Zudem wird betont, die Apps müssten mit den EU-Vorschriften zum Datenschutz und zum Schutz der Privatsphäre im Einklang stehen. „Wir sollten zwar innovativ sein und die Technik bestmöglich nutzen, um die Pandemie zu bekämpfen, aber wir werden unsere Werte und Anforderungen an den Schutz der Privatsphäre nicht aufs Spiel setzen“, sagte Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton.
Zudem sollten die Apps freiwillig installiert und deaktiviert werden, sobald sie nicht mehr nötig sind. „Da sie sich voraussichtlich auf Bluetooth-basierte Näherungstechnik stützen dürften, lassen sie keine Bestimmung des Standorts der Nutzer zu.“ Außerdem sollten die Programme in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden eingeführt werden und auf anonymisierten Daten beruhen. Die Apps ermöglichten eine „einfachere, schnellere und wirksamere Nachverfolgung“ Infizierter und ihrer Kontaktpersonen. Die Empfehlungen vom Donnerstag sollen fortlaufend aktualisiert werden.
Auch Deutschland plant die Einführung einer Corona-App. Wann sie bereitstehe, sei noch nicht klar, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Mittwoch. Einige EU-Staaten haben solche Apps bereits im Einsatz.
Update, 16.02 Uhr: Die Bundesregierung will die Corona-App einsetzen - auf freiwilliger Basis, so Matthias Meisner, politischer Korrespondent des Tagesspiegels. Er will aus der Beschlussempfehlung für das Kabinett und die Beratung der Ministerpräsidenten folgendes Details erfahren haben:
Update vom 15. April 2020: Neben dem Robert-Koch-Institut (RKI), dass schon seine App (über 300.000 Nutzer) veröffentlicht hat, plant auch der Bund eine eigene App um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.
Allerdings sorgt diese App nicht bei allen für Begeisterung. Für einen Kabelbrand in Berlin sind womöglich linke Gegner der geplanten Corona-App verantwortlich gewesen. Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz übernahm die Ermittlungen, wie ein Polizeisprecher am Mittwoch sagte. Am Dienstag waren freiliegende Strom- und Telekommunikationskabel in Berlin-Charlottenburg durch einen Brand schwer beschädigt worden.
Am selben Tag tauchte ein Bekennerschreiben auf der linken Internetplattform Indymedia auf. Darin wird als Ziel des Anschlags das zur Fraunhofer-Gesellschaft zugehörige Heinrich-Hertz-Institut genannt, das die Smartphoneapp zu Nachverfolgung von Corona-Infektionen mitentwickelt. Den offenen Schacht identifizierten die Täter nach eigenen Angaben als Zuleitung zu dem Institut.
In dem Bekennerschreiben ist im Zusammenhang mit der App von einer "Aufweichung der Grundrechte" die Rede. Der Einsatz einer datenschutzkonformen sogenannten Trackingapp könnte eine Rolle bei der schrittweisen Lockerung der bestehenden Einschränkungen spielen. Die Anwendung soll dafür sorgen, dass Kontaktpersonen von Infizierten schneller gefunden und informiert werden können.
Update vom 9. April: Die vom Robert-Koch-Institut (RKI) entwickelte App zur „Corona-Datenspende“ wird offenbar gut angenommen. Wie RKI-Chef Lothar Wieler am Donnerstag in Berlin mitteilte, gibt es bereits 160.000 Personen, die die Anwendung nutzen. Er bezeichnete das als einen „großen Erfolg“. Anlässlich des Staats der App hatte das RKI zu Beginn der Woche erklärt, schon eine Nutzerzahl von 10.000 würde den Erkenntnisgewinn vorantreiben. Mit den gesammelten Daten will das RKI eine Karte einrichten, welche die regionale Verbreitung potenziell infizierter Menschen zeigt.
