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„Corona-Durchseuchung“ als neue Strategie? Deutschlands Forscher mit Feststellung

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Herdenimmunität als Corona-Strategie? Deutschlands Covid-19 Experten haben nun ein Statement abgegeben - ihr Urteil zur umstrittenen Strategie ist eindeutig.

München - Sie arbeiten für große Forschungsinstitute und untersuchen derzeit unter Hochdruck das Coronavirus: Wissenschaftler von Fraunhofer, Helmholtz, Leibniz- und Max-Planck-Institut haben ihre gemeinsamen Ergebnisse zu möglichen Eindämmungsstrategien der Pandemie veröffentlicht. 

Das Papier vom 28. April fasst auf sieben Seiten mögliche Ausbreitungsszenarien zusammen und fällt ein klares Urteil zur viel diskutierten Herdenimmunität. Eine „komplette Eradikation oder Durchseuchung“ der Gesellschaft, also eine Ausrottung des Virus, sei derzeit schlicht „nicht praktikabel.“ Kurz: Die Forscher raten von der Herdenimmunität ab. Das hat vielerlei Gründe. 

Coronavirus: Durchseuchung der Gesellschaft „nicht praktikabel“

„Eine zügige Durchseuchung impliziert eine massive Überlastung unseres Gesundheitssystems“, heißt es in dem Papier. Selbst eine „kontrollierte Durchseuchung“ halten die Covid-19-Forscher* für nicht möglich. Im Papier heißt es: „Unsere Modelle stimmen darin überein, dass sich dies selbst bei optimistischen Schätzungen der Dunkelziffer über Jahre hinziehen und viele Tote erfordern würde.“

Eine Durchseuchung würde noch länger „harte Einschränkungen“ erfordern. Zudem seien die „langfristigen Auswirkungen einer COVID-19-Erkrankung auf die Gesundheit“ noch unbekannt. Lunge und andere Organe wie Herz und Niere könnten betroffen sein. Wie lange bereits genesene Menschen immun* bleiben sei ebenso ungeklärt.  

Covid-19-Forscher wollen Phasenmodell zur Eindämmung

Die Covid-19-Modellierungs-Gruppe schlussfolgert in ihrem Schreiben deshalb nur eine Möglichkeit: die adaptive Eindämmungsstrategie. Sie soll in zwei Phasen ablaufen. 

Zunächst sollen „Kontakteinschränkungen beibehalten“ werden und gleichzeitig „Testing- und Tracing Kapazitäten“ ausgebaut werden. „Tracing“ bedeutet hierbei die Nachverfolgung von Kontakten - beispielsweise durch eine App. Die zweite Phase startet sodann, wenn die Zahl der Neuinfektionen soweit geschrumpft ist, „dass eine effektive Kontaktnachverfolgung möglich“ sei. „Indem die Kontaktnachverfolgung Infektionsketten unterbricht, kann sie die Kontakteinschränkungen nach und nach ersetzen und wird durch diese nur noch adaptiv flankiert.“ Hygienische Maßnahmen seien zur Eindämmung weiterhin notwendig. 

Die bisherigen Maßnahmen werten die Forscher als erfolgreich - dennoch sei es weiterhin dringend notwendig, die Reproduktionszahl* unter eins zu halten. 

mak

*merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Netzwerkes. 

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