Die sichergestellten Kosmetika, Alkoholika, Süßigkeiten und Honig waren bereits im Herbst 2018 aus der Asservatenkammer verschwunden. Sie wurden möglicherweise mitgenommen. Das Polizeipräsidium hat zudem disziplinarische Ermittlungen gegen die Beamten in Bischofsheim eingeleitet.
Zwei Dienststellenleiter in Bischofsheim hätten die Asservate freigegeben, berichtet die „Bild“-Zeitung. Sie zitiert auch aus einem Schreiben, das im Dezember 2018 auf der Station gehangen haben soll. Darin werden die Polizisten aufgefordert, sich etwas auszusuchen, dies aber nicht weiterzuveräußern.
Erstmeldung vom Samstag, 26.10.2019, 12.09 Uhr: Bischofsheim - In der hessischen Gemeinde Bischofsheim (Kreis Groß-Gerau) sind in den vergangenen Monaten etliche Polizisten zwangsversetzt worden. Sie sollen sich aus der Asservatenkammer in der Polizeistation in Bischofsheim bedient haben.
In einer Asservatenkammer bei der Polizei werden sichergestellte oder beschlagnahmte Gegenstände aufbewahrt. In Bischofsheim waren laut Polizeipräsidium Südhessen Kosmetika, Alkohol, Süßigkeiten und auch Honig nicht mehr auffindbar.
Diese Gegenstände waren zuvor in einem polizeilichen Verfahren sichergestellt worden. Sie wurden „möglicherweise mitgenommen“, teilt das Präsidium in Darmstadt in Hessen mit.
„Gegen alle Beamtinnen und Beamten, gegen die sich möglicherweise ein Verdacht richten könnte, wurden parallel zum Ermittlungsverfahren disziplinarische Maßnahmen eingeleitet“, heißt es vom Präsidium Südhessen. Im Zuge dessen wurden sie versetzt.
Die Behördenleitung des Polizeipräsidiums Südhessen hatte Anfang August dieses Jahres von dem Vorwurf gegen die Beamten erfahren. Die Polizei nennt das „unsachgemäße Verwertung von Asservaten“. Diese soll im Herbst 2018 in der Polizeistation Bischofsheim stattgefunden haben.
Das Präsidium schaltete die Staatsanwaltschaft Darmstadt ein. Diese eröffnete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Unterschlagung und des Verwahrungsbruchs. Außerdem leitete das Präsidium disziplinarrechtliche Ermittlungen gegen die Betroffenen ein: Die Leitung der Polizeistation in Bieschofsheim sowie Beamtinnen und Beamte des Streifen- und Ermittlungsdienstes wurden versetzt.
Wie das Polizeipräsidium mitteilt, wird die Station in Bischofsheim jetzt von Polizeihauptkommissar Burkhard Benkelberg geleitet. Er wurde am 15.10.2019 offiziell mit der Stationsleitung beauftragt.
„Mit Burkhard Benkelberg konnte ein erfahrener und verantwortungsvoller Stationsleiter gewonnen werden, der sich bereits in anderen Funktionen, unter anderem als Polizeiführer vom Dienst, im Polizeipräsidium Südhessen bewährt hat“, sagte Polizeipräsident Bernhard Lammel.
Erst kürzlich hatte die Gemeinde in Hessen, in der etwa 13.000 Menschen leben, für Schlagzeilen gesorgt. Auf einem Feld bei Bischofsheim hatte eine Frau einen mysteriösen Fund gemacht. Dort lag ein riesiger Fisch. Die Gemeinde rätselt, was dahinter steckt.
Derweil hatte das Bundesverfassungsgericht 2015 ein strittiges Urteil gefällt. Es ging um die Streitfrage, wann ein Foto von der Polizei im Einsatz gemacht werden darf.
Von Kerstin Kesselgruber (mit dpa)
Zwei Polizeibeamte in Brandenburg haben einen eigentlich harmlosen Einsatz zu einem Skandal gemacht – allerdings für sich selbst: Die Polizisten schikanierten einen Betrunkenen und filmten sich dabei.