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Ermittlungen wegen sechs toter Frühchen

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Die betroffene Bremer Frühchenstation
Die betroffene Bremer Frühchenstation © dpa

Bremen - Hat die tödliche Infektionswelle in einer Bremer Frühchenstation eine noch größere Dimension als bisher angenommen? Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen sechs toter Babys.

Die tödliche Infektionswelle auf einer Bremer Frühchenstation hat möglicherweise größere Ausmaße als bisher bekannt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen wegen sechs toter Babys. Bislang war von drei Todesfällen im Klinikum Mitte die Rede. “Es gibt Hinweise auf weitere an dem Keim verstorbene Kinder“, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Frank Passade am Mittwoch. Ein Fall stamme bereits aus dem vergangenen Jahr.

Seit April hatten sich auf der Frühchenstation immer wieder Neugeborene mit einem multiresistenten Darmkeim infiziert. Bisher konnten die Experten den Erreger bei 23 Kindern nachweisen. Neun von ihnen erkrankten. Im August und Oktober starben ein Mädchen und zwei Jungen. Die Klinik schaltete das Gesundheitsamt im September ein, das aber erst zwei Monate später die zuständige Senatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) informierte.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seither wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung - zunächst gegen Unbekannt. Wie Radio Bremen berichtet, richten sich die Ermittlungen inzwischen aber gegen den ehemalige Chefarzt der betroffenen Kinderklinik. Passade schloss nicht aus, dass noch andere Verantwortliche in den Fokus der Anklagebehörde rücken.

Der Bremer Klinikverbund hatte den Chefarzt vor etwa zwei Wochen entlassen. Er war für die Hygiene im gesamten Klinikum Mitte verantwortlich und hatte den Ausbruch der Infektionswelle nach Ansicht des Klinikverbundes nicht rechtzeitig erkannt. Wie sich die früh geborenen Kinder mit den Klebsiella-Bakterien anstecken konnten, ist immer noch unklar.

Ein Team vom Robert-Koch-Institut hatte die Frühchenstation mehrere Tage unter die Lupe genommen. Der Bericht wird in dieser Woche erwartet, liegt nach Angaben einer Sprecherin der Gesundheitsbehörde aber noch nicht vor. Die Station ist seit Anfang November geschlossen und wird zurzeit desinfiziert.

Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss soll nun die Vorfälle im Klinikum Mitte und die Kommunikationspanne aufklären. Das Gremium soll am Donnerstagnachmittag zusammengekommen. Nach Angaben der Vorsitzenden Antje Grotheer (SPD) wird es vor allem um Organisatorisches gehen, da die Akten zu der Infektionswelle noch nicht vollständig vorliegen würden. Auch eine Sondersitzung der Gesundheitsdeputation ist für Donnerstagnachmittag angesetzt.

dpa

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