Wie lange, glauben Sie, wird die Reisebranche noch mit „Corona“ beschäftigt sein?
Sie wird solange ernsthaft damit beschäftigt sein, bis es einen Impfstoff gibt. Hygiene- und Abstandsregeln werden aber auch noch in Zukunft eine große Rolle spielen. Ich glaube aber, dass ein unbeschwerter Urlaub 2021 wieder möglich sein wird. Die Leute wollen ja auch wieder Spaß haben.
Werden sich Urlaub und Reisen nachhaltig verändern müssen?
Ich glaube, dass die Menschen in Zukunft sowohl ihre Reiseziele als auch Urlaubsformen bewusster auswählen. Und dabei wird der Preis nicht immer im Vordergrund stehen.
Wird der Urlaub denn künftig teurer werden?
Die Frage muss eigentlich korrekt lauten: Wird der Urlaub teuer? Ich glaube, erst einmal nicht. Es ist davon auszugehen, dass es in diesem und nächstem Jahr keine Bettenknappheit geben wird. Wir werden daher einen gesunden Wettbewerb mit attraktiven Angeboten erleben. Und da ist sicher auch das eine oder andere Schnäppchen für Reisende dabei.
Der Reisekonzern TUI erhält eine milliardenschwere Staatshilfe. Wie geht es Schauinsland Reisen in der Coronakrise: Müssen Sie Staatshilfe beantragen?
Wir haben KfW-Kredite beantragt und mit Banken gesprochen. Immerhin mussten wir 100 Millionen Euro an unsere Kunden zurückzahlen – dabei waren die Gelder bereits unter anderem in unsere Airline investiert. Daher sind wir zwar zurzeit nicht liquide, aber Schauinsland Reisen ist ein kerngesundes Unternehmen.
Sie blicken also optimistisch in die Zukunft?
Ich bin für Schauinsland Reisen recht optimistisch. Wir haben in der Krise einen besseren Service als andere angeboten. Wir haben Kundengelder relativ schnell zurückgezahlt, obwohl das natürlich auch nicht von heute auf morgen ging. Ich bin also optimistisch – aber man soll das Fell des Bären auch nicht verteilen, bevor er erlegt ist.
Gegründet wurde Schauinsland Reisen 1918 in Duisburg von Erich Kassner – als Möbelspedition und Transportunternehmen. Nach der Weltwirtschaftskrise stieg der Betrieb 1932 in die Personenbeförderung ein – mit fünf Reisebussen für die Artistenfamilie Fratinelli.
Ab den 50er Jahren konzentrierte sich die Familie auf den Transport von Gästen. Der Einstieg in die Touristik erfolgte 1959 mit der Eröffnung eines Reisebüros. Mit Erich Kassner junior und seiner Frau Doris kam die zweite Generation ans Ruder. In den 60er Jahren gelang der Einstieg ins Flugreisengeschäft. Immer mehr Zielgebiete wurden ins Programm aufgenommen. 1982 wurde Doris Kassner Geschäftsführerin der neu gegründeten Schauinsland Reisen GmbH.
1997 stand der nächste Generationenwechsel an: Gerald Kassner führte die Geschäfte weiter. Das Unternehmen verzeichnete rasante Zuwächse. Im Touristikjahr 2018/2019 betrug der Umsatz 1,37 Milliarden Euro bei 1,64 Millionen Buchungsgästen.
Zur Unternehmensgruppe mit eigenen Hotels, 28 Funexpress-Reisebüros und einer 50-Prozent-Beteiligung an der Fluggesellschaft Sundair gehören 1000 Mitarbeiter. Schauinsland Reisen ist Namenssponsor des Stadions vom MSV Duisburg.
Unsere Redakteurin Daniela Petersen war bereits kurz nach der Aufhebung der Reisewarnung auf Mallorca unterwegs*. Bevor nach weiteren Lockerungen die Zahl der Touristen stieg, herrschte auf der Ferieninsel zunächst gähnende Leere. Auch bei vielen Busunternehmen geht es nach der Coronavirus-Zwangspause erst langsam wieder los*, wie eine Umfrage in der Region Fulda zeigt. *fuldaerzeitung.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks