Im Gegensatz zu den sogenannten ersten beiden Generationen der Linksterroristen verstand es die späte RAF, sich zu tarnen. Bis heute ist noch nicht mal genau bekannt, wie viel Personen ihr überhaupt angehörten und sich an dem Amoklauf gegen die Bundesrepublik beteiligten. Die meisten RAF-Verbrechen seit 1985 – Morde, Sprengstoffanschläge, Raubüberfälle – sind nie aufgeklärt worden. Einige Täter leben wohl bis heute unbehelligt.
RAF-Terroristen töteten in 28 Jahren insgesamt 34 Menschen. Die Extremisten verstanden sich als Revolutionäre und wollten mit ihrem bewaffneten Kampf den Sturz der Bundesrepublik herbeiführen, die sie für faschistisch hielten. Herrhausen war nicht das letzte Opfer der RAF. Anderthalb Jahre später erschoss ein Scharfschütze den Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder, und im Juni 1993 starb der GSG-9-Beamte Michael Newrzella bei einem Schusswechsel mit zwei RAF-Terroristen auf dem Bahnhof von Bad Kleinen. Den tödlichen Schuss feuerte RAF-Mann Grams ab, bevor er sich selbst erschoss. Im April 1998 erklärte sich die Terrorgruppe für aufgelöst.
Sieben Monate nach dem tragischen 30. November 1989, an dem RAF-Terroristen Alfred Herrhausen ermordeten, detonierte eine ähnliche Sprengfalle in Bonn. Damit wollte die Rote Armee Fraktion den Staatssekretär im Bonner Innenministerium, Hans Neusel, umbringen. Neusel hatte Glück. Weil sein Fahrer Urlaub hatte, saß er selbst am Steuer seines Dienstwagens und nicht wie gewohnt auf dem rechten Rücksitz. Das rettete ihm das Leben.
Von Sven Weidlich
Alfred Herrhausen wird vor 30 Jahren mitten in Bad Homburg von einer Bombe der RAF getötet. Den Zeugen des Attentats haben sich die Erinnerungen eingebrannt.*
Dieser Text ist erstmalig in der Ausgabe der Frankfurter Neuen Presse vom 26. November 2009 erschienen. Zum 30. Todestag am 30. November 2019 Herrhausens hat sie den Artikel aus dem Archiv geholt. Die Frankfurter Neue Presse gehört zum bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.
*fnp.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.