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Corona an Schulen: Twitter-User in Rage über Piazolo-Auftritt - Ministerium spricht von Missverständnis

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Während sich die Meldungen über neue Corona-Fälle an Bayerns Schulen häufen, trat Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) beim Pressclub München auf. Die Live-Übertragung machte viele wütend.

München - Wie eigentlich jeden Morgen seit dem Schulstart vergangene Woche in Bayern trudelten auch am heutigen Dienstag (15. September) wieder diverse Meldungen aus ganz Bayern über Klassen-Quarantäne und Schulschließungen ein. Diesmal traf es vor allem München: Am Gisela-Gymnasium 143 Schüler der Q12* - der gesamte Abiturjahrgang - muss wieder nach Hause. Fünf Schüler wurden positiv auf Covid-19 getestet.

Bereits gestern machte ein Gymnasium in Würzburg komplett dicht. In Tagen zuvor musste im Landkreis Fürstenfeldbruck* eine ganze Jahrgangsstufe in Quarantäne, weil eine Schülerin ihr Testergebnis nicht abwarten konnte. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen* sind mehrere Schulen dicht. So auch rund um Freising*. Und so weiter.

Corona an Bayerns Schulen: Eltern, Lehrer und Schüler schauen Live-Stream mit hoher Erwartungshaltung

Die Eltern, Lehrer und Schüler - und wahrscheinlich nicht nur die - haben jedenfalls Fragen, um nicht zu sagen Klärungsbedarf. Da erschien die Ankündigung des Bayerischen Rundfunk, es gebe einen Live-Stream mit dem Kultusminister Michael Piazolo (FWG) persönlich aus dem Münchner Presseclub, ganz passend.

Offenbar setzten sich jedenfalls viele vor den Stream und warteten auf Informationen zur Corona-Lage an Bayerns Schulen, zum Infektionsgeschehen, zu möglichen neuen Maßnahmen, zur Maskenpflicht und so weiter. Auch Merkur.de* berichtete in einem Live-Ticker in eben jener Erwartung.

Allein, alle warteten ziemlich lange und vergebens. Bei dem Termin, der pünktlich um 11 Uhr startete und fast zwei Stunden währte, sollte es offenbar nie um Aktuelles, sondern um die Person Michael Piazolo gehen, der vor seiner Politiker-Kariere eine Zeit lang auf den Spuren Günter Netzers wandelte, wie man unter anderem erfuhr. Die Twitter-User, die unter den Live-Stream des BR kommentierten, fanden das allerdings wenig interessant.

Twitter-User mit bösen Kommentaren unter Piazolo-Live-Stream - Enttäuschung bei Eltern groß

„Ist das jetzt Wahlkampf, Selbstbeweihräucherung oder erfahren Eltern und Lehrer noch irgendwas von Belang zum Thema Schule und Corona?“, schreibt etwa Dr. Grace.

Und er ist nicht allein. Mit fortschreitender Live-Übertragung werden die Kommentare auch bissiger.

Viele kommentieren einfach: „Wann geht es endlich los?“ Und: „Wann wird auf die Sorgen der Eltern eingegangen?" Dem neutralen Beobachter wurde jedenfalls klar: Hier ist etwas schiefgelaufen. Eine Nachfrage unserer Redaktion beim Kultusministerium bringt Aufklärung.

Kultusminsterium klärt auf: Live-Stream zum Corona-Schulstart in Bayern war offenbar Missverständnis

„Michael Piazolos Termin im Presseclub war weder eine Pressekonferenz noch für das Streamen im Internet gedacht“, schreibt Zoran Gojic, stellvertrender Pressesprecher des Ministeriums.

„Die Gespräche im Presseclub sind ein traditionelles Format für den Gedankenaustausch zwischen Politikern und Mitgliedern des Presseclubs sowie geladenen Journalisten. Veranstalter ist auch nicht das Kultusministerium, sondern der Presseclub und es war keine Pressekonferenz, sondern ein Pressegespräch."

Dass der BR dann eine Live-Schalte daraus macht, sei ein Missverständnis gewesen, das man im Ministerium noch selbst mit dem BR klären will. Aber auch Merkur.de* habe sich an der Irreführung beteiligt. Unsere Redaktion habe mit der Überschrift falsche Erwartungen geweckt. Zu unserer Verteidigung: Die Presseclub-Einladung für den Termin war getitelt mit: „Schule unter Corona-Bedingungen: Kultusminister Piazolo über den Start in ein schweres Jahr“.

Ein wenig mehr Aktualität hatte sich wohl auch der ein oder andere geladene Journalist erwartet. Die Nachfragen jedenfalls hatten wenig mit der Biografie des Ministers und mehr mit dem aktuellen Corona-Infektionsgeschehen an Bayerns Schulen zu tun und brachte dann auch noch eine substanzielle Info: Die Maskenpflicht an Bayerns Schulen im Unterricht soll wie geplant am Freitag fallen.

Für alle Enttäuschten gibt es übrigens einen spannenden Ersatztermin: Am 18. September (Freitag) wird es eine Pressekonferenz des Kultusministeriums zur aktuellen Situation an Schulen und dem weiteren Vorgehen geben.

*Merkur.de und tz.de* sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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