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Corona-„Superspreaderin“ in GAP: Ermittlungen wegen Körperverletzung - Falsche Hotels erleben Storno-Welle

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Stau am Eingang: Zahlreiche Bürger warten vor der Corona-Teststation am Parkplatz vor dem Alpspitz-Wellenbad.
Stau am Eingang: Zahlreiche Bürger warten vor der Corona-Teststation am Parkplatz vor dem Alpspitz-Wellenbad. © Thomas Sehr

Ausnahmezustand und Medienrummel in Garmisch-Partenkirchen: Nach dem Corona-Ausbruch stehen die Mitarbeiter des Edelweiss-Hotels unter Quarantäne - und eine US-Amerikanerin unter Beobachtung.

Update, 15. September, 14.07 Uhr: Aktuell läuft eine Pressekonferenz zum Infektionsgeschehen in Garmisch-Partenkirchen durch die Corona-Superspreaderin. Wir tickern live.

Update, 15. September, 12 Uhr: Der Fall einer infizierten Amerikanerin, die das Coronavirus wissentlich in Garmisch-Partenkirchen verbreitet hat, treibt immer kuriosere Blüten: Die junge Frau arbeitet im Edelweiss Lodge & Resort, einem nur US-Bürgern zugänglichen Hotel der US-Streitkräfte. Doch noch zwei weitere Hotels in Garmisch-Partenkirchen tragen das Wort „Edelweiß“ im Namen - und erleben jetzt eine gigantische Stornierungswelle, wie merkur.de* berichtet.

Update, 15. September, 07.40 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen* haben sich Hunderte Menschen auf das Virus testen lassen. Erste Ergebnisse der rund 1000 Tests, die von Freitag bis Montag genommen wurden, sollen am heutigen Dienstagnachmittag (15. September) vorliegen.

Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt gegen die 26-jährige US-Amerikanerin, die möglicherweise zur „Superspreaderin“ wurde. Es gehe um den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung, sagte eine Sprecherin. Im Raum stehe eine mögliche Verletzung der Quarantänevorschriften.

Die Anklagebehörde geht davon aus, dass die deutsche Justiz zuständig ist. „Es ist, soweit ich das im Moment sehe, auch seitens der amerikanischen Behörden unstrittig, dass die deutsche Justiz zuständig ist“, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU). „Nach meinen Informationen - aber ich will da vorsichtig sein - ist sie eine Zivilangestellte der US-Armee und unterliegt damit nicht dem Nato-Truppenstatut. Wir sind aber in Verbindung mit den US-amerikanischen Behörden, weil wir mit denen grundsätzlich ein partnerschaftliches Verhältnis haben.“

Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen: 722 Tests in zwei Tagen - Warten auf Ergebnisse

Update, 14. September, 18.55 Uhr: 722 Tests in zwei Tagen – das sind die Zahlen eines turbulenten Corona-Wochenendes in Garmisch-Partenkirchen. Bis Montagabend warteten die Menschen in der Region auf erste Testergebnisse - vergeblich. Sie kamen nicht. Gerüchte, die Plastikröhrchen mit den Wattestäbchen seien vor Ort zu lange liegen geblieben, kommentiert Stephan Scharf, der Sprecher des Landratsamtes, nicht groß: „Davon weiß ich nichts.“ Definitiv werde es erste Erkenntnisse am Dienstag geben.

Unterdessen läuft im Gesundheitsamt die Ermittlung der Kontakte auf Hochtouren. Keine einfache Geschichte , wie sich nun herausstellt. „Die Angaben auf den Zetteln sind nicht alle richtig“, betont Scharf. Ein generelles Problem mit den persönlichen Daten. Da hilft es wenig, wenn die betroffenen Lokalitäten Listen vorweisen können, die teilweise mit Fantasienamen ausgefüllt sind. „Das macht es nicht gerade einfacher“, betont Scharf.

Wichtig ist Schimmer aus touristischer Sicht, dass klar herausgearbeitet wird, dass Garmisch-Partenkirchen kein behördlich eingestuftes Risikogebiet ist. „Wir haben den Grenzwert für Infektionen überschritten, das ist ein gewaltiger Unterschied.“ Es gebe für Gäste keinerlei Quarantäne-Verordnungen.

