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George Floyd-Fall in Deutschland: Video zeigt wie Hamburger Polizisten Schwarzen quälen

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Drei Polizisten drücken einen dunkelhäutigen Mann gewaltsam zu Boden. „Du wirst mich umbringen“, schreit dieser. Man fühlt sich irgendwie an das Video von George Floyds Tod erinnert - doch es handelt sich um eine Szene, die sich so in Hamburg abgespielt haben soll.

Hamburg - Nachdem die Hamburger Polizei wegen ihrer Einsatz-Taktik bei den George-Floyd-Demos am 6. Juni bereits in die Kritik geraten ist*, erheben sich nun neue Vorwürfe gegen die Beamten. Verantwortlich ist ein Video, das zurzeit in den sozialen Medien verbreitet wird. Wieder kritisiert man rassistisches Verhalten, wieder ist der Einsatz von Gewalt Thema. Die Parallelen zu dem Fall George Floyd sind stark und gleichermaßen erschreckend.

Stadt in Deutschland Fläche\tHamburg
Fläche1755,2 Quadratkilometer
Bevölkerung1,899 Millionen (30. Dez. 2019)
BürgermeisterPeter Tschentscher
Vorwahl040

Polizei Hamburg wegen Video in der Rassismus-Kritik: Gewaltvolle Szenen erinnern an den Fall George Floyd

Der Unterschied zu den jüngsten Ereignissen in der Hamburger Innenstadt vom 6. Juni: Die Szenen, die sich in dem Video abspielen, fanden bereits einige Monate vor den Anti-Rassismus-Demos in Hamburg statt. Es zeigt einen Vorfall, der sich am 11. August 2019 in Hamburg-Horn abgespielt haben soll.

Der brutale Polizeieinsatz in Hamburg soll sich nach einem Parkverstoß ereignet haben. Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet, hatte ein französischer Staatsbürger sein Auto falsch geparkt, das Fahrzeug sollte daraufhin abgeschleppt werden. Als er davon erfuhr, wollte der Mann vom Ort des Geschehens flüchten. Polizisten wollten ihn aufhalten. „Dann ist er festgehalten worden, dann gab es ein Handgemenge und dann kam – so jedenfalls ist die Berichtslage der Polizei – es zu dieser Situation, dass der Betroffene am Boden lag und festgehalten wurde“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) am Dienstag in der Landespressekonferenz.

Das Video zeigt, wie ein Polizist dem Mann auf das Gesicht presst und ihn mithilfe von zwei anderen Polizeikollegen auf den Boden drückt. „Hast du ihn?“, „Zieh den Arm da längs, Mensch!“, „Er muss kriegen!“ rufen sich die Polizisten untereinander zu. Der Franzose fleht sie an, damit aufzuhören - vergeblich.

Drei Polizisten drücken einen schwarzhäutigen Mann vor einem Auto zu Boden.
Drei Männer drücken einen farbigen Mann zu Boden: In den sozialen Medien verbreitet sich ein Video von einem Vorfall aus Hamburg. (24-hamburg.de-Montage) © Screenshot Twitter/ Emily Laquer

Die Aufnahmen erinnern stark an den brutalen, durch Polizeigewalt verursachten Mord an Afroamerikaner George Floyd* in den USA: Das Opfer wirkt ohnmächtig, fleht um sein Leben. In seiner Landessprache sagt er zu dem Beamten direkt über ihm: „Du wirst mich umbringen“ (Floyds Hilferuf war: „I can‘t breathe!“) Doch der Polizist springt darauf nicht an, drückt den Mann weiter auf den Boden.

Nach Video von Polizeieinsatz in Hamburg-Horn: Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen wieder auf

Der Fall soll nach Informationen des NDR bereits im vorherigen Jahr von der Staatsanwaltschaft geprüft worden sein. Der Vorwurf lautete damals Körperverletzung, doch die Ermittlungen wurden fallen gelassen. Diese seien nun wieder vom „Dezernat Interne Ermittlungen“ wieder aufgenommen worden, das vermeldete die Polizei Hamburg auf Twitter.

Auf Nachfrage des Hamburger Abendblatts verkündete Andy Grote (SPD) am Dienstag (9. Juni), dass ihm das Video bekannt sei. „Wenn man sich das jetzt ansieht, wirft es ein paar Fragen auf“, sagte der Innensenator.  „Aufgrund des aufgetauchten Videomaterials wird der Vorfall nochmal neu untersucht“.

Nach brutalem Video: Kritik am Polizei-Einsatz vor allem aus linkem Spektrum

Das besagte Video löst vor allem im linkspolitischen Spektrum harsche Kritik am Vorgehen der Polizei aus. Unter anderem äußerte sich Deniz Celik, der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, zu den Aufnahmen. Er twitterte unter Verwendung des Hashtags „#blacklivesmatter“ : „Unter massiver Gewalteinwirkung wird ein Schwarzer von 3 Polizisten auf den Boden gedrückt und ringt im Würgegriff nach Luft. Der schockierende Einsatz soll in #Hamburg-Horn erfolgt sein und muss Konsequenzen haben!“

Gegenüber dem Hamburger Abendblatt ergänzte Celik später: „Dass interne Ermittlungen aufgenommen wurden ist das Mindeste und wir erwarten auch, dass der Frage nach möglicherweise rassistischen Motiven nachgegangen wird.“ Er betonte weiterhin, dass sich die Linksfraktion für die Einführung einer unabhängigen Beschwerdestelle stark machen wolle. Bei einem anderen Vorfall im Juli 2020 reagierte die Polizei Hamburg selbstständig. Vorwurf: unnötig heftige Faustschläge ins Gesicht eines am Boden liegendes Mannes. Der Vorfall wird intern geprüft. Die angebliche Polizeigewalt geschah am Bahnhof Billstedt*.

Als Mitglied der Interventionistischen Linken ist auch die Aktivistin Emily Laquer zum Thema Polizeigewalt auf Twitter sehr aktiv. Sie verbreitete nach den Anti-Rassismus-Demos am 6. Juni in ein Video, das zeigt, wie die Polizei Hamburg an dem Tag 36 Jugendliche festhielt. Für dieses Vorgehen wirft sie den Beamten ein rassistisches Verhalten vor - denn unter den Jugendlichen befanden sich auch einige Personen mit Migrationshintergrund. Die Kollegen von FR.de berichteten darüber ausführlich.

Anlässlich des Videos, welches den brutalen Polizeieinsatz in Hamburg-Horn dokumentiert, kritisiert Emily Laquer auch Innensenator Andy Grotes Stellungnahme „Sowas darf nicht noch einmal passieren!“. Damit meine er die nicht eingehaltenen Coronavirus-Abstandsregelungen während der Demos am 6. Juni, nicht jedoch die Polizeigewalt in Hamburg. Deutlich tragischer endete ein Einsatz der Amsterdamer Polizei. Sie erschossen den Hamburger Influencer Sammy B. der wirr und mit Messer in einem Hinterhof stand.

Quelle: 24hamburg.de

* 24hamburg.de, fr.de und tz.de sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

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