Doch die 60-Jährige lässt sich nicht einschüchtern. Sie holt sich das Papier zurück und trägt es bis zum Ende vor. Einige Gottesdienstbesucher verlassen die Kirche, andere hören zu.
Der Pfarrer verweist die Frauen aus der Kirche. Außerdem nimmt er die Sicherung für das Glockengeläut heraus, die Glocken haben seitdem in Forst nicht mehr geläutet. Der geplante Gottesdienst findet nicht statt.
Gressel kann nicht glauben, was er an diesem Tag in der Kirche erlebt hat. „Sowas hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können“, sagt er. „Wie im Mittelalter!“ Er will nun erstmal nicht mehr die Orgel in der Kirche spielen. „Ich erwarte, dass der Pfarrer auf die Frauen zugeht“, sagt er. Bisher sei das aber nicht passiert. Auch für eine Stellungnahme war Pfarrer Heck nicht erreichbar.
Rainer Gressel ist enttäuscht von seinem Pfarrer. „Wenn er sich keine kontroverse Meinung anhören kann, ist er falsch für diesen Job“, sagt er und findet noch härtere Worte: „Er ist fromm und dumm.“
Der Pfarrer sei nie angegriffen worden, betont Gressel. Es sei immer nur um die Rolle der Frauen in der Kirche gegangen. „Sie müssen mehr Freiraum bekommen“, findet der 69-Jährige. Alles andere sei nicht zeitgemäß. Vor allem schmerzt ihn und seine Frau aber, dass auch die Gemeinde so gespalten ist bei diesem Thema. Es seien böse Worte gefallen.
Am Freitag reagierte auch das Bistum Würzburg auf den Vorfall und zitierte Generalvikar Thomas Kessler: Der Pfarrer habe offenbar „in seiner emotionalen Erregung unglücklich reagiert“. Überall sei es im Zusammenhang mit Maria 2.0 wichtig, dass beide Seiten einander zuhören, betonte Kessler.
Die Gressels wollen nun abwarten, wie es nach dem Eklat zu Mariä Himmelfahrt weitergeht. „Wir sind nach wie vor gesprächsbereit“, betonen sie. Zumindest einen positiven Nebeneffekt gebe es nach dem Rauswurf der Frauen aus der Kirche, findet Gressel: „Jetzt wird wenigstens intensiv über Maria 2.0 gesprochen.“
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kwo