In der katholischen Kirche in Mecklenburg hat Weihbischof Norbert Werbs eingeräumt, dass fünf inzwischen verstorbene Geistliche Minderjährigen sexuell missbraucht hatten. Auf die Zahl der Austritte hat sich das bislang nicht ausgewirkt. “In Gesprächen mit Gemeindemitgliedern erlebe ich aber immer wieder eine große Betroffenheit“, erklärte der Schweriner Propst Horst Eberlein in Interviews.
Das Standesamt Magdeburg in Sachsen-Anhalt verzeichnet keine vermehrten Kirchenaustritte. In Halle an der Saale gab es seit Jahresbeginn 80 Abmeldungen, sieben mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Drei Viertel der Austritte gab es dort aus der evangelischen Kirche.
Auch in Thüringen hat das Bekanntwerden der Missbrauchsfälle nicht zu mehr Kirchenaustritten geführt. Pro Jahr verlieren die beiden großen christlichen Kirchen dort ein bis zwei Prozent ihrer Mitglieder. 2010 wird sich der Schwund nach Ansicht von Sprechern beider Kirchen nicht verstärken. “Es wird heftig diskutiert“, sagt Peter Weidemann, Sprecher des Bistums Erfurt. Doch für die meisten ist eine Abkehr von der Kirche keine Alternative. Hauptursache für die Austritte sei die zu hohe Kirchensteuer, betont auch er.
Nach Angaben der Standesämter kehrten in Erfurt 342 und in Jena 233 Gläubige der Kirche in den vergangenen zwölf Monaten den Rücken. Das sei kaum mehr als in den Jahren zuvor. Die Zahl der Thüringer Katholiken ist nach Angaben des Ladensamtes für Statistik seit 1990 von 250.000 auf unter 180.000 gefallen, vor allem wegen Todsfällen und Abwanderung. Durch Austritte gingen 15.000 verloren. Die Zahl der Thüringer Protestanten ist seit der Wende von über 850.000 auf 531.000 gesunken.
dapd