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Homeoffice wegen Corona-Pandemie: Heizkosten steigen stark an

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Beschäftigte im Corona-bedingten Homeoffice haben höhere Heizkosten. Der Bund will mit einer Steuerentlastung vor Mehrkosten wie diesen schützen.

Heidelberg/Berlin - Homeoffice - eine Arbeitsform, die in vielen deutschen Unternehmen bis zur Corona-Pandemie noch die Ausnahme war. Doch seit dem März arbeiten auch in Deutschland mehr Menschen von zu Hause aus, um das Risiko weiterer Corona-Infektionen zu minimieren. Gesundheitlich mag das ein Vorteil und eine Sicherheit für Firmen und Beschäftigte sein, aber gerade jetzt in der kalten Jahreszeit wird auch ein Nachteil deutlich. Beziehungsweise: zusätzliche Kosten, die man zunächst nicht unbedingt auf dem Schirm hat.

Wer auf einmal nicht mehr 40 Stunden pro Woche im Büro verbringt, sondern am umfunktionierten Küchentisch, der steigert selbstredend neben Strom- und Wasserverbrauch auch die Heizkosten. Plötzlich will die Wohnung oder das Haus permanent geheizt werden, wo man zuvor die Heizung vor dem Aufbruch zur Arbeit herunterdrehte und sie erst nach Feierabend wieder anschmiss. Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox müssen Menschen, die in den Wintermonaten statt ins Büro zu fahren komplett von zu Hause aus arbeiten, mit einem um rund 4 Prozent höheren Heizbedarf rechnen. Je nach Heizsystem könnten dadurch Mehrkosten von bis zu 45 Euro anfallen.

Homeoffice
Wer in den Wintermonaten im Homeoffice arbeitet, hat plötzlich höhere Heizkosten. © Sebastian Gollnow/dpa

Corona: Höhere Heizkosten durch Homeoffice - bis zu 45 Euro mehr

Verivox macht folgende Rechnung auf: Bleibe ein Arbeitnehmer von Oktober bis einschließlich März durchgehend im Homeoffice, müsse er an etwa 120 Tagen mehr heizen als üblich. Werde die Wohnung bei einem achtstündigen Arbeitstag drei Grad wärmer beheizt als während der Außer-Haus-Tätigkeit, ergebe sich unter dem Strich ein Heizmehrbedarf von 4 Prozent. Beim Heizen mit Gas mache das bei einen Durchschnittsverbrauch Mehrkosten von 45 Euro aus. Bei einer Ölheizung müsse eine Steigerung in Höhe von rund 33 Euro eingeplant werden. Die Berechnungen beruhen auf den durchschnittlichen Energiepreisen im Oktober 2020.

Ein Grund, weshalb der Bund am Montag (30.11.2020) Steuerentlastungen beschlossen hat, die Beschäftige im Homeoffice vor Mehrkosten schützen sollen. Dabei geht es nicht nur um höhere Strom- und Heizkosten, sondern auch ein steuerlich absetzbares Arbeitszimmer dürften die wenigsten haben - normalerweise erkennt das Finanzamt die Kosten für den heimischen Arbeitsplatz nur unter bestimmten sehr restriktiven Bedingungen an, etwa wenn ein Zimmer nahezu ausschließlich beruflich genutzt wird. Das soll sich mit der Pauschale nun ändern.

Mehr Heizkosten im Homeoffice: Steuerentlastung soll Beschäftigte schützen

Für jeden Tag Homeoffice soll es eine Pauschale von 5 Euro geben, für maximal 100 Arbeitstage im Jahr - also höchstens 500 Euro, hieß es von der SPD. Wichtig: Es handelt sich dabei nicht um zusätzliches Geld, sondern um einen Betrag, der bei der Steuerberechnung vom Einkommen abgezogen wird. Das zu versteuernde Einkommen wird dadurch kleiner und die fälligen Steuern sinken. Unklar blieb zunächst noch, ob die Regelungen schon bei der Steuererklärung für 2020 gelten sollen. Sie werden voraussichtlich aber erst einmal auf zwei Jahre befristet.

Die neue Regelung wurde von vielen Seiten wie etwa dem Deutschen Gewerkschaftsbund begrüßt, aber Kritik kam von der Opposition: Der Vorschlag der Koalition „kommt zu spät und greift zu kurz“, erklärte FDP-Fraktionsvize Christian Dürr. Er forderte eine Pauschale von 100 Euro im Monat. Der Linken-Politiker Fabio de Masi kritisierte, dass Arbeitgeber bei Kosten für das Homeoffice „vollständig aus der Pflicht genommen“ würden. Die Pauschale begünstige über den Steuerabzug höhere Einkommen und dürfe nicht unter die automatische Werbungskostenpauschale fallen. Ob die Homeoffice-Pauschale in den 1000 Euro-Pauschbetrag miteingerechnet wird oder extra dazu kommt, war am Montag noch unklar.

Heizkosten steigen auch ohne Homeoffice in Corona-Pandemie

Doch zurück zu den Heizkosten: Ob Homeoffice oder nicht, mit höheren Heizkosten müssen die meisten 2021 rechnen. Verivox-Energieexperte Thorsten Storck: „Verbraucher müssen sich im kommenden Jahr auf deutlich höhere Heizkosten einstellen. Wer von zu Hause arbeitet sogar in doppelter Hinsicht.“ Hauptgrund ist der neue Preisaufschlag für das freigesetzte Kohlendioxid (CO2) von zunächst 25 Euro je Tonne.

Außerdem kehrt nach der vorübergehenden Senkung die Mehrwertsteuer wieder auf das alte Niveau zurück. Auch Heizöl wird wegen der CO2-Abgabe teurer. Nach Beobachtungen der Vergleichsportale Check24 und Verivox haben bislang fast 300 Gas-Grundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich mehr als 6 Prozent angekündigt. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden führe das zu Mehrkosten von über 90 Euro. (Ines Alberti mit dpa und AFP)

Leitartikel zur Steuerpauschale für Beschäftigte im Homeoffice: Wie viel muss und kann der Staat leisten? Olaf Scholz bremst weitere Kosten aus guten Gründen.

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