt Peta häufig auf schockierende Bilder oder kontroverse Protestaktionen. Im Mai 2019 beispielsweise bildeten kaum bekleidete und mit roter Farbe beschmierte Aktivisten in der Innenstadt von Stuttgart einen „riesigen Berg aus blutigem Fleisch“, wie Peta die größte Aktion des Jahres mit Teilnehmern aus ganz Deutschland beschrieb. Mit der Demonstration sollte an alle Menschen appelliert werden, Mitgefühl zu zeigen und dabei zu helfen, „der Tötungsindustrie einen Riegel vorzuschieben“.

Gegen eine weitere Kampagne der Tierrechtsorganisation Peta klagte der Zentralrat der Juden und erreichte ein Verbot der Aktion. Im Jahr 2004 hatte die Organisation eine Ausstellung unter dem Titel „Der Holocaust auf Deinem Teller“ geplant. Auf Plakaten wollte Peta Bilder von abgemagerten KZ-Häftlingen neben Fotos von Kühen und Hühnern in der Massentierhaltung zeigen. Auf einem Schild sollte zu lesen sein: „Zwischen 1938 und 1945 starben 12 Millionen Menschen im Holocaust - genauso viele Tiere werden für den menschlichen Verzehr in Europa täglich getötet.“ Peta klagte gegen das Verbot, verlor den Prozess jedoch vor dem Bundesverfassungsgericht.

*BW24 ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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