Faulenzen und Nichtstun rücke in den Hintergrund und werde zeitlich kürzer ausgeübt. Vorab veröffentlichte Ergebnisse aus der Studie hatten gezeigt, dass viele Deutsche abends eine Stunde oder mehr brauchen, um überhaupt abzuschalten - womöglich auch, weil sie ständig erreichbar sind. „Besorgniserregend“ ist für Reinhardt auch, dass kulturelle Veranstaltungen und das Ehrenamt für die Befragten zuletzt nur noch eine untergeordnete Rolle spielten.
Der Freizeit-Monitor gibt seit 1986 jährlich Auskunft zum Freizeitverhalten der Deutschen. Für die aktuelle Untersuchung wurden im Juli dieses Jahres etwa 2000 Menschen ab 14 Jahren persönlich befragt.
Rund 40 Prozent der Deutschen über zehn Jahren Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Dabei sind Männer eher im Sport engagiert, Frauen helfen dafür öfter in Schulen und Kindergärten oder engagieren sich im sozialen Bereich. Das ergab die Studie "Wie die Zeit vergeht - Ergebnisse zur Zeitverwendung in Deutschland" des Statistischen Bundesamts, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Dafür wurden von August 2012 bis Juli 2013 etwa 5000 Haushalte mit rund 11.000 Menschen befragt.
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) lobte die hohe Hilfsbereitschaft der Deutschen für die wachsende Zahl an Flüchtlingen: "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die große Herausforderung ohne freiwilliges Engagement, nicht stemmen können."
Insgesamt arbeiteten volljährige Deutsche im Untersuchungszeitraum 2012/2013 im Schnitt gut 45 Stunden pro Woche. Hiervon entfielen rund 20,5 Stunden auf Erwerbstätigkeit, fast zwei Stunden mehr als im Vergleichszeitraum 2001/2002. Frauen arbeiten heute mit rund 16 Stunden pro Woche fast drei Stunden mehr im Job als noch vor elf Jahren.
Weil die unbezahlten Tätigkeiten von Frauen, etwa Betreuung von Angehörigen und Haushaltsführung, nicht in gleichem Maße gesunken sind, arbeiten sie insgesamt mehr als Männer. Der Unterschied beträgt durchschnittlich eine volle Stunde pro Woche, wie der Präsident des Statistischen Bundesamts, Roderich Egeler, bei der Vorstellung der Studie sagte. Zugleich haben Männer rund eine halbe Stunde mehr Freizeit am Tag.
"Wenn Kinder im Haushalt leben, erhöht sich die Arbeit ganz erheblich", erläuterte Egeler. Demnach haben Männer und Frauen mit Kindern rund zehn Stunden mehr Arbeit pro Woche als Kinderlose. Während sich bei Frauen der Anteil der unbezahlten Arbeit auf rund 40 Stunden pro Woche fast verdoppelt, steigt bei Männern vor allem die Belastung durch die Erwerbstätigkeit um rund sieben Wochenstunden.
"Eltern sind heute stärker gefordert als noch vor einem Jahrzehnt", sagte Schwesig. Sie betonte vor allem zwei Ergebnisse der Untersuchung: Zum einen sinkt demnach der Anteil der Erwerbsarbeit bei Frauen mit Kindern deutlich im Vergleich zu Kinderlosen. Das führt bei Frauen zu niedrigeren Einkommen und Renten. Zum anderen gab rund ein Drittel der männlichen Befragten an, dass sie sich weniger Erwerbsarbeit und mehr Zeit für ihre Kinder wünschten. Schwesig plädierte deshalb für familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle.
dpa/Afp