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Covid-Code entschlüsselt: Deutscher Forscher meldet Durchbruch bei Heilmittel - und erklärt den Plan

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Forschern der Universität Lübeck ist es gelungen, das entscheidende Enzym für die Vermehrung des Coronavirus zu entschlüsseln.

Update vom 02. April: Der deutsche Professor Rolf Hilgenfeld forscht seit mehr als 20 Jahren an der Uni Lübeck zu Coronaviren*. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie* sind seine Kompetenzen nun gefragt. Gemeinsam mit seinem Partner Linlin Zhang fand er an der Universität Lübeck einen Weg, die Hauptprotease des gefährlichen Virus Sars-CoV-2 zu entschlüsseln. Die Protease ist für die Vermehrung des Virus ausschlaggebend.

Coronavirus: Hemmstoff bereits getestet - Hilgenfeld mit klarer Einschätzung

Der neue Ansatz ist vielversprechend, in Zusammenarbeit mit weiteren deutschen Forschern konnte ein potenter Hemmstoff entwickelt werden. Dieser wurde daraufhin synthetisiert und positiv auf seine Wirkung getestet. Jedoch drückt Hilgenfeld auf die Euphoriebremse: „Ganz sicher wird es mehrere Jahre dauern, bis unser Wirkstoff zu einem Anti-Coronavirus-Medikament entwickelt sein wird.“ Sollte alles gut gehen, könnte ein Medikament für Sars-CoV-3 zwar letztendlich zur Verfügung stehen, „aber gewiss nicht während des derzeitigen Ausbruchs“.

Hilgenfeld fing 2013 nach Beginn des Ausbruchs des Middle-East Respiratory Syndromes (Mers) an, Coronaviren zu erforschen. Er und sein Team optimieren seitdem Hemmstoffe, die die Hauptprotease von allen möglichen Coronaviren hemmen. „Wir haben sogar sichergestellt, dass unsere Verbindungen auch Fledermaus-Coronaviren blockieren, welche in China entdeckt wurden“, so der Chemiker, der eigentlich am 1. April diesen Jahres seinen Ruhestand antreten wollte.

Coronavirus: Deutscher Forscher entschlüsselt wichtiges Detail in Coronavirus

Lübeck - Den Forschern Linlin Zhang und Rolf Hilgenfeld von der Universität Lübeck ist ein echter Durchbruch gelungen. Sie konnten ein Enzym entschlüsseln, das für die Vermehrung des neuartigen Coronavirus entscheidend ist. Zudem fanden die Forscher einen inhalierbaren Hemmstoff, der gegen die neu entschlüsselte Hauptprotease des Virus SARS-CoV-2 wirkt. 

Es geht hierbei konkret um die virale Hauptprotease Mpro, ohne die das Coronavirus sein Erbgut (RNA) nicht von der Wirtszelle kopieren und damit vermehren kann. Die nähere Erforschung der Enzymstruktur könnte nun bei der Bekämpfung des Virus helfen. Bei Mäusen sowie in Zellkulturen wurde ein Hemmstoff, der gegen verwandte Coronaviren entwickelt wurde, bereits effektiv getestet. 

Coronavirus: Forschung läuft auf Hochtouren - Erste Erfolge mit altem Hemmstoff

Die Hauptprotease ist der entscheidende Faktor in der Bekämpfung des Virus, da es sich ohne diese nicht vermehren kann. Durch die Entdeckung der beiden Lübecker Forscher Zhang und Hilgenfeld wird darum ein nun ein neuer Ansatz für antivirale Mittel gegen das neuartige Coronavirus eröffnet. 

Die beunruhigend kontinuierlich steigenden Fallzahlen* von Covid-19 setzen Forscher weltweit unter Druck. Im Eiltempo wird derzeit nach einem geeigneten Impfstoff gesucht - aber auch nach antiviralen Mitteln, die eine Ausbreitung des Erregers im Körper eindämmen und damit auch aufhalten könnten. 

Mögliche Erfolge scheinen sich nun bereits abzuzeichnen. Ein Hemmstoff, der vor einigen Jahren durch Hilgenfeld und sein Team gegen den Erreger MERS-CoV und andere verwandte Coronaviren entwickelt worden war, soll sich auch gegen SARS-CoV-2 als wirksam erwiesen haben. Bei den Mäusen sammelte sich der Hemmstoff wie erhofft in der Lunge sowie der Niere an - diese Organe sind bei Covid-19 am stärksten betroffen.

Video: So funktioniert ein Corona-Testzentrum

Coronavirus: Versuche mit Lungen-Kulturen erfolgreich - Zu spät für aktuelle Pandemie? 

Doch auch mit menschlichen Lungenzellen-Kulturen klappten die Versuche. Bei bereits infizierten Lungenzellen blockierte der neue Hemmstoff die Vermehrung des Virus, womit ein Fortschreiten der Infektion verhindert wurde. Den Forschern zufolge eröffnet der inhalierbare Hemmstoff der Hauptprotease einen Ansatz für neue Mittel gegen das grassierende Coronavirus. Außerdem stellten die Forscher fest, dass die Hemmstoffe mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht toxisch seien. 

Allerdings kommen die Entwicklungen vermutlich zu spät, um der aktuellen Pandemie noch entgegenzuwirken. „Ganz sicher wird es mehrere Jahre dauern, bis unser Wirkstoff zu einem Anti-Coronavirus-Medikament entwickelt sein wird“, meint Hilgenfeld. 

Coronavirus: Neue Erkenntnisse wichtig bei späteren Infektionswellen 

Nun müssten Studien finanziert werden. Im besten Fall könnten die Mittel dafür von dem Konsortium kommen, das sich als Teil einer Initiative der Europäischen Kommission zum Kampf gegen das Coronavirus bildet. Die neuen Erkenntnisse könnten aber dazu beitragen, möglicherweise immer wiederkehrende Wellen von Covid-Infektionen behandelbar zu machen und so in einiger Zeit Todesfälle zu reduzieren. 

Nach seiner Covid-19-Erkrankung hat sich Friedrich Merz zu Wort gemeldet und eine veränderte „Post-Corona-Welt“ prophezeit. Der Virologe Christian Drosten dämpft unterdessen Hoffnungen auf „Abkürzungen“ bei der Impfstoff-Zulassung.

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