Einige Schritte scheinen längst beschlossen. Steigt die Zahl der Neuinfektionen auf 35 pro 100.000 Einwohner, dürfen nur noch 1.000 Menschen ins Fußballstadion. Aktuell liegt er bei 34,1 Personen pro 100.000 Einwohnern. Steigt die Zahl auf 50 oder mehr, werden private Feiern wieder stärker reglementiert. Mehr als zehn Menschen dürften sich dann nicht mehr in einer fremden Wohnung treffen. Wer aus einem Risikogebiet kommt, darf in Hamburg kein Hotelzimmer mehr buchen.
So weit, so bekannt. Doch das sind in Hamburg nicht die Problemzonen, wenn es um Neuinfektionen geht. Die Zahl der Coronavirus-Patienten steigt an der Elbe*, weil es in der Gastronomie zum Teil zu „massiven Verstößen“ gegen die Hygienemaßnahmen* kommt. Im Schanzenviertel kam es zu zwei Ausbrüchen – in der Kultbar „Katze“ und der Shishbar „Le Vou“*. Auch Ausbrüche in einem Altenheim und einer Unterkunft für Obdachlose und Geflüchtete trieben die Infektionszahlen nach oben.
Entsprechend will der Hamburger Senatverschärfte Coronavirus-Maßnahmen dort ansetzen, wo er sich die größte Wirkung verspricht. So erklärt Martin Helfrich, Pressesprecher der Hamburger Sozialbehörde, gegenüber 24hamburg.de: „Die ergriffenen Maßnahmen werden sich inhaltlich darauf beziehen, was für das Infektionsgeschehen eine Rolle gespielt hat.“ Welche Maßnahmen das sind, sei aber noch nicht beschlossen: „Entsprechende Entscheidungen werden aber im Lichte der dann akuten Situation getroffen, nämlich sofern und sobald die Inzidenz überschritten wird.“
Es könnte also sein, dass die bereits erwähnten Einschränkungen doch nicht zum Tragen kommen. Helfrich weiter: „Bei einer Inzidenz von über 35 stehen nicht per Automatismus Maßnahmen an, sondern nur, wenn eine Notwendigkeit zur Eindämmung bestimmter Verhaltensweisen oder Infektionskontexte besteht.“
Weil die Probleme in Hamburg ganz andere seien als in Frankfurt, Berlin oder Stuttgart, müsste die Hansestadt auch andere Lösungswege finden: „Die Maßnahmen sind als Reaktion auf die spezifische Hamburger Situation bezogen und daher nicht bundesweit abgestimmt.“ Ein Flickenteppich aus Coronavirus-Maßnahmen ist also schon aus praktischer Sicht kaum zu vermeiden.
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) will erfahren haben, dass sich die Hansestadt bei neuen Einschränkungen auf die Gastronomie konzentrieren will, sollten die erwähnten Grenzwerte überschritten werden. So sollen Bars und Clubs zukünftig früher schließen müssen. Ein echter Schock dürfte aber sein, dass tatsächlich ein Verkaufsverbot von Alkohol an Wochenenden kommen könnte. Bislang war auf der Reeperbahn, im Schanzenviertel und in Ottensen lediglich der Außerhausverkauf verboten. Jetzt soll auch der Ausschank in Gastronomiebetrieben verboten werden. Die dpa beruft sich dabei auf Senatskreise. Martin Helfrich, Pressesprecher der Hamburger Sozialbehörde dazu: „Besonders problematisch wird es immer, wenn drei Faktoren zusammenkommen: Alkoholisierte Menschen, die in Innenräumen dicht zusammenstehen und sich bewegen. Die scheinen insbesondere eine Quelle von Infektionen zu sein.“
Doch in Hamburg müssen also nicht nur die Wirte zittern. Auch Schausteller und die Händler auf dem Fischmarkt könnten trotz vieler Versprechungen leer ausgehen. Zwar soll der Hamburger Winterdom 2020 grundsätzlich stattfinden*, aber eben nur, wenn es das Infektionsgeschehen zulässt. Das Gleiche gilt für den Fischmarkt*. Martin Helfrich, Pressesprecher der Hamburger Sozialbehörde, angesprochen auf die Kult-Veranstaltungen: „Grundsätzlich steht die Durchführung von Großveranstaltungen und großen Zusammenkünften von vielen Menschen, insbesondere mit Alkoholausschank, zur Debatte, wenn Maßnahmen erwogen werden. Abschließende Entscheidungen hierzu sind, wie gesagt, noch nicht getroffen.“
Schulen und Kitas hingegen sollen offen bleiben, wie Helfrich betont: „Schulen und Kitas stellen gegenwärtig keinen Schwerpunkt des Infektionsgeschehens dar. Einschränkungen in diesem Bereich stehen gegenwärtig nicht zur Debatte.“ So oder so kommen schwere Entscheidungen auf Hamburgs ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zu. *24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.