Erstmeldung vom 7. April:
Berlin - Sie soll eine neue Waffe im Kampf gegen das Coronavirus* werden und das Robert-Koch-Institut (RKI) durch freiwillig zur Verfügung gestellte Daten dabei unterstützen, die Ausbreitung von Covid-19* einzudämmen: die „Corona-Datenspende“-App. Bei der Pressekonferenz des RKIs am Dienstag (7. April) präsentierte Wieler die neu entwickelte App*, deren Daten im Idealfall in einer interaktiven Karte verarbeitet werden sollen, auf der dann zu sehen sein wird, welche Gebiete im Hinblick auf Corona besonders gefährdet sind.
Fitnessarmbänder und andere Tracking-Geräte sollen die App mit den dafür notwendigen Informationen versorgen. Natürlich nur mit Zustimmung der Nutzer - und die wiederum ist freiwillig, betont das RKI. Das Institut will davon profitieren, dass solche Tracking-Geräte unter anderem den Ruhepuls sowie Informationen zum Schlaf und dem Aktivitätsniveau ihrer Nutzer aufzeichnen können. „Bei einer akuten Atemwegserkrankung ändern sich diese Vitalzeichen in den meisten Fällen deutlich. Daher können auch typische Covid-19-Symptome* wie Fieber durch die App erkannt werden“, erklärte ein Mitarbeiter des Instituts.
Weitere Daten, die Nutzer in der App angeben können, um dem RKI im Kampf gegen Corona zu helfen, seien Geschlecht, Alter, Größe und Gewicht, hieß es außerdem vom Institut. Weiter betonte der RKI-Vertreter, dass die Nutzung nicht der Nachverfolgung von Kontaktpersonen diene. Sie solle aber dabei helfen, Infektionsschwerpunkte besser zu verstehen. Das RKI kenne zu keinem Zeitpunkt persönliche Daten wie Name oder Anschrift der App-Nutzer. Man müsse nur einmalig die Postleitzahl angeben. Ortungs- und Standortdaten aus den Geräten würden nicht abgefragt.
Übrigens: Auch die Bundesregierung will in wenigen Tagen eine eigene App gegen die Corona-Ausbreitung veröffentlichen*.
Neue Krankheitsbilder: Bislang galten vor allem trockener Husten und Fieber als Coronavirus-Symptome. Ärzte wurden nun weltweit auf andere Merkmale aufmerksam - die besonders bei jüngeren Patienten auftreten.
Auf Nachfrage eines Journalisten, wie viele Leute der App ihre Daten denn geben müssten, damit sie für das RKI* von Nutzen wäre, antwortete der RKI-Mitarbeiter: „Es gibt etwa zehn Millionen Nutzer solcher Geräte (Fitnessarmbänder und Smartwatches, Anm. d. Red.). Wenn 10.000 bis 100.000 dieser Menschen mitmachen würden, wäre das für den Erkenntnisgewinn klasse.“
Und bereits jetzt, nur wenige Stunden nachdem die App bei der RKI-Konferenz präsentiert wurde, scheint das Interesse daran äußerst groß zu sein. So kam es kurz nach der Konferenz bei der App zu technischen Problemen - offenbar aufgrund der vielen Zugriffe.
Zum Einsatz von Corona-Apps im Kampf gegen das Coronavirus hat sich am Dienstag auch EU-Kommissarin Vera Jourova geäußert - und deutlich, dass sie diesen begrüßt. „Das ist wohl die erste globale Krise*, in der die Fähigkeiten der Technik vollständig eingesetzt werden können, um clevere und effiziente Lösungen zu bieten“, sagte die EU-Kommissions-Vizepräsidentin der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel.
Sie warnte aber auch, dass die Menschen beim Gebrauch dieser Apps nicht ihre Privatsphäre aufgeben dürften. „Diese Instrumente zu nutzen muss für die Menschen immer freiwillig sein“, betonte die tschechische Politikerin. Sie müssten eine Einverständniserklärung abgeben und die App dürfe auch nur während der Krise eingesetzt werden. Das seien Mindeststandards, die alle EU-Staaten einhalten müssten, sagte Jourova.
Übrigens: Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Coronavirus-App entwickelt. Nähere Informationen dazu erhalten Sie im folgenden Video.
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