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Hamburg: Gastro-Drama wegen Alkoholverbot und Coronavirus-Sperrstunde

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Um den Coronavirus-Sars-CoV-2 unter Kontrolle zu kriegen, hat die Stadt Hamburg eine Sperrstunde und ein Alkoholverbot für Restaurants, Bars und Clubs angekündigt.

Update vom Donnerstag, 8. Oktober 2020, 8:59 Uhr: Hamburg – Der Hamburger Senat* hat strengere Auflagen im Kampf gegen das Coronavirus-Sars-CoV-2 beschlossen. Vor allem Wirte wurden harte Einschnitte in Aussicht gestellt. Denn es könnten ein Alkoholverbot und eine Sperrstunde kommen.

Stadt in HamburgHamburg
Fläche755,2 km²
Bevölkerung1,899 Millionen (30. Dez. 2019)
Vorwahl040
BürgermeisterPeter Tschentscher

Scharfe Coronavirus-Regeln: Alkoholverbot und Sperrstunde in Hamburg

Hintergrund ist eine Zahl. Die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Dieser Wert lag am Mittwoch, 7. Oktober 2020, bei 34,1. Übersteigt dieser Inzidenzwert für drei Tage in Folge die 35, greifen automatisch schärfere Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus-Sars-CoV-2, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und beruft sich auf Martin Helfrich, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Würde dieser Wert drei Tage in Folge unter 35 bleiben, würden die Maßnahmen rückgängig gemacht werden.

Polizisten stehen an der Großen Freiheit an der Reeperbahn und kontrollieren den Zugang. (24hamburg.de-Montage)
Alkoholverbot und Sperrstunde auf der Reeperbahn? Der Hamburger Senat will unbedingt die zweite Coronavirus-Welle verhindern. (24hamburg.de-Montage) © Patrick Pleul/dpa & Jonas Walzberg/dpa

Michael Westhagemann, Wirtschaftssenator in Hamburg, kündigt in diesem Zusammenhang an, dass die neuen Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus-Sars-CoV-2 vor allem die Gastronomie betreffen würden. Er mahnt die Wirte eindringlich dazu, sich an die bereits bestehenden Regeln zu halten: „Vor allem können wir damit verschärfte Regeln vermeiden - wie eine mögliche Sperrstunde, ein Alkoholverbot oder eine deutliche Reduzierung der gleichzeitig anwesenden Gäste.“ Ab welchem Inzidenzwert diese Regeln gelten könnten – also ob ab 35 oder 50 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohnern – ließ Westhagemann offen.

Zweiter Lockdwon für Gastro soll vermieden werden

Zwar schloss sich Franz J. Klein, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), diesem Appell an, er stellte jedoch unmissverständlich klar: „Ein erneuter Lockdown wäre eine Katastrophe für die Branche und würde das Aus für viele Betriebe bedeuten.“ Auch warne er davor, die Gastronomie an den Pranger zu stellen. Sonst entstünde der Eindruck „als wäre die Gastronomie der Hauptverursacher dieses Anstiegs“. Das Ziel müsse sein, einen erneuten Lockdown zu vermeiden. Alkoholverbot und die Sperrstunde sind Berlin derweil schon beschlossene Sache.

Hamburgs harte Corona-Bandagen: Wirte müssen bluten – früher dicht und Alkohol-Verbot

Erstmeldung vom Mittwoch, 7. Oktober 2020, 14:13 Uhr: Hamburg – Die Infektionszahlen in Hamburg steigen und steigen. Am Mittwoch, 7. Oktober 2020, musste die Hansestadt eine Zahl von 648 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen melden. Neue Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus* sind kaum noch zu vermeiden. Und die sollen dort umgesetzt werden, wo sich die meisten Menschen infizieren, erklärt Martin Helfrich, Pressesprecher der Hamburger Sozialbehörde, gegenüber 24hamburg.de. Und das ist aktuell die Gastronomie.

Hamburgs erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) trägt eine Maske und blickt auf drei Bierbecher mit Reeperbahn-Motiven herab. (24hamburg.de-Montage)
Hamburgs erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) könnte bald harte Coronavirus-Maßnahmen für die Gastronomie erlassen. (24hamburg.de-Montage) © Christian Charisius/dpa

Neue Coronavirus-Maßnahmen werde Hamburger Gastronomie hart treffen

Einige Schritte scheinen längst beschlossen. Steigt die Zahl der Neuinfektionen auf 35 pro 100.000 Einwohner, dürfen nur noch 1.000 Menschen ins Fußballstadion. Aktuell liegt er bei 34,1 Personen pro 100.000 Einwohnern. Steigt die Zahl auf 50 oder mehr, werden private Feiern wieder stärker reglementiert. Mehr als zehn Menschen dürften sich dann nicht mehr in einer fremden Wohnung treffen. Wer aus einem Risikogebiet kommt, darf in Hamburg kein Hotelzimmer mehr buchen.

