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Minister über gestrandeten Frachter: „Es ist eine kritische Situation“

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Frachter "Glory Amsterdam" vor Langeoog
Der Frachter „Glory Amsterdam“ liegt in der Deutschen Bucht vor Langeoog auf Grund. Der Sturm „Herwart“ trieb den Schüttgutfrachter auf eine Sandbank. © dpa

Die Bergung des havarierten Frachters vor der ostfriesischen Insel Langeoog zieht sich weiter hin. Nun äußerte sich Umweltminister Wenzel zur aktuellen Lage.

Langeoog/Cuxhaven - Die Bergung des vor der Nordsee-Insel Langeoog auf Grund gelaufenen Frachters zieht sich weiter hin und kann noch bis zu drei Tage dauern. Das sagte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) am Montagabend nach einem Besuch des Havariekommandos in Cuxhaven. Ein von der Reederei beauftragtes Bergungsunternehmen aus den Niederlanden sei an Bord und erstelle einen Plan, um das Schiff zu befreien. Dieses Konzept werde dann vom Havariekommando geprüft. Er könne keinen genauen Zeitpunkt nennen, wann es losgehe, so der Minister. 

Ein ursprünglich für Montagabend um 19.30 Uhr geplanter Bergungsversuch musste abgesagt werden. "Der Wasserstand rund um das Schiff ist so niedrig, dass die ursprünglich vorgesehenen großen Schlepper dort nicht vernünftig arbeiten könnten", erklärte Havariekommando-Sprecher Michael Friedrich dem NDR. Damit die Bergung bald funktionieren kann, müsse das Schiff leichter werden. Hierzu soll Treibstoff abgepumpt werden. 

Die 225 Meter lange „Glory Amsterdam“ war am Sonntag während des heftigen Sturms auf eine Sandbank getrieben. Der Schüttgutfrachter ist nach Angaben des Havariekommandos nicht beschädigt. Dennoch fürchten Umweltschützer und Küstenfischer schlimme Folgen. In den Treibstofftanks des Schiffes befinden sich gut 1800 Tonnen Schweröl sowie 140 Tonnen Marinediesel. Damit sei der Unglücksfrachter eine erhebliche Gefahr für den Nationalpark Wattenmeer, teilte die Umweltschutzorganisation WWF mit. Die deutschen Kutter- und Küstenfischer befürchten, dass austretendes Öl die Fanggebiete über Monate verschmutzen könnte.

Kontrollflüge sollen Ölverschmutzungen frühzeitig erkennen

„Es ist eine kritische Situation, aber die Experten sind der Meinung, dass man die Bergung vornehmen kann“, sagte der niedersächsische Umweltminister. Das Team beim Havariekommando sei sehr professionell. „Sie nehmen regelmäßig Kontrollflüge vor, um Ölverschmutzungen frühzeitig zu erkennen“, sagte der Grünen-Politiker. Bisher gebe es aber noch keine Anzeichen, dass etwas ausläuft. Es gebe derzeit keine „erkennbaren strukturellen Schäden“, erfuhr der Norddeutsche Rundfunk vom Havariekommando.

Hier landete ein Hubschrauber auf dem havarierten Frachter: 

Eine weitere gute Nachricht gibt es vom Frachter: Die insgesamt 22 Besatzungsmitglieder sind laut Havariekommando unverletzt geblieben. Sie befinden sich weiterhin auf dem Schiff.

Wieso strandete das Schiff überhaupt? 

Die FAZ hat derweil recherchiert, warum der Frachter nicht gerettet werden konnte. Die „Glory Amsterdam“ hatte zuletzt den Hamburger Hafen verlassen, um Gebühren zu sparen. Das Schiff war vor Helgoland auf Reede gegangen. Der Seegang war aufgrund des Sturms „Herwart“ jedoch so stark, dass die Anker das Schiff am Sonntag nicht mehr halten konnten. 

Gegen 9.45 Uhr habe das alarmierte Haveriekommando die Einsatzleitung übernommen. Der Hochseeschlepper „Nordic“, der rund 20 Kilometer nördlich von Norderney auf Bereitschaftsposition lag, erreichte die „Glory Amsterdam“, konnte das Schiff aber nicht mehr abschleppen, bevor es auf Grund lief. Die Schleppleinen rissen immer ab. Das Wetter sei zu extrem gewesen. Wegen der hohen Wellen konnte ein Einsatzteam nur per Helikopter auf den Frachter gebracht werden. Weitere Schlepper wurden später hinzugerufen, aber da war der Frachter schon im flachen Wasser. 

Ölpest 1998 vor Amrum

Eine Katastrophe in Nordsee gab es 1998. Damals lief der Frachter „Pallas“ vor Amrum nach einem Feuer auf Grund. Alle Lösch- und Abschleppversuche scheiterten. Rund zwei Wochen später trat Öl aus dem Schiffswrack. Auf einer Länge von 20 Kilometer zog sich das Öl über die Nordsee und erreichte die Inseln Amrum, Föhr und Sylt. Rund 16.000 Seevögel verendeten. Die „Pallas“ hatte 756 Tonnen Treibstoff, Schwer- und Schmieröl in den Tanks - weitaus weniger als die „Glory Amsterdam“. 

mag mit Material der dpa

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