In Hamburg wurden bis Montag (11.00 Uhr) 488 EHEC-Infektionen bzw. EHEC-Verdachtsfälle registriert (Samstag 467 Fälle). Davon werden in den Krankenhäusern 94 Kranke stationär wegen des Hämolytisch-Urämischen-Syndroms (HUS) oder HUS-Verdachts behandelt. Dies bedeutet im Vergleich zum Sonnabend drei zusätzlich gemeldete HUS-Fälle.
Sorge bereiten den Ärzten vor allem die neurologischen Probleme, die viele HUS-Erkrankte bekommen. Bei den schwer erkrankten Patienten gebe es “zunehmend mehr neurologische Ausfälle“, erklärte der Neurologe Prof. Christian Gerloff vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. “Es sind von den 58 Patienten, die momentan bei uns stationär sind, mehr als die Hälfte. Und das Bild ist sehr bunt.“ So gebe es Unruhezustände, aber auch Sprachstörungen - ähnlich wie bei einem Schlaganfall - oder Zuckungen bis hin zu epileptischen Anfällen. Neuerdings würden daher manche Patienten bereits prophylaktisch mit Medikamenten gegen solche Anfälle behandelt.
Einzelne Patienten hätten auch kleine Schlaganfälle als Folge der Erkrankung gehabt, berichtete Gerloff - weil kleine Gefäße verstopfen. “Das wird auch bleibende Schäden hinterlassen.“
Die Mediziner setzen nun Hoffnungen auf die Behandlung mit dem neuen Wirkstoff Eculizumab bei schweren HUS-Fällen. Bisher sei diese Antikörper-Therapie bei elf Patienten eingesetzt worden, berichtete Stahl. Wie erfolgreich der “Rettungsversuch“ ist, werde sich aber erst in drei bis vier Wochen zeigen.
Der Infektiologe Prof. Ansgar Lohse mahnte, die Hygieneregeln weiter strikt zu beachten. “Wir empfehlen, sich an die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts zu halten.“ Schließlich sei bisher noch unklar, wo der Erreger ursprünglich herkommt. Außerdem sei der Verlauf der Krankheit von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) und Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) sind am Montagnachmittag in Berlin mit Landesvertretern und Vertretern verschiedener Behörden zu einem Treffen zur Situation bei den EHEC-Erkrankungen zusammengekommen. Sie wollten im Robert-Koch-Institut (RKI) über den aktuellen Stand der Untersuchungen sprechen. Auch sollten die getroffenen Maßnahmen und weitere Schritte diskutiert werden.
Bahr sagte vor der Zusammenkunft, das Zustandekommen dieses Treffens zeige, dass in dieser Situation “alle an einem gemeinsamen Strang ziehen“. Aigner betonte mit Blick auf die Umsatzverluste einiger Landwirte, dass der Schutz der Verbraucher “ganz klar die oberste Priorität“ habe.
An dem Gespräch nehmen neben Aigner und Bahr die Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, des Bundesinstituts für Risikobewertung wie auch des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit teil, sowie die Vorsitzenden der Gesundheits-, Verbraucher- und Agrarministerkonferenz der Länder und die Hamburger Gesundheitssenatorin.
Nach zwei neuen Todesfällen in Nordrhein-Westfalen und einem in Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der in Deutschland an einer EHEC-Infektion verstorbenen Menschen auf 13 erhöht.
dpa/dapd