So weit, so bekannt. Doch das sind in Hamburg nicht die Problemzonen, wenn es um Neuinfektionen geht. Die Zahl der Coronavirus-Patienten steigt an der Elbe*, weil es in der Gastronomie zum Teil zu „massiven Verstößen“ gegen die Hygienemaßnahmen* kommt. Im Schanzenviertel kam es zu zwei Ausbrüchen – in der Kultbar „Katze“ und der Shishbar „Le Vou“*. Auch Ausbrüche in einem Altenheim und einer Unterkunft für Obdachlose und Geflüchtete trieben die Infektionszahlen nach oben.

Verschärte Coronavirus-Maßnahmen in Hamburg dort, wo viele Infektionen passieren

Entsprechend will der Hamburger Senatverschärfte Coronavirus-Maßnahmen dort ansetzen, wo er sich die größte Wirkung verspricht. So erklärt Martin Helfrich, Pressesprecher der Hamburger Sozialbehörde, gegenüber 24hamburg.de: „Die ergriffenen Maßnahmen werden sich inhaltlich darauf beziehen, was für das Infektionsgeschehen eine Rolle gespielt hat.“ Welche Maßnahmen das sind, sei aber noch nicht beschlossen: „Entsprechende Entscheidungen werden aber im Lichte der dann akuten Situation getroffen, nämlich sofern und sobald die Inzidenz überschritten wird.“

Es könnte also sein, dass die bereits erwähnten Einschränkungen doch nicht zum Tragen kommen. Helfrich weiter: „Bei einer Inzidenz von über 35 stehen nicht per Automatismus Maßnahmen an, sondern nur, wenn eine Notwendigkeit zur Eindämmung bestimmter Verhaltensweisen oder Infektionskontexte besteht.“

Hansestadt Hamburg will Coronavirus-Problemzonen gezielt bekämpfen

Weil die Probleme in Hamburg ganz andere seien als in Frankfurt, Berlin oder Stuttgart, müsste die Hansestadt auch andere Lösungswege finden: „Die Maßnahmen sind als Reaktion auf die spezifische Hamburger Situation bezogen und daher nicht bundesweit abgestimmt.“ Ein Flickenteppich aus Coronavirus-Maßnahmen ist also schon aus praktischer Sicht kaum zu vermeiden.

Schock für Hamburger Gastronomie: Sperrstunde und Ausschank-Verbot

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) will erfahren haben, dass sich die Hansestadt bei neuen Einschränkungen auf die Gastronomie konzentrieren will, sollten die erwähnten Grenzwerte überschritten werden. So sollen Bars und Clubs zukünftig früher schließen müssen. Ein echter Schock dürfte aber sein, dass tatsächlich ein Verkaufsverbot von Alkohol an Wochenenden kommen könnte. Bislang war auf der Reeperbahn, im Schanzenviertel und in Ottensen lediglich der Außerhausverkauf verboten. Jetzt soll auch der Ausschank in Gastronomiebetrieben verboten werden. Die dpa beruft sich dabei auf Senatskreise. Martin Helfrich, Pressesprecher der Hamburger Sozialbehörde dazu: „Besonders problematisch wird es immer, wenn drei Faktoren zusammenkommen: Alkoholisierte Menschen, die in Innenräumen dicht zusammenstehen und sich bewegen. Die scheinen insbesondere eine Quelle von Infektionen zu sein.“

Polizisten sperren die Große Freiheit an der Reeperbahn ab und kontrollieren den Zugang.
Nicht schon wieder Lockdown. Eine Sperrstunde und ein Alkoholverkaufsverbot für Wirte sollen in Hamburg zur Debatte stehen. © Jonas Walzberg/dpa

Doch in Hamburg müssen also nicht nur die Wirte zittern. Auch Schausteller und die Händler auf dem Fischmarkt könnten trotz vieler Versprechungen leer ausgehen. Zwar soll der Hamburger Winterdom 2020 grundsätzlich stattfinden*, aber eben nur, wenn es das Infektionsgeschehen zulässt. Das Gleiche gilt für den Fischmarkt*. Martin Helfrich, Pressesprecher der Hamburger Sozialbehörde, angesprochen auf die Kult-Veranstaltungen: „Grundsätzlich steht die Durchführung von Großveranstaltungen und großen Zusammenkünften von vielen Menschen, insbesondere mit Alkoholausschank, zur Debatte, wenn Maßnahmen erwogen werden. Abschließende Entscheidungen hierzu sind, wie gesagt, noch nicht getroffen.“

Trotz steigender Coronavirus-Zahlen: Schulen und Kitas sollen offen bleiben

Schulen und Kitas hingegen sollen offen bleiben, wie Helfrich betont: „Schulen und Kitas stellen gegenwärtig keinen Schwerpunkt des Infektionsgeschehens dar. Einschränkungen in diesem Bereich stehen gegenwärtig nicht zur Debatte.“ So oder so kommen schwere Entscheidungen auf Hamburgs ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zu. *24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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