„Superspreaderin" in GAP: Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft

Update, 14. September, 13.34 Uhr: Die Staatsanwaltschaft München II hat ein Ermittlungsverfahren gegen die mutmaßliche „Superspreaderin“ von Garmisch-Partenkirchen eingeleitet. Ermittelt werde wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung, sagte Oberstaatsanwältin Andrea Mayer dem Münchner Merkur*. Ob die 26-jährige US-Amerikaner dem Nato-Truppenstatus unterliegt und daher das Verfahren später an eine Militärgerichtsbarkeit abgegeben werden müsse, könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. 

Markus Söder zu Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen: „Musterbeispiel für Leichtsinn“

Update, 14. September, 13.23 Uhr: In einer aktuellen Pressekonferenz äußert sich Markus Söder zu dem Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen: „Garmisch-Partenkirchen ist ein Musterbeispiel für Unvernunft. Dieser Leichtsinn muss Konsequenzen haben“, positioniert sich Söder mit Bezug auf die Geschehnisse vom vergangenen Wochenende klar.

Ursprünglicher Artikel, 14. September, 07.30 Uhr: Garmisch-Partenkirchen – Sogar Melanie Huml hatte Anton Speer am Sonntag (13. September) am Telefon. Die in Corona-Zeiten bestens bekannte bayerische Gesundheitsministerin (CSU) meldete sich in Garmisch-Partenkirchen. „Sie hat gefragt, ob wir Verstärkung brauchen, uns Hilfe angeboten, zum Beispiel durch eine mobile Teststation.“ Der Landrat lehnte ab. „Wir vertrauen unserem Roten Kreuz, das hat alles voll im Griff.“ Vor der Mannschaft des BRK habe er „allergrößten Respekt“.

Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen: Melanie Huml bietet Hilfe an

Corona-Teststation in Garmisch-Partenkirchen: Mund auf zum Abstrich auch im Auto.
Corona-Teststation in Garmisch-Partenkirchen: Mund auf zum Abstrich auch im Auto. © Thomas Sehr

Nach dem Überschreiten der Corona-Grenzwerte am Freitag (11. September) sind Garmisch-Partenkirchen* und der Landkreis in den Fokus auch überregionaler Medien gerückt. Sogar in der Tagesschau lief die Nachricht vom neuen Hotspot und der sogenannten Superspreaderin. Gemeint ist die 26-jährige Amerikanerin, die hochinfektiös am Nachtleben teilnahm, gegen eine Quarantäne-Verordnung verstieß und als Ursprung der in die Höhe geschnellten Zahl an Infizierten in der Region gilt.

Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen: Amerikanerin (26) gilt immer noch als Auslöser

Als Reaktion darauf verfassten die Mitglieder der Corona-Arbeitsgruppe des Landkreises nach einer Krisensitzung am frühen Freitagabend eine Allgemeinverfügung, die das Nachtleben im Markt Garmisch-Partenkirchen für die kommende Woche deutlich einschränken soll. Gastrobetriebe sind verpflichtet, ihre Lokale um 22 Uhr zu schließen. Zudem wurde die Kontaktbeschränkung auf fünf Personen verschärft, private Veranstaltungen sind auf 50 Personen in geschlossenen Räumen sowie 100 unter freiem Himmel limitiert.

Neue Infos zu US-Bürgerin: Offenbar Urlaubsrückkehrerin aus Griechenland

Zu der US-Bürgerin gibt es mittlerweile deutlich mehr Erkenntnisse. In der Tat handelt es sich um eine Angestellte aus dem Edelweiss-Resort an der Zugspitzstraße. Die Frau ist eine Urlaubsrückkehrerin, hatte ihre Ferien in Griechenland verbracht. „Ende August ist sie zurückgekommen, ob sie sich dort schon angesteckt hatte, wissen wir aber nicht“, sagt Stephan Scharf, der Pressesprecher der Kreisbehörde.

Corona-Ausbruch in GAP: US-Bürgerin ging schon am 8. September zur Teststation

Da sich ihr Gesundheitszustand offenbar spürbar verschlechterte, ging sie am 8. September zur Corona-Teststation in Garmisch-Partenkirchen. „Sie zeigte da bereits Symptome wie Halsschmerzen, deshalb wurde ihr gesagt, dass sie sich in Quarantäne begeben muss, bis das Testergebnis vorliegt“, betont Scharf. Diese Anweisung ignorierte die 26-Jährige wissentlich. Sie hatte sich bereits zuvor im Nachtleben in der Marktgemeinde vergnügt und tat dies offenbar noch am selben Abend wieder. Am nächsten Tag traf der Positiv-Befund ein.

Edelsweiss-Hotel in Garmisch-Partenkirchen: 24 Mitarbeiter Corona-infiziert - 70 unter Quarantäne

Die junge Frau ist bekanntlich nicht die einzige Angestellte des Edelweiss-Hotels, die nun mit dem Covid-19-Errger infiziert ist. Bis Samstag waren es bereits 24 Mitarbeiter. Dieser Anstieg veranlasste auch die US-Behörden in Bayern zum Handeln. Am Freitag wurden medizinisches Personal sowie Equipment vom medizinischen Zentrum in Landstuhl (Pfalz) per Hubschrauber nach Garmisch-Partenkirchen transportiert. „Die Betroffenen befinden sich jetzt alle in Quarantäne“, betont Speer. Insgesamt 70 Mitarbeiter des Hotel-Komplexes seien mittlerweile abgestrichen und in Isolation. Die Unterkunft wird ab dem heutigen Montag laut Informationen der US Army Garrison Bavaria zudem für vorerst 14 Tage geschlossen.

Speer hat keinerlei Verständnis für das Auftreten der Urlaubsrückkehrerin. „Ich bin sehr verärgert“, stellt der Landrat klar. Mittlerweile ist auch bekannt, dass eine Freundin der 26-Jährigen ebenfalls über Symptome klagte, an besagtem Abend aber „Gott sei Dank nicht mitgegangen ist“, sagt Speer.

Inwieweit die US-Amerikanerin nun von den deutschen Behörden zur Rechenschaft gezogen werden kann, muss geklärt werden. Als Angestellte einer Einrichtung der US-Streitkräfte droht ihr möglicherweise von deutscher Seite kein Ungemach. „Das befürchte ich“, sagt Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU). „Da gilt meines Wissens das Nato-Truppenstatut.“ Selbst Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) aber fordert klare Konsequenzen.* Ein Gedankengang, den Speer in vollem Maße unterstützt. „Aber wir müssen das erst juristisch prüfen lassen.“

Der Landrat machte sich am Samstag erst einmal ein Bild von der Situation am Testzentrum. Was er sah, nimmt er als positive Eindrücke dieses Wochenendes mit. „Es waren vor allem sehr viele junge Menschen da, die dem Aufruf zum Testen gefolgt sind.“ Imponiert hat ihm, dass auch die jüngere Generation sich sehr geduldig an der Teststation verhalten habe. Denn Wartezeiten seien nicht zu verhindern gewesen. „Der Andrang war groß, größer als wir angenommen hatten“, räumt Jörg Jovy, Sprecher des BRK im Landkreis, ein. „Die Station war allein am Samstag von 14.40 bis 21.30 Uhr geöffnet, die Wartezeiten betrugen schon mal eine Stunde, weil relativ viele keinen Termin vereinbart hatten.“ So konnten am Samstag rund 360 Abstriche genommen werden, am Sonntag kamen nochmals rund 350 hinzu. Ein Erfolg. Das BRK arbeitete in zwei Schichten mit ja acht Mitarbeitern.

Corona-Ausbruch in Gramisch-Partenkirchen: Einschränkungen nach Party-Tour einer Superspreaderin

Alle Betroffenen vereint nun die Hoffnung, dass sich die Positiv-Fälle in Grenzen halten werden. Mit den ersten Ergebnissen der Tests vom Samstag rechnet das Gesundheitsamt heute.

Klar ist mittlerweile, dass die Allgemeinverfügung zu den Einschränkungen in Garmisch-Partenkirchen seit Samstag in Kraft ist. Über die Art der Bekanntmachung war noch am Freitagabend eine Diskussion entbrannt. Landrat Speer hat für derlei Scharmützel wenig übrig. Am Samstag klärte er mit der oberbayerischen Regierungspräsidentin Maria Els ab, dass die Allgemeinverfügung von übergeordneter Stelle, in diesem Fall dem Gesundheitsministerium, Rechtswirksamkeit erlangt. Speer macht deutlich: „Wichtig war, dass wir etwas getan haben.“

*Merkur.de und der Münchner Merkur sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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